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Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Titel: Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)
Autoren: Johannes Zacher
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Gott. Gott hat kläglich versagt. Jemand anders muss die Verantwortung übernehmen. Ich.
    Es ist seine Pflicht, die Gerechtigkeit wiederherzustellen. Mit allen Mitteln. Das hat er ihr versprochen. Bei seinem Leben. Ein Leben, das ohne sie kaum mehr lohnenswert erscheint.
    Es war einfach für ihn, in das Zimmer zu gelangen. Ehrenfeld glaubte, die Vietnamesin sei zurück und öffnete ahnungslos die Tür, nur das Badetuch um die Hüfte.
    Für einen Sekundenbruchteil starrte er in die Mündung der Pistole, dann bekam er auch schon den Lauf auf den Kopf geschmettert. Von da an war er gefügig, unterwürfig, flehte um Gnade. Von seiner Arroganz war nichts mehr übrig.
    Er riss Ehrenfeld das Handtuch vom Leib und kettete ihn mit den Handschellen nackt an die Bettpfosten. Dann klebte er ihm den Mund zu und wickelte ihm das Klebeband aus Polyester um den Kopf.
    Das Letzte, was Ehrenfeld über die Lippen kam, war: »Bitte … ich!«
    Selbst in den letzten Minuten seines Lebens dachte dieses Arschloch nur an sich selbst. Allein dafür hatte er den Tod verdient. Einen langsamen, schmerzhaften Tod.
    Das Teppichmesser liegt mit ausgefahrener Klinge auf dem kleinen Tisch neben ihm. Blut klebt daran. Daneben der gläserne Aschenbecher mit drei Kippen. An allen befinden sich Lippenstiftreste.
    »Das hättest du nicht gedacht, was?«, sagt er und sieht dabei vollkommen zufrieden aus. Unter dem Polyesterklebeband dringt dumpfes Gejammer hervor. So klingt Verzweiflung. Aussichtslosigkeit.
    »Das Jüngste Gericht ist da!«, sagt er und lächelt, als wäre er der Überbringer der frohen Botschaft. »Gleich hast du es geschafft, halleluja!«
    Obwohl er sich wünscht, es würde länger dauern. So lange wie nur möglich. Damit dem Opfer die größtmögliche Qual widerfährt, was wiederum ihm die allergrößte Genugtuung bereiten würde. Er lässt ihn nicht aus den Augen. Er sitzt im Sessel, die Beine übereinandergeschlagen, ganz entspannt.
    »Erinnerst du dich?«, fragt er. Er schließt die Augen und spricht leise. Es hört sich an wie auswendig gelernt: »So ein schöner, fester, grauer Himmel; man könnte Lust bekommen, ein’ Kloben hineinzuschlagen und sich daran zu hängen, nur wegen des Gedankenstrichels zwischen Ja und wieder Ja – und Nein.« 2
    Er schlägt die Augen auf.
    »Du erinnerst dich, nicht wahr?«
    Keine Reaktion. Dennoch weiß er, dass Ehrenfeld sich erinnert. Er sieht ihm an, dass die Worte ihn nicht kaltlassen. Er greift nach dem Teppichmesser, steht auf und tritt neben das Bett und den blutüberströmten Körper.
    »Schau mich an.«
    Ehrenfeld reagiert noch immer nicht.
    »Du sollst mich anschauen!«
    Ehrenfeld bewegt langsam den Kopf.
    Er beugt sich zu ihm hinunter, ganz nahe an das Gesicht, sodass er ihn beinahe berührt. Dann spricht er leise, flüsternd: »Ist das Nein am Ja oder das Ja am Nein Schuld? Der Mensch ist ein Abgrund, und du bist ein Schwein!« 3
    Ehrenfelds Atem geht keuchend. Ein letztes Mal reißt er die Augen auf. Das Leben weicht aus seinem Blick. Er ist leer, ausdruckslos, wie bereits tot. Nach einem kurzen, heftigen Aufbäumen sinkt sein Körper in die Kissen, zittert, zuckt ein paar Sekunden und liegt dann still.
    Jetzt ist er tot , denkt sein Mörder, endlich.
    Er ist erleichtert. Der Todeskampf hat nicht so lange gedauert wie gedacht. Vielleicht hätte er nicht so oft zustechen sollen. Der Mistkerl wäre langsamer verreckt. So langsam, dass er noch etwas gelernt hätte in den letzten Augenblicken seines Daseins – über sich selbst, das Leben, über Moral, Schuld und Verantwortung.
    Die Erleichterung weicht der Wut. Er nimmt das Teppichmesser und ritzt Ehrenfeld die Halsschlagader auf. Ein Blutschwall ergießt sich auf den Boden.
    Das Laken ist blutgetränkt. Die Augen scheinheilig und weit aufgerissen. Ein Blick wie ein Abgrund. Der Mund ist noch immer zugeklebt. Im Polyesterband sind die letzten Worte für die Ewigkeit aufgesogen. Stummes Leiden. Stumme Qual. Geglückte Rache. Sein Tod war voller Schmerzen. Die tiefen Wunden am Körper und der Wasabi darin zeugen davon.
    Das wird ihnen Kopfzerbrechen bereiten , denkt er, damit können sie nichts anfangen. Hierfür taugen nicht mal die abgenutzten Erklärungsmuster: pervers, verrückt, Psychopath. Lachhaft! Die Furcht vor der Wiederholung beherrscht ihre Gedanken. Zu Recht. Auch bei ihnen soll Angst sein. Angst, Ungewissheit und das Zittern bis zum nächsten Opfer.
    Er steckt das Messer in die Jacke, dazu zwei der Zigarettenkippen mit dem
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