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Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)

Titel: Das Lachen der Hyänen: Thriller (German Edition)
Autoren: Johannes Zacher
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trennt er am Brustbein den BH auf. Die weiße Haut ihrer kleinen Brüste schimmert marmorn. Er zögert einen Moment, dann lächelt er wieder.
    »Deine schamanische Reise beginnt«, sagt er und schreibt mit der Klinge Zeichen auf ihre Haut.
    Die marmorne Oberfläche wird von Blut überschwemmt. Sie schreit, strampelt mit den Beinen. Das Kunststoffklebeband schluckt die Worte, macht das Geschrei zu einem gedämpften Gejammer. Sie pisst sich voll. Die Jeans ist nass bis zu den Knien.
    Er lächelt wieder.
    »Kittys Seele verlangt nach dir«, sagt er und schneidet ihr tief ins Fleisch.
    Sie schüttelt den Kopf, immer wieder, immer heftiger, und jault wie ein Hund, als er das Wasabi auf ihren Wunden verteilt.
    »Jetzt wärst du froh, wenn du alles rückgängig machen könntest, nicht wahr?«
    Ihr Widerstand lässt nach.
    »Leider ist es zu spät.«
    Sie schaut ihn erschöpft an, mit fragendem Blick, als verstünde sie nichts. Erst als er seinen Namen nennt, scheint der Groschen zu fallen. Nun ergibt die Qual einen Sinn. Sie scheint auch zu begreifen, was noch folgen wird, und strampelt wieder wie ein ungezogenes Kind. Die Haut an ihren Handgelenken ist aufgeschürft und blutet.
    Er schneidet mit dem Teppichmesser tiefer in ihre Arme, in den Bauch, die Brüste, und durch die Jeans in ihre Beine. Sie schließt die Augen, um wenigstens nichts mehr sehen zu müssen.
    »Das hilft nichts«, sagt er, ganz nahe an ihrem Ohr. »Nichts hilft mehr, weil du schuldig bist, verstehst du?«
    Sie reagiert nicht mehr.
    »Du bist schuld«, sagt er, noch immer mit der Stimme des Märchenonkels, leise, beinahe geflüstert. Sie hört ihn nicht mehr. Ihr Kopf ist zur Seite gefallen. Sie hat das Bewusstsein verloren. Er ritzt ihre Halsschlagader auf. Blut spritzt, strömt über die Brüste und tränkt den Jeansstoff ihrer Hose.
    Endlich , denkt er, endlich ist sie tot, die Hexe. Er ist erleichtert, froh. Regen setzt ein. Er streift die Einweghandschuhe ab, steckt sie zusammen mit dem Teppichmesser in die Tasche, nimmt eine Zigarettenkippe aus einer Klarsichthülle und wirft sie auf den Boden. Dann durchquert er den Park. Niemand ist zu sehen.
    Er geht die Invalidenstraße entlang, vorbei an der roten Polizeiwache, in der noch Licht brennt. Außer ein paar Versprengten, die ihm torkelnd und mit Bierflaschen in der Hand entgegenkommen, ist hier um diese Zeit kein Mensch mehr unterwegs.
    Ein weiterer Punkt auf der Liste ist abgehakt, denkt er. Das Ziel rückt näher. Er fühlt sich leicht und beschwingt wie lange nicht mehr.

ICH
    Einen Tag nach dem Mauerfall verließen meine Mutter und ich Ostberlin und die DDR . Mein Vater nicht. Er war Mitte der Siebzigerjahre als Vertragsarbeiter aus Vietnam in die DDR gekommen und hatte meine Mutter kennengelernt, sich aber kurz nach meiner Geburt von ihr getrennt.
    Mein Vater blieb in seinem vietnamesischen Imbiss zurück. Worüber ich nicht traurig bin. Er spielt in meinem Leben kaum eine Rolle. Mich verbindet wenig mit ihm, außer vielleicht ein paar Gene, die mir nach der Wende in Westdeutschland das Leben nicht einfacher machten. Schlitzauge, Fidschi, China-Böller und Gelbe Gefahr sind noch die harmloseren Bezeichnungen, die mir die Kinder auf Stuttgarts Schulhöfen hinterher riefen. Irgendwie sind die schwäbischen Kinder zu blöd, um zu kapieren, dass ich kein Chinese bin, sondern Vietnamese, und das auch nur zur Hälfte.
    Die Erinnerung an meinen Vater reduziert sich auf den Geruch nach heißem Bratfett. Immer wenn meine Mutter in den ersten Jahren meines Lebens eine Auszeit von meiner Erziehung brauchte, was meistens mit einem neuen Liebhaber einherging, schob sie mich für ein paar Stunden, auch mal tageweise, zu meinem Vater in die Dimitroffstraße ab. Da saß ich dann hinter dem Tresen im Dunst der kleinen Garküche und schaute meinem Alten zu, wie er Frühlingsrollen frittierte, Suppenhühner zerkleinerte, Nudeln briet und Fischsaucen zubereitete.
    Mein Vater schien ebenfalls wenig Interesse an mir zu haben. Er redete nie mit mir, schaute nur ab und zu in meine Richtung, um sich zu vergewissern, dass ich noch da war.
    Nur einmal blieb ihm nichts anderes übrig, als sich für mich zu interessieren. Ich saß nicht weit vom Wok entfernt, als das heiße Fett plötzlich herausspritzte und mich am Oberschenkel traf. Das Fett brannte sich in meine Haut und hinterließ ein geldstückgroßes Feuermal in der Form eines Herzens. Ich schrie, glaubte vor Schmerz zu sterben, sodass mein Vater mich das erste
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