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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Autoren: Rebecca Gabl
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Gütiger Jesus … „Ich bin der Earl of Waringham!“
    Vater Jerome runzelte die Stirn. „Nein, mein Sohn. Das bist du nicht.“
    „Aber ich bin jetzt der Älteste. Und wenn mein Vater gefallen ist …“
    „Das ist er nicht.“
    Robin sah ihn verständnislos an.
    Jerome hob hilflos die Schultern. „Ich weiß nicht genau, was passiert ist. Nur, dass es irgendwo in der Normandie ein unbedeutendes Scharmützel gegeben hat. Dabei hieß es neulich noch, es sei ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen worden, aber das kann man ja nie glauben.“
    „Aber mein Vater …“, drängte Robin.
    „Dein Vater wurde am Tag nach der Schlacht verhaftet und des Hochverrats beschuldigt. Ich weiß nicht, was genau man ihm vorwarf. Er sollte hier in England vor ein Gericht kommen, aber … Er hat sich erhängt.“ Er hielt kurz inne und sah in das Gesicht des Jungen, das schneeweiß geworden war.
    „Aufgehängt“, hauchte Robin ausdruckslos.
    Jerome nickte bekümmert. „Ja, mein Junge. Offenbar wertete der königliche Gerichtshof seinen Selbstmord als Schuldanerkenntnis. Sein Lehen und alle Ämter sind ihm aberkannt worden. Und damit auch dir. Du bist kein Lord mehr. Du bist ein Niemand. Aber wenn du bei uns bleibst, kannst du immer noch alles erreichen.“
    Robin hörte nicht zu. Ein dumpfes Dröhnen hatte in seinem Kopf eingesetzt, das viel lauter war als die brüchige Stimme des alten Mannes. Das konnte einfach nicht sein. Völlig ausgeschlossen. Sein Vater war kein Verräter. Das Wort schien in seinen Ohren zu gellen. Es war ein entsetzliches Wort. Verräter. Und ein Selbstmörder obendrein, verdammt für immer und ewig …
    Robin erhob sich mühsam; er hatte das Gefühl, dass seine Füße den Boden nicht berührten. „Darf ich gehen?“
    Der Abt schüttelte den Kopf. „Einen Augenblick noch. Was hast du vor?“
    „Ich will nach Hause.“
    „Zu deiner Familie? Willst du uns deswegen verlassen?“
    Warum kannst du mich nicht zufrieden lassen, dachte Robin. Er spürte einen kraftlosen Zorn auf den alten Mönch. Jerome kam ihm vor wie eine gierige Aaskrähe, die ihn nicht aus ihren Krallen lassen wollte. „Ich …“ Er schüttelte den Kopf, um das Dröhnen zu vertreiben. „Ich habe zu Hause keine Familie.“
    „Deine Mutter …?“
    „Sie ist an der Pest gestorben. Meine Schwester Isabella und meine beiden Brüder auch. Meine andere Schwester, Agnes, ist in einem Kloster in Chester. Mein Vater hat sie hingebracht, weil es da angeblich mit der Pest nicht so schlimm war …“ Mein Vater hat sie hingebracht. Mein Vater ist tot. Aufgehängt. Ein Verräter.
    Er schloss für einen Moment die Augen.
    Jerome legte ihm die Hand auf die Schulter. „Dann wollen wir es dabei belassen. Deine Schwester wird sicherlich in ihrem Kloster bleiben können, wenn ich der Mutter Oberin einen Brief schreibe. Und du wirst vorerst bei uns bleiben.“
    „Nein, Vater.“
    Der Abt sah ihm ernst in die Augen. „Ich befehle es, Robert.“
    Der Junge machte einen Schritt zurück und befreite sich von der großen, knochigen Hand. “Ich werde nicht Mönch werden. Ich werde niemals die Gelübde ablegen. Ihr könnt mich nicht zwingen!“
    „Ich will dich zu nichts zwingen. Ich befehle dir nur, hierzubleiben und nicht nach Waringham zurückzukehren. Du hast dort keinen Menschen und kein Zuhause mehr. Und du bist noch zu jung, um auf dich gestellt zu sein.“
    Lächerlich, dachte Robin wutentbrannt. Der König war kaum älter als ich, als er den Thron bestieg.
    „Hast du mich verstanden, Junge?“
    Robin hörte deutlich die leise Drohung aus dem trockenen Krächzen der alten Krähe. Er senkte den Blick, um seine Auflehnung zu verbergen, und täuschte demütigen Gehorsam vor. „Ja, Vater.“
    Er folgte Jeromes Befehl und blieb in St. Thomas. Bis kurz nach Mitternacht. So lange hatte er benötigt, um seine Pläne zu machen, und er brauchte den Schutz der Dunkelheit ebenso wie den Vorsprung, die die Nacht ihm gewährleisten würden.
    Er ging weder zurück zum Unterricht noch zum Mittagessen und verbrachte den Nachmittag allein. Alle hatten inzwischen das Gerücht vernommen, dass sein Vater tot, Robins Titel verwirkt war. Die anderen Jungen mieden ihn. Sie warfen ihm aus dem Augenwinkel mitleidige oder manchmal auch höhnische Blicke zu, aber keiner näherte sich ihm. Die Angelegenheit war ihnen peinlich. Viele hatten Väter, die ebenso Soldaten waren, wie Robins Vater es gewesen war. Sie bedauerten ihn und waren gleichzeitig froh, dass nicht sie
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