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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition)
Autoren: Petra Hammesfahr
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Kopf getroffen. Kolbes Reaktion sprach Bände, er presste die Lippen aufeinander und kniff die Augen zusammen. «Das ist ’ne ganz linke Tour, die Sie hier reiten», begehrte er auf. «Das lass ich mir nicht anhängen, die Kleine war ja noch in den Windeln. So was war nie mein Ding. Schauen Sie mal in meine Akten, da steht drin, worauf ich steh.»
    «Das weiß ich, Herr Kolbe», sagte Klinkhammer ruhig. «Und deshalb kommt mir Ihre Beziehung zu Li so komisch vor.»
    «Das war doch ganz was anderes», erklärte Kolbe. «Hab ich doch gesagt, dass sie sich an mich rangemacht hat – und nicht dafür, das hat sich nur so ergeben. War auch nicht übel mit ihr, im Blasen war sie einsame Spitze. Richtig rangelassen hat sie mich nie, musste auch nicht sein, wirklich nicht, steh ich gar nicht drauf. Damals hab ich gedacht, jetzt kann ich die Scheiße lassen. Hab ich auch geschafft – solang sie hier war.»
    «Schon gut», lenkte Klinkhammer ein. «Ich will Ihnen gar nicht die Vergewaltigung eines fünfzehnjährigen Mädchens anhängen. Ich komme Ihnen nicht mal mit unterlassener Hilfeleistung. Ich will von Ihnen nur den Namen des Mannes hören, der Karen Dierden vergewaltigt hat.»
    Kolbe grinste wieder. «Warum halten Sie sich nicht an Li?»
    «Weil Tote keine Auskunft geben», sagte Klinkhammer. «Derselbe Mann hat Li vermutlich umgebracht.
    Kolbe starrte ihn betroffen an. «Nee, echt?»
    «Vermutlich», wiederholte Klinkhammer. «Wir gehen davon aus, dass sie mit ihm zusammen war an dem Freitagnachmittag im September 1990.»
    Kolbe strich sich erschüttert über die Augen und erklärte: «Hätt ich mir eigentlich denken können. Aber ich hab sie gewarnt. Bild dir nicht ein, dass du den Kerl aufs Kreuz legen kannst, hab ich gesagt. Wer sich an der eigenen Schwester vergreift, muss ein eiskalter Hund sein.»
    «Dierden», sagte Klinkhammer und fragte sich, wie Thomas Scheib das aufnehmen würde. «Er ist seiner Schwester an dem Abend im Januar 1988 also gefolgt.»
    «Quatsch», sagte Kolbe, «abgehauen ist er. Ich bin nämlich nur raus, weil ihr Freund sich nicht traute. Dierden war ein Weichei, aber wenn er die Klappe aufriss, konnte man schon meinen, da käm noch ein dickes Ding nach. Ihr Freund hatte Schiss, dass Dierden seine Wut an ihr auslässt. Aber er hat sich gar nicht um sie gekümmert. Sie lief die Straße runter, er warf sich in seine Kiste und zischte ab in die andere Richtung.»
    «Und war da sonst noch jemand?», fragte Klinkhammer.
    Kolbe zuckte mit den Achseln. «Hab ich nicht drauf geachtet. Ich bin wieder rein, hab noch ein Bier getrunken mit ihrem Freund. Und, na ja – dann hab ich sie gefunden, das war mein Heimweg. Gesehen hab ich nix, nur ein paar Geräusche gehört und dass plötzlich einer losrennt. Kam mir komisch vor. Und als ich nachschau, liegt sie da, rührt sich nicht. Ich dacht, sie wär tot. Und wenn ich die Bullen gerufen hätte, die hätten doch sofort mich am Wickel gehabt.»
    «So ungefähr hab ich mir das vorgestellt», sagte Klinkhammer. «Kommen wir noch mal zurück zu dem Psycho. Ich brauche einen Namen, Herr Kolbe.»
    Kolbe lachte böse. «Ich auch, hat Li mir aber nie verraten. Gesehen hab ich ihn mal, so drei, vier Wochen bevor sie weg ist.»
    «Dann können Sie ihn doch bestimmt beschreiben», meinte Klinkhammer.
    Kolbe nickte. «Ein Typ wie Dierden, auch in seinem Alter. Vielleicht fragen Sie Dierden mal, er müsste eigentlich wissen, wie der Typ hieß. Er kannte ihn und hasste ihn wie die Pest. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit, hat Li mir mal erzählt. Sie meinte, er hätte sich nur an sie rangemacht, weil sie mal was mit Dierden hatte. Und dem gönnte er nicht das Schwarze unter dem Fingernagel. Als ich zum zweiten Mal», Kolbe brach ab und setzte neu an: «Sie wissen ja sicher, dass ich damals zweimal auf Staatskosten logiert hab. In der Zeit war Li mit dem Typ zusammen, den ganzen Sommer 89, in der Eifel. Ein paar Leuten hier hat sie weisgemacht, sie lebt bei ihrem Onkel. Von wegen, außer ihrer Oma in Spanien hatte sie keine Verwandtschaft. Und mit dem Onkel hatte sie schon im ersten Jahr rumgemacht, hab ich allerdings erst später erfahren. Hat mich aber nicht gestört, ich hatte ja keinen Exklusivvertrag mit ihr.»
    Und dann erzählte Peter Kolbe, dass Li im Sommer 1988 zuerst in Norberts Wohnwagen und anschließend in einem Zimmer übernachtet hatte, nachts um drei heimlich eingeschmuggelt, angeblich in die Bude eines jungen Mädchens, das seit Jahren tot war.
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