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Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Titel: Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)
Autoren: Johannes Zacher
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Stunde wartet er im Zelt.
    Hài wird kommen. Mit Sicherheit weiß er mittlerweile, dass er hinter den Morden steckt. Hài kann kombinieren; das hat er schon oft unter Beweis gestellt. Aus Hài wäre ein guter Polizist geworden, das weiß er. Wenn er die Hände von seiner Tochter gelassen hätte. Oder wenn er ihre Liebe ernst und sich selbst weniger wichtig genommen hätte. Nachdem er seine Gunst verspielt hat, muss er für seine Schuld bezahlen. Wie alle anderen vor ihm.
    Natürlich hat er ihm die Drogen untergeschoben. Natürlich war er es, der Hàis fristlose Kündigung vorangetrieben hat. Nachdem er davon erfahren hatte, dass Kittys Absturz auch mit seinem Verhalten zu tun hatte, tat er alles, um Hài ans Messer zu liefern.
    Es ist ihm gelungen, ohne dass jemand dahinter kam.
    Ab und zu ist eines der Tiere zu hören. Sonst ist es ruhig im Zelt. Er hat bis jetzt nicht begriffen, wie Kitty sich diesen hässlichen Viechern zum Fraß hat vorwerfen können. Er will es nicht begreifen. Wie sehr muss sie sich gehasst haben , denkt er, dass sie solch einen Tod für sich gewählt hat. Die Symbolik hinter dieser Art der Selbsttötung kann er nicht verstehen. Er will es auch nicht.
    Doreen hängt am Haken. Es war einfach, sie in die Falle zu locken. Er hat sie angerufen und ein Treffen verabredet. Als sie kam, hat er sie überwältigt. Anschließend musste sie fast zwei Tage gefesselt im Kofferraum seines Wagens verbringen.
    Jetzt hängt sie wie ein Paket verschnürt an einem Haken, ein breites Klebeband um den Mund, ihr Gesicht angsterfüllt. Als er sie mit einer Seilwinde hochzieht und ihr dabei direkt in die Augen blickt, sieht er ihr an, wie sie langsam begreift. Ihr Körper zuckt heftig, als versuche sie, sich zu befreien, als wisse sie aber gleichzeitig, dass es vergeblich ist. Sie scheint zu ahnen, was er vorhat. Sie riecht Schweineleber, spürt sie am ganzen Körper.
    Jetzt hängt sie mehrere Meter über der Manege. Er löscht das Licht. Dann richtet er einen Suchscheinwerfer, der neben der Manege steht, auf sie. Auch den löscht er.
    Vor drei Stunden hat er Hài bereits eine anonyme SMS von seinem Computer aus geschickt, in der stand, er solle sich ab 22 Uhr bereithalten. Und gewarnt: Kein Wort zu den Bullen . Jetzt drückt er abermals auf Versenden , dieses Mal von seinem Handy und nicht anonym. Wenn Hài die Nachricht öffnet, liest er: Wenn du Doreen noch lebend sehen willst, komm zum Zirkus Ramsani.

ER
    Sein Kopf ist leer. Alles ist gelöscht. Kein Gedanke mehr an früher. Die Erinnerung ist abgeschafft, die Vergangenheit ein abgetragenes Kleidungsstück. Er ist nur noch eine Handbreit von seinem Ziel entfernt, dann ist es vorbei.
    Endlich , denkt er, endlich ist es dann vorbei. Dann kehrt Ruhe ein. Für immer.
    Er sitzt über der Tribüne im Technikschaltraum neben dem Mikrofon. Er wartet. Er kann nur mehr warten. Er weiß, dass Hài kommen wird. Bisher hat alles perfekt geklappt. Ein, zwei kleine Fehler, die aber nicht ins Gewicht gefallen sind. Ansonsten war es der vollkommene Plan.
    Er hört Schritte draußen auf dem Kies und atmet auf. Das ist er , denkt er und freut sich.
    Er bedient den Scheinwerfer, schwenkt zum Zelteingang. Der Lichtkegel trifft Hài, der gerade an der Plane vorbei ins Zelt schlüpft. Das Licht blendet ihn. Hài hält sich die Hand vors Gesicht. Es sieht aus wie ein Gruß.
    »Schön, dass du gekommen bist«, spricht er ins Mikrofon. Das ganze Zelt wird von seiner Stimme beschallt.
    »Seit wann sind wir per Du?«, kommt vom Eingang zurück, laut und ohne ein Zittern in der Stimme.
    Für einen Moment ist er irritiert und überrascht. So viel Kaltschnäuzigkeit hätte er ihm doch nicht zugetraut.
    Hài ist nicht zu unterschätzen. Es ist ein kluger Junge. Er wäre ein guter Schwiegersohn gewesen. Ein guter Polizist. In einem anderen Leben vielleicht.
    »Seit wir uns näher sind, als du es je für möglich gehalten hättest.«
    »Sie meinen, seit Kitty tot ist.«
    Bei dem Namen zuckt er zusammen. Lange Zeit hat er niemanden ihren Namen aussprechen hören. Jetzt wirkt er fremd auf ihn. Wie aus einer anderen Zeit. Aus einem anderen Leben.
    »Ich sehe, du bist informiert.«
    »Ich bin informiert, ja. Und Sie glauben, den Rächer spielen zu müssen.«
    »Von spielen kann keine Rede sein, mein Lieber.«
    »Seien Sie nicht albern, Kleeberg.« Hài steht noch immer in der Nähe des Eingangs, die Hand vor den Augen. »Die Toten machen Kitty auch nicht wieder lebendig.«
    »Bitte«, sagt er, und
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