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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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Stücken ohne Naht und Verzierung und aus jedem Stoffe, nur nicht aus Seide bestehen darf. Eins derselben ist um die Lenden gefaltet, das andere wird über den Nacken und die Schultern geworfen, wobei jedoch der rechte Arm frei bleibt. Der Kopf ist unbedeckt, nur den Greisen und Schwachen wird erlaubt Etwas um denselben zu legen, wenn sie Armen dafür ein Almosen reichen. Schirme sind als Schutzmittel wider die Sonne erlaubt, und arme Pilger ersetzen durch einen Lappen am Ende eines Stabes die Stelle derselben. Der obere Theil des Fußes muß bloß sein; zu diesem Zwecke werden besondere Sandalen angeschafft, oder es wird ein Stück vom Oberleder des Schuhes ausgeschnitten. Der auf solche Weise gekleidete Pilger heißt AI Mohrem. Der Ihram der Frauen besteht in einem weiten Mantel und Schleier, durch welche die ganze Person eingehüllt wird, so daß bei strenger Beobachtung die Handgelenke, die Knöchel und sogar die Augen verdeckt sind.
    Wenn der Ihram einmal angelegt ist, so muß er bis zur Beendigung der Pilgerfahrt getragen werden, wie unangemessen er auch der Jahreszeit oder der Witterung sein mag. Während der Pilger mit demselben bekleidet ist, muß er sich aller Heftigkeit im Ausdrucke, alles wollüstigen Umgangs, aller Zänkereien und Gewaltthätigkeiten enthalten, ja nicht einmal einem Insecte, das ihn belästigt, darf er das Leben nehmen, obgleich eine Ausnahme rücksichtlich der bissigen Hunde, der Skorpione und der Raubvögel gemacht wird.
    Bei der Ankunft in Mekka läßt er das Gepäck in irgend einer Niederlage und begiebt sich, ohne Aufmerksamkeit auf ein weltliches Geschäft, geraden Weges nach der Kaaba, geleitet von einem der Metowefs oder Führer, welche immer zur Hand sind, um Pilgern ihre Dienste anzubieten. Wenn er in die Moschee durch das Bab el Salam, d. i. das Thor der Begrüßung, eintritt, so wirft er sich viermal auf die Erde und wiederholt gewisse Gebete, wenn er unter dem Gewölbe hingeht. Bei der Annäherung an die Kaaba wirft er sich dem Schwarzen Steine gegenüber viermal nieder und küßt hierauf denselben, oder wenn er durchs Gedränge daran verhindert wird, berührt er ihn mit der rechten Hand und küßt dann diese. Nach dem Weggange vom Schwarzen Steine behält er das Gebäude auf der linken Seite und verrichtet die sieben Umgänge, die ersten drei schnell und die letzten vier in langsamem und feierlichem Schritte. Gewisse Gebete werden mit leiser Stimme wiederholt und am Schlusse jedes Umganges wird der Schwarze Stein geküßt. – Der Towaf, d. i. Procession, um die Kaaba war eine Ceremonie, welche lange vor Mohammeds Zeit beobachtet und von beiden Geschlechtern ganz nackend vollzogen wurde. Mohammed verbot diese Entblößung und ordnete den Ihram an. Die weiblichen Hadschdschi halten den Towaf gemeiniglich des Nachts, obschon sie ihn bisweilen unter die Männer gemischt bei Tage verrichten. – Nach Beendigung der sieben Umgänge drückt der Pilger die Brust an die Mauer zwischen dem Schwarzen Steine und dem Thore der Kaaba und bittet mit ausgestreckten Armen um Vergebung seiner Sünden. Hierauf begiebt er sich nach dem Makam, d. i. nach Abrahams Station, wirft sich viermal auf die Erde, bittet um die Vermittelung Abrahams, und von da zur Quelle Zem Zem, und trinkt so viel Wasser, als er schlucken kann.
    Während dieser sämmtlichen Förmlichkeiten hat der ununterrichtete Hadschdschi den Metowef (Führer) nahe bei sich, welcher ihm Gebete zur Wiederholung vormurmelt. Jetzt wird er aus der Moschee durch das Thor Bab el Zafa zu einer mäßigen, ungefähr fünfzig Schritt entfernten Anhöhe, dem Hügel Zafa, geführt, wo er, nachdem er mit aufgehobenen Händen ein Gebet gesprochen hat, den heiligen Gang beginnt. Dieser heißt Saa, d. i. Prüfung, und geht durch eine gerade und ebene Straße, Mesaa genannt, die eine Länge von sechshundert Schritt hat, wie ein Markt mit Buden besetzt ist und sich an dem Platze Merowa endigt. Dieser Gang der Prüfung wird zum Andenken an Hagars Wanderung unternommen, welche über dieselbe Stelle ging, um Wasser für ihren Sohn Ismael zu suchen. Der Pilger geht manchmal langsam wie ein Suchender, dann springt er an einen bestimmten Platz, und schreitet wiederum ernst weiter, bisweilen stehen bleibend und ängstlich rückwärts blickend.
    Nachdem dieser Auf-und Niedergang auf dieser Straße siebenmal wiederholt worden ist, betritt der Hadschdschi am Merowa eine Barbierstube; sein Kopf wird geschoren, seine Nägel werden beschnitten, während der
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