Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
was er wollte. Er hielt inne, damit die Geschworenen die Fotos genau betrachten konnten. Die Narbe musste unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt sein, bevor er die Frage stellte, die Craig zweifelsohne nicht vorhergesehen hatte.
    »Wann hatten Sie zum ersten Mal telefonischen Kontakt mit Chefinspektor Fuller?«
    Es trat wieder Stille ein, während Craig – wie alle anderen im Gericht, mit Ausnahme von Alex – überlegten, welchen Sinn diese Frage haben mochte.
    »Ich weiß nicht genau, was Sie meinen«, erwiderte Craig schließlich.
    »Lassen Sie mich Ihr Gedächtnis auffrischen, Mr. Craig. Sie haben Chefinspektor Fuller am 23. Oktober letzten Jahres angerufen, an dem Tag, bevor Sie ihn an einem unbekannten Ort trafen, um ihm die Fotos zu übergeben, die Danny Cartwrights Narbe zeigten. Aber wann hatten Sie zum ersten Mal Kontakt mit ihm aufgenommen?«
    Craig überlegte krampfhaft, wie er die Beantwortung von Sir Matthews Frage vermeiden konnte. Er sah zum Richter, hoffte auf ein Zeichen. Er erhielt keines.
    »Er war der Polizist, der ins Dunlop Arms kam, nachdem ich den Notruf gewählt hatte, als ich Zeuge geworden war, wie Danny Cartwright seinen Freund erstach«, brachte er schließlich heraus.
    »Seinen Freund«, sagte Sir Matthew rasch, damit es ins Protokoll aufgenommen wurde, bevor der Richter eingreifen konnte. Alex lächelte angesichts der Cleverness seines Vaters.
    Richter Hackett runzelte die Stirn. Er wusste, er konnte Sir Matthew jetzt nicht mehr davon abhalten, das ursprüngliche Verfahren zur Sprache zu bringen, da der Zeuge das Thema selbst aufgebracht hatte. »Seinen Freund«, wiederholte Sir Matthew und sah die Geschworenen an. Er erwartete, dass Arnold Pearson aufspringen und ihn unterbrechen würde, aber am anderen Ende der Anwaltsbank rührte sich nichts.
    »Bernard Wilson, seinen Freund. So war es im Protokoll der Verhandlung nachzulesen«, sagte Craig selbstsicher.
    »In der Tat«, bestätigte Sir Matthew. »Ich werde mich später noch auf dieses Protokoll beziehen. Aber jetzt möchte ich zu Chefinspektor Fuller zurückkehren. Als Sie ihm das erste Mal begegneten, nach dem Tod von Bernard Wilson, da machten Sie eine Aussage.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Genauer gesagt, machten Sie drei Aussagen, Mr. Craig: die erste 37 Minuten nach der Messerattacke, die zweite hielten Sie im Laufe der Nacht schriftlich fest, weil Sie nicht schlafen konnten, und die dritte tätigten Sie einige Monate später, als Sie bei der Verhandlung von Danny Cartwright als Zeuge auftraten. Ich bin im Besitz aller drei Aussagen, und ich muss zugeben, Mr. Craig, dass sie bemerkenswert stimmig sind.« Craig sagte dazu nichts, er wartete auf den Haken. »Ich wundere mich jedoch über die Narbe auf Danny Cartwrights linkem Bein, denn in Ihrer ersten Aussage heißt es …« Alex reichte seinem Vater ein Blatt Papier, von dem er ablas. »… da sah ich, wie Cartwright ein Messer von der Bar mitnahm und der Frau und dem anderen Mann nach draußen folgte. Einige Augenblicke später hörte ich einen Schrei. Da rannte auch ich in die Gasse hinaus und sah Cartwright, der Wilson mehrmals in die Brust stach. Daraufhin kehrte ich in die Bar zurück und rief
sofort
die Polizei an.« Sir Matthew sah auf. »Möchten Sie dieser Aussage noch etwas hinzufügen?«
    »Nein«, erklärte Craig mit fester Stimme. »Genau so ist es gewesen.«
    »Dann muss ich Sie fragen, Mr. Craig, was Sie mit
sofort
meinten, denn laut Ihrer Aussage telefonierten Sie erst 17 Minuten, nachdem Danny Cartwrights Verlobte Beth Wilson den Notarzt angerufen hatte, mit der Polizei. Man fragt sich, was Sie in dieser Zeit …«
    »Sir Matthew«, unterbrach der Richter, überrascht, dass Pearson nicht aufgesprungen war und eingegriffen hatte. Der jedoch saß mit verschränkten Armen reglos auf seinem Platz. »Können Sie uns nachweisen, dass diese Fragen relevant sind, eingedenk der Tatsache, dass der einzige noch offene Anklagepunkt die Flucht Ihres Mandanten aus dem Gefängnis ist?«
    Sir Matthew ließ sich mit der Antwort genug Zeit, dass die Geschworenen neugierig wurden, warum ihm nicht erlaubt wurde, seine Frage zu stellen. Dann sagte er: »Nein, das kann ich nicht, Euer Lordschaft. Allerdings möchte ich eine andere Frage stellen, die für diesen Fall relevant ist, nämlich die Frage nach der Narbe auf dem linken Bein des Angeklagten.« Erneut stellte er Blickkontakt mit Craig her. »Mr. Craig, darf ich davon ausgehen, dass Sie nicht gesehen haben, wie man
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher