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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition)
Autoren: Petra Hammesfahr
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zärtlich gewesen war, eine Frau töten könnte, gelang ihr einfach nicht. Etwas sprach ja auch immer noch dagegen. Dieser Ruf hinter ihr, als sie vom Teich und den Enten zurück zu Norberts Auto rannte. «Bleib stehen, verdammt noch mal, bleib stehen, Karen.»
     
    Und dann kam Klinkhammer. Sie freute sich, ihn zu sehen, freute sich wirklich. Ihr Lächeln in den ersten Minuten war echt. Seines dagegen fiel ähnlich verkrampft aus wie an dem Samstagmorgen, als er ihren Sohn mit dem Goldfisch unterhielt, der keine Schaumbäder vertrug.
    Nach inzwischen mehr als sechs Wochen Klinikaufenthalt hatte Klinkhammer einen ähnlichen Anblick erwartet wie den, der ihm noch vor Augen schwebte, eine junge Frau im Bademantel, aufrecht in ihrer Diele stehend – oder wenigstens im Bett sitzend, eine Zeitung lesend oder ein Buch. Aber sie lag, um die linke Hüfte nicht unnötig zu belasten. Nur das Kopfteil vom Bett war ein wenig hochgestellt.
    Ihr Gesicht konnte er kaum anschauen, zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und sagte: «Ist eine Weile her, dass wir uns zum letzten Mal gesehen haben. Wahrscheinlich erinnern Sie sich gar nicht. Sie lagen auf einem Fußboden, und ich bin über Sie gestolpert.»
    «Mein Mann hat mir erzählt, dass Sie mich gefunden haben», sagte sie. «Aber daran erinnerte ich mich noch, ich war nur nicht sicher, ob ich es mir eingebildet hatte. Ich hatte nämlich die ganze Zeit auf Sie gewartet. Sie wollten mir doch ein Foto von Pitter Karotte zeigen. Und ich dachte, wenn ich mich nicht bei Ihnen melde, suchen Sie bestimmt nach mir.»
    «Kolbe», sagte Klinkhammer. «Peter Kolbe heißt er. Von ihm komme ich gerade, wir hatten eine aufschlussreiche Unterhaltung. Und ich möchte, dass Sie sich das einmal anhören.»
    Ihr Lächeln erlosch, als er das kleine Aufnahmegerät aus der Tasche zog und die Wiedergabetaste drückte. Er wusste nicht, wohin er schauen sollte, betrachtete einen üppigen Blumenstrauß auf ihrem Nachttisch. Jetzt nur keinen Blick in ihr Gesicht werfen. Er war sicher, dass sie weinte. Hin und wieder gab sie Laute von sich – wie unterdrückte Schluchzer.
    «Ich hätte Ihnen das gerne erspart», sagte er, als Kolbes Stimme endlich verstummt war. «Herr Scheib war dagegen, dass ich damit zu Ihnen komme, aber ich dachte …»
    «Wussten Sie, dass Herr Scheib vom BKA ist?», unterbrach sie ihn. «Ich meine, wussten Sie es schon an dem Samstagmorgen, als Sie mit ihm bei uns waren?» Auf eine Antwort wartete sie nicht, sprach rasch weiter, als wolle sie ihn nicht mehr zu Wort kommen lassen. «Oliver Lohmann sagte, er fuhr ein Auto mit Wiesbadener Nummer. Und der Vater von Barbaras Freund hatte ihm erklärt, dass in Wiesbaden das BKA sitzt. Und dass die sich nicht um so etwas wie einen einfachen Mord kümmern, nur um ganz große Sachen – wie die aus der Zeitung.»
    «Ja», sagte Klinkhammer. «Hat der Vater von Barbaras Freund Oliver Lohmann sonst noch was erzählt, zum Beispiel, welchen Wagen Ihr Mann fährt?»
    Sie nickte nur.
    «Herr Scheib wird sich freuen, das zu hören», sagte er. «Man hatte ihn nämlich vom Dienst suspendiert, weil man annahm, er hätte Ihnen Lohmann ins Haus geschickt.»
    Sie lachte, aber es konnte auch ein Schluchzen sein.
    «Was hat Oliver Lohmann Ihnen denn sonst noch erzählt?», bohrte Klinkhammer weiter. «Dass er Ihre Tochter zweimal angerufen und danach sehr wahrscheinlich auch noch mit Ihrem Mann telefoniert hat?»
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er erzählte ihr, wie Scheib die Sache sah, begann bei dem Freitag, den ihr Mann angeblich mit zwei polnischen Staatsbürgern verbracht haben wollte. Nichts ließ er aus, weder die unreifen Blümchen für Oma noch Margos Chrysler, nicht die Frau des Dachdeckermeisters, ihr Beharren auf einem schwarzen Autodach. Und nicht den vergeblichen Anruf zu Hause, den ihr Mann in Bergheim getätigt hatte.
    Sie sah Marko mit Kevin auf dem Arm in die Diele gehen. «Mach dir keine Sorgen, Schatz, ich weiß schon, was ich tue.» Offenbar hatte er es gewusst, um zehn Uhr zu Hause angerufen hatte er jedenfalls nicht.
    «Die Telefone wurden überprüft», schloss Klinkhammer. «Aber wir wissen nicht, wie Lohmann die Nacht zum Samstag verbracht hat. Vielleicht ist er herumgefahren und hat aus einer Telefonzelle angerufen.»
    Ihre Stimme klang so brüchig, dass es ihm fast das Herz umdrehte. «Wozu? Er hatte doch ein Handy.»
    «Das glaube ich nicht», sagte Klinkhammer fassungslos.
    «Aber ich hab’s gesehen», erklärte sie. «Es lag
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