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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt
Autoren: Mirko Trompetter
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schreiben, nun wirklich keine Ahnung davon haben oder es absichtlich machen, um sich dann ins Fäustchen zu lachen, weiß ich wirklich nicht. Die Leute glauben es aber auf jeden Fall, und wenn sie dann im Baumarkt stehen, denken sie eben, dass der Verkäufer überhaupt keine Ahnung davon hat, weil es ja schließlich so im Internet steht. Und das Internet hat ja bekanntlich immer recht. Außerdem will der Verkäufer ja sowieso nur möglichst viele und teure Sachen verkaufen, die man eigentlich gar nicht braucht, um eine höhere Verkaufsprovision für sich rauszuholen.
    Das ist aber absoluter Blödsinn, denn es gibt keine Provisionen. Im Normalfall versucht ein Mitarbeiter, den Kunden immer so gut zu beraten, dass sein Projekt zu 100 Prozent gelingt, um eben genau solche überflüssigen Diskussionen und Beschwerden zu vermeiden. Denn kein Verkäufer hat wirklich Lust darauf, sich mit unzufriedenen Kunden auseinanderzusetzen. Aber das wird einem leider oft nicht geglaubt. Viele scheinen sogar zu glauben, das der Berater sicher seinen Spaß daran hat, ahnungslose Heimwerker in die Irre zu führen und immer alles falsch zu erklären, damit er möglichst oft wiederkommen muss. Da bleibt dann nur noch die Frage zu klären, warum man im Baumarkt nie einen Verkäufer findet. Die müssten doch dann alle schon mit fletschenden Zähnen am Eingang stehen und sich auf jeden Kunden stürzen, sobald dieser auch nur in die Nähe des Marktes kommt, um ihn mal so richtig zu verarschen.
    Dass der Kunde König ist, dürfte wohl außer Frage stehen. Denn schließlich zahlt er mit seinen Einkäufen unsere Gehälter. Aber auch ein König braucht Berater, die ihm bei schwierigen Fragen zur Seite stehen und ohne deren Fachwissen er aufgeschmissen wäre. Leider gibt es immer noch Kunden, die sich schämen, etwas zu fragen. Sie tüfteln und basteln lieber selbst so lange rum, bis es gar nicht mehr anders geht, oder verwerfen bei Misserfolg ihr Projekt sogar ganz. Dabei ist Fragen nun wirklich keine Schwäche.
    Im Gegenzug sollte man es allerdings dann auch akzeptieren, wenn der Gefragte mit »Ich weiß es nicht« antwortet. Denn auch das ist immer noch tausendmal besser, als wenn er irgendwelche Mutmaßungen und Fantasiegeschichten von sich gibt, bei denen sich erst im Nachhinein herausstellt, dass es totaler Blödsinn war. So was hilft wirklich niemandem weiter.
    Was das handwerkliche Geschick angeht, so hat mit Sicherheit der eine etwas mehr davon, der andere eben etwas weniger. Aber alles lässt sich erlernen, wenn man es wirklich will und man ordentlich beraten wird. Nicht ohne Grund dauert die Ausbildung eines Handwerkers mehrere Jahre, und trotzdem lernt er mit jedem neuen Projekt noch etwas dazu. Deshalb sollte auch jedem klar sein, dass man einem Heimwerker nicht in fünf Minuten Beratungsgespräch das gesamte Fachwissen, beispielsweise eines Schreinermeisters, vermitteln kann. Das funktioniert einfach nicht.
    Letztendlich haben Kunden und Verkäufer aber immer noch eines gemeinsam: Sie alle sind Menschen. Und eine vernünftige Kommunikation zwischen Menschen ist immer nur dann möglich, wenn man sich gegenseitig mit Respekt, Anstand und ein bisschen Nachsichtigkeit gegenübertritt. Besonders wenn es ab und an doch ein bisschen ruppiger zugeht. Aber auch ein kleiner Schuss Humor und die Fähigkeit, einfach mal über sich selber lachen zu können, erleichtern dieses menschliche Miteinander enorm. Das ist dann genau der Punkt, an dem in einem dunklen Baumarkt, in dem böse Kunden sich auf der Suche nach mürrischen Verkäufern die Hacken ablaufen, so lustige Geschichten entstehen, wie ich sie erlebt habe.

 
Abgesoffen
    Seit ungefähr vier Wochen habe ich einen Kunden an der Backe, den eigentlich schon jeder Mitarbeiter kennt. Und das nicht etwa, weil er so nett wäre. Nein, vielmehr ist er dafür bekannt, dass er dauernd irgendwelche Extrawünsche hat und Sonderbestellungen macht, diese dann in der laufenden Bestellung umändert oder die Ware nach Erhalt komplett umtauscht, weil sie ihm schlicht und einfach nicht gefällt.
    Jedenfalls wartet er jetzt schon seit ebendiesen vier Wochen auf seine bestellten Fliesen, wobei ich sagen muss, dass zwei bis drei Wochen Lieferzeit bei dem Hersteller normal sind. Dumm ist nur, dass bis jetzt noch nicht einmal die Bestellung dort eingegangen ist. Das könnte zum einen daran liegen, dass ich zuerst keine Lust hatte, etwas zu bestellen, das ich schon bald wieder stornieren muss, und deshalb einfach
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