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Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt

Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt

Titel: Das Leben macht Geschenke, die es als Problem verpackt
Autoren: Gräfe und Unzer
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dann noch den Fokus auf mein berufliches Problem lege, so mache ich es immer größer und größer. Je mehr ich mich auf alle möglichen negativen Folgeerscheinungen konzentriere, desto mehr setze ich eine negative Spirale, eine Angstspirale, in Gang, die immer tiefer und tiefer führt. Das Selbstgespräch läuft dann ungefähr so: »Ich habe diesen Arbeitsplatz verloren, an dem ich schon seit 12 Jahren arbeite. Einen Arbeitsplatz, der mir ein sicheres Einkommen beschert hat, und jetzt ist er weg.« Dann beginnt der Mensch, der seinen Arbeitsplatz verloren hat, sich auszumalen: »Wie geht es denn jetzt weiter? Ich werde mir dies und jenes nicht mehr leisten können, weder die Wohnung noch das Auto noch einen neuen Fernseher. Es wird keinen Urlaub mehr geben. Ich werde auch so schnell keinen so guten Arbeitsplatz mehr finden, werde vielleicht eine weniger gut bezahlte Arbeit annehmen müssen. Oder gar keine Arbeit finden.« Und mit jedem dieser Gedanken wird das Horrorszenario des Arbeitsplatzverlusts größer. Der Mensch sieht sich zu guter Letzt kurz vorm Verhungern unter der Brücke schlafend.
    Für manche Menschen ist der Verlust des Arbeitsplatzes weniger ein finanzielles Thema als ein Egoproblem. Dann läuft die Spirale anders. Sie machen sich weniger Sorgen um ihre Finanzen, weil sie sicher sind, dass sie schon irgendeinen andern, ähnlich gut bezahlten Job finden werden. Sie haben aber in ihrer bisherigen Position ein hohes soziales Ansehen genossen. Nehmen wir als Beispiel den Chefredakteur einer Zeitung. Wenn jemand diesen Job aus irgendeinem Grund verliert, wird das als persönliche Niederlage verstanden. Warum hat er den Job verloren? Vielleicht hat sich ein Nachfolger aufgedrängt, der jünger, dynamischer und motivierter ist. Deshalb wurde der Chefredakteur entweder entlassen oder auf eine andere Stelle weggelobt, die weniger prestigeträchtig ist – und das nagt am Selbstwertgefühl.
    Ist das Geschenk in Form einer Kündigung also angekommen, dann ist es sehr wichtig, sich möglichst früh aus dieser Negativspirale zu befreien. Dabei ist die Selbstbefragung sehr hilfreich.
Arbeitslosigkeit
    Wenn sich Ihr Arbeitsplatz von Ihnen trennt, tun sich im Grunde dieselben Chancen auf wie bei der Trennung eines Paares. Oft stellt diese Situation ein besonderes Geschenk dar.
    Für mich stellt das Problem Arbeitsplatzverlust in meinen Coachings und Gesprächen immer wieder eine große Faszination dar. Schließlich ist eine Kündigung in vielen Fällen das Beste, was einem passieren kann. Man wird nach vielen Jahren des Unglücklichseins und der Unzufriedenheit mit der eigenen Situation endlich (!) entlassen. Das klingt im ersten Moment vielleicht ungewöhnlich, ist aber als heilsame Erkenntnis sehr hilfreich. Natürlich brauchen Sie dazu Mut, denn eine solche Einstellung entspricht nicht der gewohnten Denkweise und den eingeübten Mustern. Aber das Geschenk besteht eben darin, dass Sie nun etwas tun können, was Ihnen mehr entspricht als alles, was Sie bisher geleistet und wofür Sie sich abgerackert haben.
    Ich bewundere Menschen, die schon früh so mutig waren, sich ganz auf die Stimme ihres Herzens zu verlassen. Eine Bekannte, die ein Studium an der Universität absolviert hatte, ist beispielsweise Märchenerzählerin geworden und verdient mit dem, was sie wirklich gern tut, ihren Lebensunterhalt: Das hat sie sich ganz bewusst ausgesucht. Natürlich hätte sie mit ihrer Ausbildung auch Beamtin werden und auf die vermeintliche »Nummer sicher« gehen können. Aber das wollte sie nicht. Sie liebt die deutsche Sprache und das Erzählen und macht genau das, was sie liebt.
    Selbstbefragung bei Arbeitslosigkeit
    Stellen Sie sich folgende Fragen und hören Sie auf die Stimme Ihres Herzens, um sich Ihrem Geschenk zu nähern:
Habe ich diesen Arbeitsplatz wirklich geliebt?
Bin ich jeden Tag gern zur Arbeit gegangen?
Wollte ich insgeheim die Arbeitsstelle wechseln, hatte aber nie den Mut zu kündigen?
Entspricht der Beruf, den ich bisher ausgeübt habe, wirklich meiner Berufung, oder war es nur ein Job?
Welche Chance verbirgt sich hinter dieser Situation?
Was erfüllt mich wirklich? Was ist meine Berufung?
Kann ich aus dieser Berufung heraus so etwas wie einen Traumberuf ableiten?
Was sind die ersten Schritte in Richtung dieses Traumberufes?
     
    Ein Gedanke: Von gleichbleibendem Wert
    Bei jeder Kränkung ist es unheimlich befreiend, sich Folgendes klarzumachen: Ich bin ich. Ich bin heute anders, als ich gestern war,
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