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Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt

Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt

Titel: Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt
Autoren: Gräfe und Unzer
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weil sich alles verändert. Und: Ich bin immer gleich viel wert, egal wie viel Geld ich verdiene, egal in welchem Haus oder in welcher Wohnung ich wohne und egal welchen Beruf ich ausübe.
Burn-out und Bore-out
    »Ausbrennen« klingt gar nicht gut und tut es auch nicht. Dabei kann das unter dem Begriff Burn-out bekannte Syndrom jeden treffen. Bis es zum kompletten Ausfall kommt, schleichen sich bestimmte Symptome ein, die man schon relativ früh identifizieren kann. Man kommt müde von einer Arbeit heim, wo man viele unnütze Stunden verbracht hat, weil man sich nicht anerkannt oder motiviert fühlte. Gleichzeitig weiß man, dass das Hamsterrad sich unaufhörlich weiterdreht und man nicht so einfach aussteigen kann. Zu Beginn denkt man sich: »Jeder hat mal Stress« und bagatellisiert so das eigene Unwohlsein. Aber nach und nach wird der Stress zum alles bestimmenden Lebensmittelpunkt. Lässt man diesen Zustand so weiterlaufen, macht man sich auf Dauer kaputt.
    Körperliche Beschwerden und psychosomatische Erkrankungen treten auf, Herzprobleme, Magen- und Darmbeschwerden, Bandscheibenprobleme, schmerzhafte Muskelverspannungen. Dazu schwindende Empathie und Gleichgültigkeit, Angst, überzogener Arbeitseinsatz, Suchtverhalten, veränderte Essgewohnheiten, ständige Erkrankungen, Isolation, sexuelle Probleme und Schlafstörungen.
    Kommen Geschenke in der so beschriebenen Verpackung an, so heißt es zu handeln. Und zwar bald, bevor es noch schlimmer kommt. Mit der Methode der Selbstbefragung kommen Sie Ihrem Problem, dem Geschenk dahinter und einer möglichen Lösung wahrscheinlich schnell auf den Grund.
    Es gibt zwei klassische Ansätze für viele Menschen, die kurz vor einem Burn-out stehen oder mitten in einem Burn-out-Prozess sind, aber noch nicht den Weg zu einem Therapeuten oder in eine Klinik gefunden haben. Der eine ist der disziplinierte (ich nenne ihn den deutschen Weg), mit mehr Druck, mehr Anstrengung, mehr Disziplin. Der zweite ist es, sich einfach fallen zu lassen und in Selbstzweifel und Depressionen abzugleiten, die da heißen »Ich schaffe das alles nicht mehr«, »Es ist alles so furchtbar«, »Mein Leben hat keinen Sinn«, »Was tue ich denn da?«. Viele Burn-out-Geschädigte gehen auch beide Wege abwechselnd und reißen sich in der Öffentlichkeit diszipliniert am Riemen, während sie dann zu Hause in ganz tiefe schwarze Löcher fallen.
    Der kleine Bruder des Burn-out ist gewissermaßen das Gegenstück: Bore-out ist ein Phänomen, das sich heute zunehmend breitmacht. Arbeitswissenschaftler sprechen sogar davon, dass nicht das Burn-out das Hauptproblem in unserer Arbeitswelt sei, sondern die große Langeweile. In diesen Fällen langweilt oder unterfordert die Arbeit.
    Dann gerät man unter den Stress, Beschäftigung vorzutäuschen. Das ist insbesondere bei Bürojobs gut möglich, ohne wirklich etwas zu leisten. Irgendwann tritt allerdings Resignation ein, man zählt nur noch die Stunden bis zum Arbeitsschluss. Am Ende vom Lied stellen sich ebenso wie beim Burn-out Erkrankungen und psychosomatische Beschwerden ein.
    Die Geschichte von Sonya K.
    Sonya K., 40 Jahre: Nach Abschluss meines Studiums der Kommunikationswissenschaften arbeitete ich vierzehn Jahre lang in verschiedenen Marketingabteilungen. Vor drei Monaten wurde ich arbeitslos, bereits zum dritten Mal in meinem Berufsleben. Ich hatte einen befristeten Ein-Jahres-Vertrag. Das war in dieser Firma üblich. Bei der Einstellung versicherte mir die Personalchefin, dass dieser Vertrag normalerweise in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis überginge. Umso größer war der Schock, als ich zum Gespräch gebeten wurde und man mir eröffnete, dass der Vertrag nach einem Jahr doch nicht verlängert werden sollte. Ich war geschockt, fassungslos und habe sehr geweint. Die ganze Situation war entsetzlich demütigend. Nach dem ersten Schock kam die Depression. Ich redete mir ein, eine Komplettversagerin zu sein. Drei Mal den Job verloren, kein Wunder. Meinen besten Freunden und meiner Familie habe ich es erst zwei Monate später erzählt.
    Mit der Zeit habe ich versucht, mein Netzwerk zu aktivieren. Und dann hatte ich auch nicht mehr solche Angst vor den Reaktionen meiner Umgebung. Mir wurde klar, dass ich ja nicht die Einzige auf dem Planeten war, die dieses Schicksal ereilt. Beim ersten Mal wurde mein damaliger Arbeitgeber, eine Werbeagentur, verkauft. Beim zweiten Mal musste das Unternehmen, in dem ich arbeitete, Insolvenz anmelden. Heute weiß ich, dass
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