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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman
Autoren: Jeffrey Archer
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Ecke auf der anderen Seite des Gerichtssaals geöffnet und der Gerichtsdiener tauchte wieder auf. Ihm folgten sieben Männer und fünf Frauen, die ein Urteil fällen sollten. Sie setzten sich in freier Platzwahl auf die Geschworenenbänke – sechs vorn, sechs hinten. Fremde, die nichts weiter gemeinsam hatten, als zufällig für diesen Prozess ausgewählt worden zu sein. Zwei oder drei von ihnen sahen sich im Gerichtssaal wie Tiere um, die in eine Falle geraten waren und nach einem Fluchtweg suchten.
    Als sie sich gesetzt hatten, erhob sich der beisitzende Richter von seinem Platz und wandte sich an die Geschworenen. »Meine Damen und Herren Geschworene«, sagte er. »Der Angeklagte vor Ihnen, Daniel Arthur Cartwright, wird des Mordes beschuldigt. Er hat nicht schuldig plädiert. Es ist nun Ihre Aufgabe, sich die Beweise anzuhören und zu entscheiden, ob er schuldig ist oder nicht.«

2
    Richter Sackville sah zu der Bank unter ihm. »Mr. Pearson, bitte eröffnen Sie den Fall für die Krone.«
    Ein kleiner, dicklicher Mann erhob sich langsam von der Bank der Anklage. Staatsanwalt Arnold Pearson schlug die dicke Akte auf, die auf dem vor ihm stehenden Rednerpult lag. Er berührte sich an der oft getragenen Perücke, fast so, als ob er sicherstellen wollte, dass er sie auch wirklich aufgesetzt hatte, dann krallte er sich in das Revers seines Anwaltstalars; eine Angewohnheit, die er seit nunmehr dreißig Jahren pflegte.
    »Mit freundlicher Erlaubnis Eurer Lordschaft«, fing er langsam und gewichtig an, »übernehme ich diesen Fall als Vertreter der Krone, während mein hochverehrter Herr Kollege …« – er suchte in den Papieren vor ihm nach dem Namen – »… Mr. Alex Redmayne die Verteidigung übernimmt. Es handelt sich um einen Fall von Mord, Euer Lordschaft. Um den kaltblütigen und berechnenden Mord an Mr. Bernard Henry Wilson.«
    Die Eltern des Opfers saßen in der hintersten Reihe des Zuschauerraumes, ganz in der Ecke. Mr. Wilson sah zu Danny, unfähig, die Enttäuschung in seinen Augen zu kaschieren. Mrs. Wilson starrte mit glasigem Blick ins Leere, das Gesicht totenbleich, wie eine Trauernde auf einer Beerdigung. Obwohl die tragischen Ereignisse um den Tod von Bernie Wilson das Leben von zwei Familien im East End, die seit mehreren Generationen eng befreundet gewesen waren, für immer verändert hatte, war das außerhalb von etwa zwei Dutzend Straßen rund um die Bacon Road in Bow kaum bemerkt worden.
    »Im Laufe dieser Verhandlung werden Sie erfahren, wie der Angeklagte«, fuhr Pearson fort und fuchtelte in Richtung der Anklagebank, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, Danny anzuschauen, »das Opfer Mr. Wilson in ein Schanklokal in Chelsea lockte, am Abend des 18. September 1999, wo er seinen brutalen, vorsätzlichen Mord beging. Zuvor hatte er die Schwester von Mr. Wilson …« Wieder nahm er Zuflucht zu seinen Papieren. »… Elizabeth Wilson, in das Restaurant Lucio in der Fulham Road ausgeführt. Das Gericht wird erfahren, dass Cartwright Miss Wilson die Ehe angetragen hat, als er erfuhr, dass sie schwanger war. Anschließend rief er auf seinem Mobiltelefon Mr. Bernard Wilson an und lud ihn ins Dunlop Arms ein, ein Schanklokal an der Hambledon Terrace in Chelsea, um dort gemeinsam zu feiern. Miss Wilson hat bereits schriftlich ausgesagt, dass sie dieses Schanklokal noch nie zuvor aufgesucht hatte, während Cartwright sich dort offenkundig gut auskannte, wie die Krone belegen wird, denn er hatte es nur aus einem einzigen Grund ausgesucht: weil die Hintertür in eine stille Gasse führt, ein idealer Ort für jemanden, der einen Mord beabsichtigt, einen Mord, den Cartwright später einem völlig Fremden anlastete, der zufällig in dieser Nacht ebenfalls Gast im Schanklokal war.«
    Danny starrte zu Mr. Pearson. Wie konnte er nur mit solcher Sicherheit von den Ereignissen jener Nacht erzählen, wo er doch gar nicht dort gewesen war? Aber Danny machte sich keine allzu großen Sorgen. Schließlich hatte ihm Mr. Redmayne versichert, dass seine Version der Geschichte während der Verhandlung ans Licht kommen würde. Trotz der wiederholten Versicherungen seines Anwalts gab es zwei Dinge, die Danny Kummer bereiteten: Alex Redmayne war sogar noch jünger als er und dies war erst sein zweiter Fall.
    »Doch Cartwright hat Pech«, fuhr Pearson fort, »die anderen vier Gäste, die sich an diesem Abend im Dunlop Arms aufhielten, widersprechen seiner Darstellung. Ihre Zeugenaussagen sind nicht nur lückenlos,
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