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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord
Autoren: ANNE HERRIES
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fürchtete, der Marquess würde ihn töten. Daran wollte ich ihn hindern, und … er muss gefeuert haben. Was danach passiert ist, weiß ich nicht mehr. Nur dass ich Schmerzen hatte. Ich bin wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen.“
    „Sicher hattest du starke Schmerzen“, meinte Amelia voller Mitleid. „Zum Glück ist die Kugel nicht allzu tief in deinen Arm eingedrungen. Hätte sie deine Brust oder deinen Hals getroffen, würdest du nicht mehr leben.“
    „Ich dachte nicht, dass der Marquess so schnell schießen würde. Daran wollte ich ihn hindern … Eigentlich dachte ich nur an meine Angst um Harry.“
    „Wie Toby mir erzählt hat, hält man Northaven für einen miserablen Schützen. Also hätte er seinen Gegner verfehlt. Und danach hätte Pendleton in die Luft gefeuert.“
    „Aber er hätte Harry erschießen können. Das durfte ich nicht riskieren. Wo ich ihn doch über alles liebe … Natürlich weiß ich, wie schrecklich ich mich benommen habe …“ Ein leises Schluchzen erstickte Susannahs Stimme. „Ist er mir sehr böse? Glauben Sie, er wird unsere Verlobung lösen, Amelia?“
    „Ganz sicher nicht. Seit du in diesem Bett liegst, hat er dein Zimmer kaum verlassen.“
    „Was, Harry war hier?“, fragte Susannah entgeistert. „Wie unschicklich! Das hat Mama erlaubt?“
    „Nun, deine Mama wusste, dass ein Verbot sinnlos gewesen wäre, denn er hätte es ignoriert.“ Amelia lachte. „Falls du an Pendletons Gefühlen zweifelst – vergiss es. Noch nie habe ich einen so rettungslos verliebten Mann gesehen. Als er fürchten musste, du würdest sterben, war er völlig außer sich.“
    „Oh …“ Susannah errötete. „Wirklich? Manchmal dachte ich, wegen meines – unkonventionellen Verhaltens würde er seinen Heiratsantrag bereuen.“
    „Glaub mir, sein Verhalten hat seine Liebe zu dir eindeutig bewiesen.“
    „Trotzdem wird er mit mir schimpfen, nachdem ich für all die Aufregung gesorgt habe …“
    „Ja, das hast du wahrlich getan. Aber Pendletons Tadel wird eher milde ausfallen. Und kein einziges seiner Familienmitglieder hat seine Missbilligung geäußert. Im Gegenteil, sie singen Lobeshymnen auf deine Courage.“
    Rastlos zupfte Susannah an ihrer Bettdecke. „Schon vor einer ganzen Weile wollten Sie abreisen, Amelia. Tut mir leid, dass ich Ihre Pläne durchkreuzt habe.“
    „Ich habe Miss Emily Barton geschrieben, die ich als Gesellschafterin engagieren möchte, und das Vorstellungsgespräch verschoben. Natürlich wollte ich dich nicht verlassen, während du krank warst.“
    „Auch Harrys Freunde habe ich aufgehalten. Denn die Gentlemen sollen Sie nach Hause begleiten.“
    „Das hat Lord Coleridge immer noch vor.“ In Amelias Augen erschien ein eigenartiger Ausdruck. „Aber der Earl of Ravenshead bekam einen Brief, der ihn zu einer Reise nach Frankreich bewog.“
    „Aus geschäftlichen Gründen?“
    „Er hat er in Frankreich eine Tochter“, erklärte Amelia tonlos. „Anscheinend geht es ihr nicht gut, und er hat mir erklärt, er müsse sich um sie kümmern.“
    „Eine Tochter?“, wiederholte Susannah verblüfft. „Aber … Harry hat mir erklärt, der Earl sei ledig.“
    „Während des Krieges in Spanien hat er eine Französin geheiratet. Er rettete sie vor einigen Soldaten, die ihre Eskorte erschossen hatten. Und dann nahm er sie zur Frau – vielleicht weil sie ganz allein auf der Welt stand. Bei der Geburt des Kindes starb sie. Gerard gab seine Tochter in die Obhut einer französischen Familie. Aber die Kleine sehnt sich so sehr nach ihm.“
    „Oh … Heißt das, er wird in Frankreich leben?“
    „Vorerst wird er nicht nach England zurückkehren. Reden wir nicht mehr davon, Liebes. Du brauchst deine Ruhe. Und das alles ist nicht deine Angelegenheit.“
    „Aber es tut mir so leid. Hat er sonst noch etwas gesagt?“
    „Was sollte er sagen?“ Amelia wandte sich ab, und Susannah sah einen Puls im Hals ihrer Freundin pochen. „Die Vergangenheit ist vergessen. Nun werde ich deiner Mama erzählen, dass du erwacht bist. Darauf wartet sie voller Ungeduld.“
    Sie verließ das Zimmer, und Susannah sank in die Kissen zurück. Aus ihren Augenwinkeln rannen Tränen. Sie wusste, wie schmerzlich die Freundin litt, trotz der tapferen Worte. Wenn Amelia es auch nicht zugab – sie liebte den Earl immer noch.
    „Warum war Harry zwei Tage lang nicht mehr bei mir?“, fragte Susannah, als ihre Mutter sie am übernächsten Morgen besuchte. „Er schaute nur kurz herein und versicherte, er
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