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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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an ihm vorbeigekommen. Warum? Ist er schon wieder ausgerissen?«
    Rebecca nickte und ging zurück zur Tür. »Ich sehe mal nach, ob er bei Gran ist.«
    »Du machst dir zu viele Sorgen um den Jungen.« Hugh gähnte ausgiebig. »Morgen wird er zehn, und er kennt sich aus im Busch.«
    Rebecca und ihre Mutter wechselten vielsagende Blicke, denn sie teilten die Sorge um Danny, die sehr wenig damit zu tun hatte, dass ihm der Busch und dessen Gefahren vertraut waren. »Das mag ja sein«, erwiderte sie, »aber er verwildert, und es ist höchste Zeit, dass er lernt, zu tun, was man ihm sagt.«
    Sie verließ das Farmhaus, überquerte die menschenleere Hauptstraße und eilte zu einem Holzhaus an der Ecke. Granny Gwyn wohnte in einem hübschen einstöckigen Pfahlbau, der vorn den Blick auf das Krankenhaus bot, hinten jedoch an den Busch grenzte. Danny ging gern hinüber, um Gwyneth zu helfen, wenn sie sich um ihre Menagerie kranker und ausgesetzter Tiere kümmerte, und um ihren zahlreichen Geschichten über vergangene Zeiten zu lauschen. Sollte Rebecca ihn dort nicht antreffen, müsste sie Sarah in den Hütten der Aborigines auf der anderen Seite der Stadt aufsuchen und sie fragen, ob ihr Sohn Billy Blue auch verschwunden sei. Die beiden liefen immer zusammen fort, und Rebecca ging jede Wette ein, dass die Jungen den einen oder anderen Unsinn im Kopf hatten.
    Als Rebecca gerade das Tor aufklinken wollte, vernahm sie das unverkennbare Dröhnen eines schnell fahrenden Lastwagens. Sie drehte sich um. Er gehörte Ben Freeman, dem Feuerwehrhauptmann des Ortes. Als der Wagen mit kreischenden Bremsen neben Rebecca hielt, hüllte er sie in eine Staubwolke ein.
    Obwohl Rebecca sich freute, Ben zu sehen, begrüßte sie ihn mit einem Stirnrunzeln. »Danke, Ben«, sagte sie und versuchte, den gröbsten Dreck von Schürze und Kleid abzuschütteln. »Die Sachen waren heute Morgen noch sauber. Jetzt muss ich mich umziehen, bevor ich den Krankensaal wieder betrete.«
    »Tut mir leid, Becky«, antwortete er schleppend und sprang aus dem Laster.
    Er wirkte kein bisschen verlegen – nicht mit dem dümmlichen Grinsen im Gesicht. Aber dieses Grinsen ließ ihr Herz flattern und erregte sie, daher würde sie die Entschuldigung notgedrungen annehmen. »Wozu überhaupt die Eile?«, fragte sie, schirmte die Augen vor der Sonne ab und ließ ihren Blick von seinen Stiefeln und der Moleskin-Hose über das Karohemd, das sich über der breiten Brust spannte, bis hin zu seinem Gesicht mit den blauen Augen wandern.
    »Ich wollte dich in deiner Mittagspause abfangen«, erklärte er, während er sie musterte. »Ich habe mich gefragt, ob du und Danny heute Abend vielleicht auf ein Häppchen bei mir vorbeikommen wollt?«
    »Das wäre schön, Ben, aber Danny ist wieder mal ausgerissen, und wenn ich ihn finde, wird er für den Rest des Tages in sein Zimmer verbannt.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, um ihn mit der Absage zu versöhnen. »Tut mir leid. Vielleicht ein anderes Mal?«
    Er steckte die Hände in die Hosentaschen, lehnte sich an den Laster und schlug die Beine an den Fußknöcheln übereinander. »Ich schätze, ich kann noch eine Weile warten, aber es ist jetzt fast ein Jahr her, Becky. Ich habe gehofft, wir könnten etwas Dauerhaftes zwischen uns aufbauen.«
    Sie ließ zu, dass er ihre Hand nahm und sie an sich zog. »Das werden wir, Ben, versprochen. Aber Danny muss sich erst an den Gedanken gewöhnen, und dazu ist er noch nicht bereit. Bitte, hab ein bisschen Geduld!«
    »Ich werd’s versuchen, Becky, aber es ist nicht leicht.«
    Seine Augen waren bezaubernd, als er auf sie herabschaute. Rebecca konnte die feinen Linien sehen, die seinen gebräunten Teint durchzogen. Ben war mit seinen fünfunddreißig Jahren ein gutaussehender Mann, und die Gewissheit, dass er sie liebte, sie heiraten und Danny annehmen wollte, vermittelte ihr eine Wärme, die nur wenig mit der brennenden Sonne zu tun hatte.
    »Ich bin sicher, wir können uns ein paar ruhige Minuten zu zweit abzwacken, wenn Dannys Party morgen in vollem Gang ist«, meinte sie. »Außerdem finden im nächsten Monat die Picknick-Rennen statt. Vielleicht können wir alle hingehen und uns amüsieren?«
    »Ja, das wäre schön. Soll ich euch abholen?«
    Sie dachte darüber nach und schüttelte dann den Kopf. »Wahrscheinlich ist es besser, wenn wir dich dort treffen.«
    »Du zweifelst doch nicht an uns, oder?« Sein Ausdruck veränderte sich, und seine Augen umwölkten sich vor Skepsis.
    Rasch schaute sie
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