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Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Titel: Das Leben ist eine Oeko-Baustelle
Autoren: Christiane Paul
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Insel wurde durch den Meereswasseranstieg überschwemmt und ist verschwunden.
    Nur durch möglichst schnelle, breite und entschlossene Veränderung unseres Verhaltens kann diese Entwicklung gebremst werden. Die wichtigste Veränderung dafür ist erstens die Energiewende, das heißt die Gewinnung von erneuerbarer und kohlenstofffreier Energie aus Sonne, Wind und Wasser; zweitens eine deutlich effizientere Nutzung von Energie als bisher, sodass wir durch neue Technologien und Produkte erheblich weniger Strom verbrauchen, als wir es heute tun. Die dritte Veränderung ist die sogenannte Suffizienz. Das bedeutet, dass man nicht nur das Vorhandene verbessert, sondern von einem anderen Verständnis dessen ausgeht, was – so die Bedeutung des Wortes – »genug« ist. Konkret: Weniger kann auch genug sein und wird in Zukunft genug sein müssen, nicht nur für einen Menschen, sondern für eine Gesellschaft.
    Weiter geht es darum, Anpassungen vorzunehmen an die Veränderungen, die nicht mehr aufzuhalten sind, etwa Dämme in Küstengebieten zu bauen. Allerdings sind die am schlimmsten betroffenen Weltgegenden jene, die am schlechtesten durch Anpassungen zu schützen sind. Von einem Meeresspiegelanstieg um einen Meter sind 90 Millionen Menschen betroffen.
    Der Klimagipfel von Kopenhagen 2009 wurde in seiner Be deutung vermutlich überschätzt und konnte die großen Erwar tungen gar nicht erfüllen. Dennoch ist sein Ergebnis extrem frustrierend gewesen. Die schönen Worte, mit denen man die »Absicht« kundtat, die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, sind praktisch nichts wert. Es gab keinerlei handfeste Einigung über die dafür notwendige Begrenzung von Treibhaus gas-Emissionen. Faktisch bedeuten die Nichtvereinbarungen von Kopenhagen, dass die Erwärmung bis Ende dieses Jahrhunderts um mindestens vier Grad Celsius zunehmen wird – wenn wir nicht schnell umsteuern.
    2010 im mexikanischen Cancún bei der sechzehnten Konferenz musste man dann schon froh sein, dass immerhin weiterverhandelt wurde, wenn auch wieder kein Klimaschutz he rauskam. Die Vereinten Nationen führen und leiten diesen diplomatischen Prozess, an dem 200 Länder beteiligt sind. Die UN täten es schlecht, sagen manche Kritiker. Immerhin tun sie es. Es gibt bisher keine bessere Alternative.
    Das Problem: Unser Energieverbrauch und unser »ökologischer Fußabdruck« werden immer größer. Damit ist die Fläche an Natur gemeint, die ein Mensch braucht, damit seine derzeitigen Bedürfnisse an Energie und Waren produziert werden können. Ein Deutscher braucht das Zweieinhalbfache der Biokapazität, die Deutschland jedem Einwohner zur Verfügung stellen kann. Ein US-Amerikaner verbraucht das Vierfache.
    Obwohl Chinesen und Inder derzeit noch relativ bescheiden konsumieren – bei vielen anderen Bewohnern dieser Erde kann von Konsum keine Rede sein –, verbraucht die Menschheit wegen uns, also der klassischen Industriestaatenbewohner wegen, inzwischen 1,25 Planeten, das heißt, wir brauchen Ressourcen, die sich nicht mehr regenerieren. Tendenz steigend. Wir haben aber nun mal nur einen Planeten.
    Die Ökosysteme sind laut des Millenium Ecosystem As sessment-Berichts der UN durch uns Menschen derart belastet, dass »das Vermögen der Ökosysteme des Planeten, künftige Generationen zu erhalten, nicht mehr als gewährleistet angesehen werden kann«. Das ist so, als ob man einen Produktionsbetrieb hätte, aber für das Betreiben der Maschinen das Gebäude und das Inventar verheizte und das Grundstück vernichtete.
    Um das Problem noch einigermaßen in den Griff zu bekommen, müssen wir bis 2050 unsere Emissionen um 80 Prozent senken – global. Und damit auch jeder Einzelne.
    Solange wir nichts tun, geht alles weiter seinen Gang. Es wird nach den alten Strukturen gebaut und produziert, nach genau denen, die zu dieser galoppierenden Entwicklung geführt haben: Unternehmen, Energie, Autos, Lebensmittel, alles. Das ist ein doppeltes Problem, weil das erstens die Klimakrise verschärft und es zweitens immer schwerer und teurer wird, das Ganze doch noch zu ändern.
    Der frühere Weltbank-Chefökonom Nicholas Stern hat 2006 in einem 700-seitigen Bericht an die britische Regierung die ökonomischen Folgen des Klimawandels beschrieben.
    Er kommt zum Schluss, dass sofortiges ökologisch verantwortliches Handeln zwingende Voraussetzung für weiteren Wohlstand ist – und nicht das Ende unseres Wohlstandes. Die wirtschaftlichen Folgen steigender Meeresspiegel,
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