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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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mohammedanischen Secte, die davon den Namen Sunniten führen, ebenso heilig wie der Koran gehalten; andere verwerfen dasselbe als apokryphisch, und diese heißen Schiiten. Feindseligkeiten und Verfolgungen haben zwischen diesen Secten gelegentlich stattgefunden, welche ebenso bösartig waren wie diejenigen, welche zwischen Katholiken und Protestanten die Christenheit entehrten. Die Sunniten sind an weißen, die Schiiten an rothen Turbanen kenntlich, daher haben die Letzteren von ihren Gegnern die Benennung Kussilbachi oder Rothköpfe erhalten.
    Es ist merkwürdig, daß die Beschneidung, welche von den Mohammedanern unabänderlich ausgeübt wird, und einen unterscheidenden Gebrauch ihres Glaubens bildet, welchem sich alle Neubekehrten unterwerfen müssen, weder im Koran noch in der Sunna erwähnt wird. Sie scheint ein allgemeiner Gebrauch in Arabien gewesen und stillschweigend von den Juden hergenommen zu sein, ja sie soll sogar vor Mosis Zeit durch den Osten Geltung gehabt haben.
    Es wird behauptet, daß der Koran verbiete, Bilder von lebenden Wesen zu verfertigen, was die Einführung von gemalten Personenbildnissen unter den Mohammedanern verhindert hat. Die Stelle des Korans jedoch, welche dieses Verbot enthalten soll, scheint ein bloßer Widerhall des zweiten, von Juden und Christen heilig gehaltenen Gebotes zu sein, welches nur gegen die Anfertigung von Bildsäulen und Gemälden zur Anbetung gerichtet ist. Eine der Standarten Mohammeds war ein schwarzer Adler. Unter den vorzüglichsten moslemischen Verzierungen der Alhambra in Granada befindet sich ein Springbrunnen, welcher von zwei aus Stein gehauenen Löwen getragen wird, und einige moslemische Monarchen hatten ihre Bildnisse auf ihre Münzen prägen lassen.
    Ein anderer und bedeutungsvoller Irrthum der mohammedanischen Lehre liegt darin, daß sie dem weiblichen Geschlechte die Seelen abspricht, und dasselbe vom Paradiese ausschließt. Dieser Irrthum entsteht daraus, daß Mohammed die Freuden derselben in einem zukünftigen Leben unerwähnt gelassen hat, während er die seines eigenen Geschlechts mit der Genauigkeit eines Wollüstlings schildert. Auf die Seligkeit tugendhafter Frauen wird in der sechsundfünfzigsten Sure und in andern Stellen des Korans hingewiesen, obgleich ein oberflächlicher Leser wegen der Vieldeutigkeit der Worte vermuthen kann, daß die Houris des Paradieses gemeint seien.
Von den Propheten.
    Der vierte Glaubensartikel bezieht sich auf die Propheten. Die Zahl derselben beläuft sich auf zweihunderttausend, aber nur sechs werden als vorzüglich bezeichnet, da sie neue Gesetze und Aufschlüsse auf die Erde gebracht haben und zwar in der Weise, daß jeder die vor ihm angenommenen Lehren, wenn sie von den seinigen abwichen oder ihnen widersprachen, für ungültig erklärte. Diese sechs ausgezeichneten Propheten waren Adam, Noah, Abraham, Moses, Jesus und Mohammed.
Von der Auferstehung und dem jüngsten Gericht.
    Ueber diesen Furcht erregenden Gegenstand führte Mohammed mehrere Christen durch gewisse Vorstellungen irre, welche unter den arabischen Juden im Umlaufe waren. Dazu gehört das fürchterliche Gericht des Grabes. Wenn der Todesengel Azrail sein Amt verrichtet hat und der Leichnam ins Grab eingeschlossen ist, so erscheinen zwei schwarze Engel, Munkar und Nakeer, mit gräßlichem, abschreckendem Gesichte, als Untersuchungsrichter, während deren Verhör die Seele mit dem Leibe wieder vereinigt wird. Der Verstorbene wird, nachdem ihm sich aufzurichten befohlen worden ist, über die zwei wichtigsten Glaubenspuncte, über die Einheit Gottes und die göttliche Sendung Mohammeds, sowie über die im Leben von ihm vollbrachten Thaten befragt; seine Antworten werden in Büchern für den Tag des Gerichts aufgezeichnet. Sind sie befriedigend, so wird die Seele sanft von den Lippen weggenommen; befriedigen sie nicht, so wird er mit eisernen Keulen um die Stirn geschlagen und die Seele unter folternden Qualen herausgerissen. Zur Bequemlichkeit für diese schreckliche Untersuchung legen die Mohammedaner die Todten, blos in Leichengewänder gehüllt, gemeiniglich in hohle oder gewölbte Gräber, aber nicht in Särge.
    Der Zeitraum zwischen Tod und Auferstehung heißt Berzak, d. i. Zwischenzeit. Während derselben ruht der Leib im Grabe, aber die Seele hat in Träumen und Gesichten einen Vorschmack ihres künftigen Schicksals.
    Die Seelen der Propheten werden auf einmal zu dem vollen Genusse der Paradiesesfreuden zugelassen. Die Seelen der
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