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Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Titel: Das Leben ist eine Oeko-Baustelle
Autoren: Christiane Paul
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das, anders zu denken und dadurch anders zu handeln, zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer der Job, die Aufgabe und die Pflicht meiner Generation.

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    Aus dem Gleichgewicht
    Der vierte Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change der Vereinten Nationen, kurz IPCC-Klimareport genannt, erschien im Jahr 2007 und kam zu folgenden Erkenntnissen: Die steigenden Temperaturen, das Schmelzen von Gletschern und ein steigender Meeresspiegel zeigen, dass wir es zweifellos mit einer Klimaerwärmung zu tun haben. Diese Erwärmung hat bereits heute sichtbare Auswirkungen auf viele Ökosysteme.
    Die Ursachen für die Klimaerwärmung sind mit einer Wahr scheinlichkeit von weit über 90 Prozent menschengemacht – her vorgerufen durch den Anstieg der Konzentration von Klimaga sen in der Atmosphäre, also der Lufthülle der Erde. Kohlendioxid (CO 2 ) ist das wichtigste anthropogene, also von Menschen be wirkte Treibhausgas und trägt 63,5 Prozent zur weltweiten Strah lungsbilanz der vom Menschen verursachten Treibhausgase bei. Danach kommt Methangas (CH 4 ) und Distickstoffmonoxid (N 2 O), auch Lachgas genannt.
    Kohlendioxid ist ein natürlicher Bestandteil der Atmosphäre. Es entsteht durch die Verbindung von Sauerstoff und Kohlenstoff bei natürlichen Lebensprozessen, etwa beim Atmen. Wälder speichern Kohlendioxid. Waldbrände setzen Kohlendioxid wieder frei. So weit, so gut.
    Das Problem ist das seit Beginn der Industrialisierung zusätzlich erzeugte CO 2 durch das Verbrennen von fossilen Stoffen wie Öl, Gas und Kohle. Fast unsere ganze Wirtschaft und Gesellschaft basiert darauf, vom Autofahren übers Fliegen, Heizen, Regenwälderabfackeln, Schnitzelessen, Lichteinschalten, Fernsehen bis zur Nutzung des Internets. Meere und Wälder können nur einen Teil dieses zusätzlichen Kohlendioxids aufnehmen. Inzwischen sind über 1 100 Milliarden Tonnen CO 2 zusätzlich in die Atmosphäre gelangt.
    Der Kohlendioxidanteil in der Atmosphäre wird in Teilchen pro eine Million Teilchen gemessen, parts per million oder kurz ppm. Er ist von Beginn der Industrialisierung bis 2005 von 280 ppm auf 379 ppm gestiegen. Der Methananteil ist im selben Zeitraum von 715 ppb (Teilchen pro eine Milliarde Teilchen) auf 1 174 ppb gestiegen, der Anteil der Lachgas-Emissionen durch Kunstdünger in der industrialisierten Landwirtschaft von 270 ppb auf 319 ppb. Dazu kommt die Luftverschmutzung durch Verkehr und Industrie, bei der klimaschädliches Ozon entsteht.
    Die Konzentration von Kohlendioxid und Methan ist nicht nur viel höher als vor Beginn des industriellen Zeitalters, sie ist auch höher als je zuvor in den letzten 650 000 Jahren. Von 1970 bis 2004, innerhalb von nur 34 Jahren, sind die CO 2 -Emissionen um 80 Prozent gestiegen, die der anderen Treibhausgase um 70 Prozent. Machen wir so weiter, wird die Konzentration von Treibhausgasen weiter steigen und damit auch die Temperaturen. Das IPCC nennt eine mögliche Erwärmung bis Ende des 21. Jahrhunderts von bis zu 6,4 Grad Celsius. Ziel ist es, die Erwärmung auf maximal 2 Grad zu begrenzen. Spricht man sie direkt darauf an, sagen diverse Klimawissenschaftler offen, dass sie inzwischen nicht mehr glauben, dass das 2-Grad-Ziel erreicht werden kann. Der ganze IPCC-Bericht ist aus unterschiedlichen Gründen sehr vorsichtig formuliert. Er enthält allerdings auch einige objektive kleine Fehler, auf die sich jene sofort stürzten, die behaupten, dass das alles längst nicht so schlimm sei, wie dort dargestellt.
    Die Fehler im Bericht ändern indes nichts am grundsätzlichen Dilemma: Die Erwärmung und der Anstieg des Meeres spiegels ist bereits im Gang und wird daher selbst bei einer Treib hausgas-Konzentration, die nicht weiter ansteigen, sondern die Werte von 2007 halten würde, auch nach Ende des 21. Jahrhunderts weitergehen. Es braucht Jahrhunderte, sagt das IPCC, bis ein verändertes Klimasystem ein neues Gleichgewicht findet. Weitere Entwicklungen können zunehmende Wetterextreme sein, also sehr heiße Sommer oder sehr kalte Winter, Hitze- und Kältewellen, enorme Überschwemmungen, Flutwellen und tropische Orkane hier, lebensgefährdender Wassermangel andernorts.
    Ein sehr kalter und schneereicher Winter wie 2010/11 in Deutschland ist kein Zeichen dafür, dass es doch nicht so schlimm steht mit der Klimaveränderung, sondern nur ein Beleg für die zunehmenden Extreme. Das Jahr 2010 war weltweit gesehen das wärmste, seit man im 19. Jahrhundert mit den Messungen anfing. Nach Messungen der NASA
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