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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Autoren: Rebecca Gabl
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die Schande getroffen hatte. Nur Lionel überwand seine anfängliche Befangenheit. Er war anstelle von Robin ausgewählt worden, Bruder Cornelius nach Posset zu begleiten. Am späten Nachmittag kamen sie zurück, und nachdem er geholfen hatte, den Karren zu entladen, bot er sich an, Pferd und Wagen in den Stall zu bringen.
    Als er auf dem staubigen Vorplatz vor dem Stalltor anhielt, kam Oswin heraus. Sie nickten sich ohne große Sympathie zu.
    „Na, Mönchlein? Irgendwas erlebt in der großen Stadt? Ein paar geile Weiber gesehen oder irgendwas?“
    Lionel errötete heftig. „Weißt du, wo Robin ist?“
    Oswin strich der alten, dürren Stute abwesend über die Nüstern und spannte sie aus. Über die Schulter sagte er: „Wenn er dich sehen will, wird er schon zu dir kommen.“
    Aus der dunklen Toröffnung klang eine leise Stimme: „Schon gut, Oswin. lass ihn reinkommen.“
    Oswin zuckte die Achseln und deutete kurz zum Eingang. „Du hast es gehört, Mönchlein. Geh schon. Ich komme gleich nach.“
    Während Oswin den Holzkarren in den Unterstand neben dem Stall brachte, wandte Lionel sich um und trat ein. Drinnen war es noch heißer als draußen. Die Luft war schwer vom Duft nach Heu und Stroh und einem intensiven Pferdegeruch, der ihm die Kehle zuzuschnüren drohte.
    Robin saß an der Stirnseite des Stalls gegenüber dem Tor auf einem Strohballen. Er sah nicht auf, als Lionel eintrat. Ein Stück weiter, nah an der Wand lag Godric, Oswins Vater, und schlief seinen Rausch aus. Er schnarchte dröhnend, so dass die alten Balken fast erbebten.
    Lionel kam zögernd näher und setzte sich neben seinen Freund. „Es tut mir leid, Robin.“
    „Ja. Ich weiß.“ Er sah nicht auf.
    Oswin brachte das Pferd herein. Die Hufeisen klapperten leise auf dem festgestampften Boden. Er führte es an seinen Platz, brachte ihm Heu und Wasser und murmelte ein paar Nettigkeiten. Seine Stimme, das Schnarchen seines Vaters und das Summen der Fliegen waren die einzigen Laute. Rings herum schien die Welt ganz und gar still geworden zu sein. Lionel wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Ihm war heiß. „Ist es wahr, dass Vater Jerome gesagt hat, du kannst bleiben?“
    Robin nickte.
    „Und was wirst du tun?“
    Oswin trat zu ihnen. „Warum bist du so neugierig, he? Wozu willst du das wissen?“
    Robin hob endlich den Kopf. „Lass ihn in Ruhe, Oswin. Er ist in Ordnung.“
    Oswin schniefte und gab so seiner gegenteiligen Meinung Ausdruck. Dann sah er auf die beiden schweigenden Jungen hinab. „Also meinetwegen. Los, gehen wir rauf auf den Heuboden, da haben wir Ruhe.“
    Sie folgten ihm die steile Leiter hinauf. Vom offenen Heuboden aus konnte man das Stalltor mühelos im Auge behalten, ohne selbst gesehen zu werden. Die Luft hier oben schien fast ein bisschen kühler zu sein, und Godrics Schnarchen war nur noch ein fernes Grummeln.
    Oswin warf sich neben ihnen ins Heu, strich sich ein paar braune Haarsträhnen aus der Stirn, rupfte einen Halm aus und sog daran. „Ist dein alter Herr im Krieg, Mönchlein?“
    Lionel schüttelte den Kopf. „Er war Silberschmied. Er ist tot.“
    „Pest?“, fragte Oswin knapp.
    „Nein. Er hat sich bei der Arbeit verletzt mit einem seiner Werkzeuge. Die Wunde hat sich entzündet. Er hat Fieber bekommen und ist gestorben. Ist lange her. Ich kann mich nicht an ihn erinnern.“
    Robin wandte sich ihm zu. „Das hast du mir nie erzählt.“
    „Du hast nie gefragt. Es ist auch nicht wichtig. Hier ist jetzt mein Zuhause.“
    „Darauf wette ich“, schnaubte Oswin.
    Lionel fuhr wütend zu ihm herum. „Und warum nicht? Weißt du, wie es ist, von der Mildtätigkeit einer Zunft zu leben? Oder einen Stiefvater zu haben, den deine Mutter nur geheiratet hat, um ihre Kinder durchzubringen? Einen verdammten Dreckskerl? Nein, davon hast du keine Ahnung.“
    Sowohl Robin als auch Oswin waren beeindruckt von seiner Wortwahl; Lionel fluchte grundsätzlich niemals. Oswin hob ein bisschen beklommen die Schultern. „Na ja. Keine Ahnung. Aber ich glaub, jeder Stiefvater ist besser als mein Alter.“ Er grinste, um vorzutäuschen, die Bemerkung sei nur ein Scherz.
    Lionel nickte versöhnlich. „Kann schon sein.“
    „Er war nicht immer so“, vertraute Oswin ihm überraschend an. „Erst, seit er im Krieg war. Er ist eines Tages einfach mit einem Haufen Bogenschützen auf und davon. Er war über ein Jahr lang weg. Seit er zurück ist, säuft er. Manchmal, wenn er besoffen ist, erzählt er mir von den Sachen, die er
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