Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt
Autoren: Mirko Trompetter
Vom Netzwerk:
die man nicht so aufmachen kann
3. Ein Glasdurchbruch, also so etwas wie einen Mauerdurchbruch
4. Was Rotes, wenn einem mal was raushängt
5. Bleche zum Schrauben
6. Beton für untendrunter
7. So eine, die man ausziehen kann
8. Ein Loch
9. So ein Ding zum Aufhängen
    Na, erraten? Wenn nicht, dann gibt es hier gleich mal die Auflösung:
1. = Zahnspachtel
2. = Schiebetüre
3. = Fensterdurchführung für den Schlauch eines Wäschetrockners
4. = rote Fahne zum Markieren überstehender Ladung
5. = Unterlegscheiben
6. = Fliesenkleber
7. = ausziehbare Vorhangstange
8. = Mauerdurchführung für eine Dunstabzugshaube
9. = Wandhalterung für Flachbildfernseher
    So richtig haarsträubend wird es aber erst dann, wenn manche Kunden erklären, was sie denn überhaupt mit der Ware vorhaben. Da gibt es zum Beispiel Leute, die einen Swimmingpool mit einfachem Styropor auskleiden, weil sie befürchten, dass dieser sonst zu viel Wärme verliert. Und damit das auch richtig in die Hose geht, wird das Ganze mit Gipskartonplatten verkleidet und dann darauf gefliest. Echt super, bis dann das Wasser in den Pool kommt.
    Gipskartonplatten werden sowieso gerne zweckentfremdet. Beispielsweise um einen Schwedenofen zu verkleiden. Nach dem Einheizen wundert sich der Heimwerker dann bloß, warum die Platte brennt beziehungsweise die Kartonbeschichtung verglüht. Hat ihm ja niemand gesagt, dass so etwas nicht geht. Wahrscheinlich hat er aber auch nicht gefragt, sonst hätte sicher jemand davon abgeraten.
    So etwas sind aber dann schon Extremfälle. In der Regel handelt es sich doch eher um kleinere Missgeschicke, die aus Unwissenheit, Faulheit oder Geiz entstehen. Auch nicht zu unterschätzen ist das Halbwissen, das viele durch das Internet vermittelt bekommen. Da wird dann durchaus mal ein ganz normaler Baukleber empfohlen, um Feinsteinzeug auf bestehende Fliesen zu kleben, weil der Flexkleber ja so teuer ist. Teuer wird es jedoch erst, wenn man alles noch mal machen muss, weil die Fliesen so einfach nicht halten.
    Tiefengrund vorstreichen, wenn man Gasbetonsteine verputzen will? So ein Blödsinn, der Stein ist doch rau und da wird der Putz schon halten. Aber dass der Stein recht sandig ist und dem aufgetragenen Putz viel zu schnell die Feuchtigkeit entzieht, wenn man ihn nicht vorstreicht, bedenkt keiner. Und falls der Putz dann wieder runterkommt, ist im Zweifelsfall einfach das Material schuld.
    Sogar komplette Baupläne für Garagen scheint es schon im Internet zu geben. Also schnell den Plan ausdrucken und ab in den Baumarkt. Da wird dann erst einmal nachgefragt, was man dazu alles braucht. Dass so etwas vielleicht vorher genehmigt werden müsste oder dass sich die Statik bei Veränderung der Maße ebenfalls ändert, interessiert dabei niemanden. Bringt man dem Kunden gegenüber solche Einwände vor, dann heißt es lediglich, das gehe einen nichts an, man habe keine Ahnung oder man solle dann eben gleich mal die Statik neu berechnen. So etwas wird aber im Baumarkt nicht gemacht. Auch die Dicke und Art des Vollwärmeschutzes zu berechnen liegt übrigens nicht im Aufgabengebiet eines Baumarktmitarbeiters. Dafür gibt es Architekten, Statiker, Energieberater und Gutachter, die damit ihr Geld verdienen. Außerdem ist ein Baumarkt grundsätzlich immer noch ein Selbstbedienungsladen. Die Mitarbeiter, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen, sind eigentlich nur eine zusätzliche Einkaufshilfe beziehungsweise eine weitere Serviceleistung. Das scheint aber kaum jemand zu wissen beziehungsweise wissen zu wollen.
    Erschwerend kommt dann oft noch hinzu, dass in diversen Internetforen irgendwelche Produkte empfohlen werden, die es einfach nicht gibt. Oder zumindest nicht im Baumarkt. So etwas wie Beton mit 035er Wärmeleitwert, durchsichtige Bitumenwellplatten, feuerfeste Styroporplatten oder Vollhohlziegel gibt es einfach nicht. Vollpfosten, die so etwas ins Internet schreiben, gibt es hingegen reichlich. Sagt man so etwas jedoch dem Kunden, dann heißt es ganz schnell, dass man keine Ahnung habe. Also greifen viele Verkäufer doch lieber auf die beliebte Antwort zurück: »Hab ich nicht, kann ich auch nicht bestellen.« Der Kunde klappert dann wahrscheinlich noch ein paar andere Geschäfte ab und irgendjemand wird ihm irgendwann schon mal sagen, dass es so etwas nicht gibt. Das ist mit Sicherheit nicht gerade die feine englische Art, wird aber täglich praktiziert, um lästigen Diskussionen zu entgehen.
    Ob diejenigen, die solche Sachen ins Internet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher