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Das Lächeln des Killers

Das Lächeln des Killers

Titel: Das Lächeln des Killers
Autoren: J. D. Robb
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ausgestiegen. Es war eine wunderbare Nacht, und ich habe mich gefragt, weshalb ich sie mit einem derartigen Trottel sinnlos vergeuden musste statt irgendwas zu tun, was mir wirklich Freude macht. Ich stand also ein paar Minuten einfach auf dem Bürgersteig und habe mir noch überlegt, ob ich die Nacht sofort beenden und nach Hause gehen oder vielleicht noch einen kurzen Spaziergang machen soll. Dann beschloss ich, raufzugehen, mich mit einem letzten Gläschen Wein auf den Balkon zu setzen und den Sternenhimmel zu bewundern. Ich drehte mich also um, machte einen Schritt in Richtung Tür... Ich weiß nicht, warum ich plötzlich hochgesehen habe – ich habe nämlich nichts gehört. Aber ich schaute halt nun mal rauf und musste mit ansehen, wie sie fiel. Ihre Haare waren ausgebreitet wie zwei helle Flügel. Es kann nicht länger gedauert haben als zwei bis drei Sekunden, ich hatte kaum genügend Zeit, um zu begreifen, was ich sah, bevor sie auch schon vor mir auf den Boden schlug.«
    »Sie haben nicht gesehen, von wo aus sie gefallen ist?«
    »Nein. Sie kam mir bereits entgegen, und zwar rasend schnell. Meine Güte, Dallas.« Louise musste eine kurze Pause machen, bis das Bild vor ihrem geistigen Auge wieder verschwand. »Sie traf mit einer solchen Wucht und mit einem derart widerlichen Krachen auf dem Gehweg auf, dass mich dieses Geräusch bestimmt noch lange Zeit im Schlaf verfolgen wird. Die Stelle, wo sie aufkam, war keine zwei Meter von mir entfernt.«
    Noch einmal holte sie tief Luft und zwang sich, die Tote anzusehen. Ein Ausdruck des Mitleids trat in ihren Blick. »Manchmal scheinen die Menschen zu denken, dass sie völlig am Ende sind, dass ihnen nichts mehr bleibt. Aber das ist nicht wahr. Irgendwas bleibt immer. Irgendetwas gibt es stets, für das es sich zu leben lohnt.«
    »Dann glauben Sie also, dass sie gesprungen ist?«
    Louise wandte sich Eve wieder zu. »Ja, ich hatte es angenommen... wie gesagt, ich habe nichts gehört. Sie hat keinerlei Geräusch bei ihrem Sturz gemacht. Nicht geschrien und nicht geweint. Nur ihre Haare haben im Wind geflattert. Ich schätze, deshalb habe ich hochgesehen«, meinte sie und dachte kurz darüber nach. »Ja, ich habe doch etwas gehört. Das Flattern, es hat für mich geklungen wie ein leiser Flügelschlag.«
    »Was haben Sie getan, nachdem sie auf dem Boden aufgeschlagen war?«
    »Ich habe ihren Pulsschlag überprüft. Eine spontane Reaktion.« Louise zuckte mit den Schultern. »Ich wusste, dass sie tot war, aber trotzdem habe ich ihren Pulsschlag überprüft. Dann habe ich über mein Handy die Polizei verständigt. Sie glauben, dass sie gestoßen worden ist? Ja, genau, deshalb sind Sie wahrscheinlich hier.«
    »Bisher glaube ich noch gar nichts.« Eve wandte sich erneut dem Gebäude zu. Bei ihrer Ankunft hatten nur sehr wenige Lichter hinter den Fenstern gebrannt, inzwischen aber hatten so viele Bewohner ihre Lampen eingeschaltet, dass man den Eindruck haben konnte, man blicke auf ein vertikales silber-schwarzes Schachbrett. »Wenn jemand aus dem Fenster fällt, wird immer die Mordkommission verständigt. Das ist normal. Tun Sie sich einen Gefallen. Gehen Sie rein, nehmen Sie eine Schlaftablette und legen sich ins Bett. Und reden Sie bitte nicht mit der Presse, falls die Ihren Namen herausbekommt.«
    »Das ist ein guter Tipp. Werden Sie es mich wissen lassen, wenn... werden Sie mich wissen lassen, was mit ihr passiert ist?«
    »Ja. Soll einer unserer Leute Sie noch bis an Ihre Wohnungstür begleiten?«
    »Nein, danke.« Sie warf einen letzten, kurzen Blick auf die tote, junge Frau. »Auch wenn ich einen alles andere als tollen Abend hatte, war er auf jeden Fall weitaus besser als der von manchen anderen.«
    »Wir hören voneinander.«
    »Grüßen Sie Ihren Mann«, fügte Louise hinzu und lief dann Richtung Tür.
     
    Peabody hatte sich, als Eve zu ihr hinüberging, schon wieder aufgerichtet und hielt ihr Handy in der Hand. »Ich habe ihren Namen, Dallas. Bryna Bankhead, dreiundzwanzig Jahre, gemischtrassig, allein stehend. Hat in Apartment 1207 des Hauses hinter uns gewohnt und bei Saks in der Fifth Avenue in der Wäscheabteilung gearbeitet. Als Todeszeitpunkt habe ich ein Uhr fünfzehn festgestellt.«
    »Ein Uhr fünfzehn?«, wiederholte Eve und dachte daran, dass sie genau in dem Moment auf ihren Wecker gesehen hatte, nachdem sie schreiend wach geworden war.
    »Ja, Madam. Ich habe zweimal nachgemessen.«
    Eve runzelte die Stirn. »Die Zeugin hat gesagt, dass sie sie
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