Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition)
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
Bausteine. Eine trug das hellgraue Kostüm mit dem knielangen Rock und Sabine Bergholts Armbanduhr, eine andere das grüne Kleid von Li. Eine trug Elisabeth Brandows Jeans und ihr kleines goldenes Kreuz um den Hals, eine andere den silbernen Anhänger mit dem Sternzeichen Jungfrau, den Angela Karpeling zu ihren Lebzeiten getragen hatte. Einer Puppe war Julia Roberts’ Fußkettchen um ein Handgelenk geschlungen.
    Einer baumelte Marion Schneiders Medaillon vor der Brust, mitsamt der Haarsträhne und einem Foto, das sie wie schlafend auf einer Wiese liegend zeigte, vermutlich war es nach ihrem Tod aufgenommen worden. Das Foto war winzig, das Gesicht darauf nicht größer als ein Stecknadelkopf. Darin hatte Karen unmöglich eine der Frauen aus dem Wochenmagazin erkennen können.
    Schmuckstücke, die nicht so einfach an einer Puppe zu befestigen waren, lagen in der Blechdose, die vor Unzeiten Kekse enthalten haben mochte. Anja Heckels Kreolen, Sabine Bergholts Ohrstecker und ihr Ring aus Platin, darin waren nachträglich kleine Brillanten eingearbeitet worden. Auch Waltraud Habels Ehering lag in der Blechdose, die immer noch in dem Kellergewölbe stand, in dem Karen sie vor vier Jahren entdeckt hatte. Nun lagen dort auch Koffer, Reisetaschen, Handtaschen und der Fotoapparat von Silvia Lenz.
    In einem Kämmerchen unter dem Dach, in dem Marko seine ersten drei Lebensjahre in meist vollen Windeln verbracht hatte, waren die Wände förmlich mit Fotos tapeziert. Die Opfer nach Eintritt des Todes, in allen Stadien der Misshandlungen abgelichtet. Als Kabinett des Grauens bezeichnete es ein Beamter der Kölner Kripo. Man fand auch einige hundert Naturaufnahmen. Großformatige Abzüge, einzelne Bäume, Gruppen von Bäumen, ein Waldsaum mit dichtem Unterholz, zwei Bachläufe, eine Wiese im Abendlicht.
    Marko hatte immer vom Licht geschwärmt. Die Oberstaatsanwältin hatte dafür keinen Blick, sie sprach von einer unsäglichen Verhöhnung. Aller Welt, auch den Angehörigen der Opfer, zu zeigen, wo er sie getötet und ihre Leichen verscharrt hatte.
    Es dauerte Monate, die Fotos regional zuzuordnen und die Gebiete zu lokalisieren, in denen die Gräber lagen. Die Anklage vorzubereiten, brauchte nicht halb so viel Zeit. Marko war dabei keine Hilfe, versuchte weiterhin, Norbert für alles verantwortlich zu machen. Es könne doch niemand ernsthaft annehmen, er sei so verrückt, sämtliche Beweise für eine Mordserie in einem Haus zu deponieren, das ihm gehörte, erklärte er wieder und wieder. Er sei nach dem Tod seiner Tante nur noch selten dort gewesen. Und Norbert habe reichlich Gelegenheit gehabt, alles in die Eifel zu schaffen. Über die einsame Lage des Hauses habe Karen vermutlich bei ihrer Familie berichtet.
    Aber das konnte Karen erst nach dem November 1996 getan haben. Und Li war seit zehn Jahren tot. Norbert war nie in Rabeas Zimmer gewesen. Und dort lag in der muschelförmigen Schale mit Modeschmuck ein Halskettchen mit einem winzigen Schmuckstein, das Norbert als ein Geschenk identifizierte, welches er Mei Li Jau zu Beginn ihrer kurzen Affäre verehrt hatte.
    Norbert hatte auch nicht am Freitag, dem 5. Mai, nach zehn Uhr abends im Haus seiner Schwester zwölf Minuten lang mit Oliver Lohmann telefoniert. Zu beweisen waren sowohl die beiden schlimmen Anrufe als auch ein Gespräch, das darauf gefolgt war – zu einem Zeitpunkt, als Jasmin wieder bei Christa war. Oliver Lohmann hatte für diese Telefonate das gestohlene Handy benutzt und damit auch am Samstagmorgen Markos Handy angerufen. Von welchem Apparat aus Marko ihn am Samstagnachmittag zurückgerufen hatte, konnte nicht ermittelt werden. Vermutlich hatte Marko zu seiner Sicherheit eine Telefonzelle benutzt, als er Oliver auf Karen hetzte. Mit welchen Worten er es geschafft hatte, einen bis dahin zwar verzweifelten, aber nicht zu allem entschlossenen jungen Mann in einen Berserker zu verwandeln, blieb sein Geheimnis.
    Der psychologische Gutachter, den Carmen Rohdecker einschaltete, kapitulierte schnell. Es blieb Scheib überlassen, Marko Stichlers Handlungsweisen und seine Motive vor Gericht zu erläutern. Jona Stichler war ihm dabei eine große Hilfe.
    Sie trug nur hochgeschlossene Blusen mit Stehkragen. Ihr Gesicht war von Narben weitgehend verschont geblieben, weil eine Hausangestellte im ersten Schreck mit einer Hand darüber gewischt und dabei die verbrühte Haut abgestreift hatte. Ihr Hals dagegen sah aus wie der einer uralten Frau.
    Interpol Rom hatte Markos
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher