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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit
Autoren: Lee Patrick
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ausgesetzt. Oder einem guten Ersatz dafür zumindest – der Zentrifugalkraft des rotierenden Raumschiffs. Er stellte seine Füße auf das Metall und spürte, wie sich sein Gewicht darauf verlagerte. Ganz, wie es auch auf der Erde der Fall gewesen wäre.
    «Mein Gott, es hat funktioniert», sagte ein Mann.
    Travis wandte sich um und erblickte einen Türdurchgang, den er vom Tunnel aus nicht hatte sehen können. In der Tür stand Richard Garner, in ungewohnt jugendlicher Gestalt allerdings, kaum älter wirkend als ein Studienanfänger.

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    Travis starrte erst ihn an und dann an ihm vorbei, während er sich etwas beklommen fragte, wer vielleicht sonst noch neben ihm auftauchen mochte.
    Garner deutete seine Reaktion richtig. «Es ist wohl am besten, wenn Sie sich selbst nicht begegnen», sagte er. «Das Universum würde deswegen zwar nicht entzweibersten, aber es würde wohl unnötige Verwirrung stiften, nehme ich an.»
    Er hatte einen Akzent – einen, den Travis noch nie zuvor irgendwo gehört hatte. Und auch sonst niemand im Jahr 2016, so viel stand fest.
    Garner trat aus der Tür und kam auf ihn zu. Er lächelte ein wenig und schüttelte den Kopf. «Seit über tausend Jahren habe ich niemanden mehr gesehen, der so alt aussieht.»

    Sie standen in der Mitte der weitläufigen Bodenfläche und tauschten sich ausgiebig aus. Travis schilderte Garner in groben Zügen die Geschichte der Pforte, wie sie sich auf der Erde zugetragen hatte. Alles, was sich an Folgen aus jenem Tag im März 1978 ergeben hatte. Alles, wovon diese Version Garners nichts wissen konnte – die Auswirkungen des Planes, den er und die anderen ersonnen und von diesem Raumschiff aus in Gang gesetzt hatten. Als Travis am Ende angelangt war, schien der Mann tief betroffen, sogar reuevoll. Er starrte hinaus in das Sternenfeld unter ihnen – der Planet und die Zwillingssonnen waren nicht länger zu sehen – und stieß langsam die Luft aus.
    «Wir wussten, dass es viele negative Auswirkungen haben würde», sagte Garner leise. «Haben lange diskutiert, ob wir es überhaupt tun sollten. Am Ende aber waren alle dafür. Wir hatten die Chance, die Dinge zurechtzurücken. Wie hätten wir eine solche Gelegenheit ungenutzt lassen können?»
    Er stand da und starrte noch ein Weilchen versonnen in die Tiefen des Alls, ehe er eine zusammengefaltete schwarze Karte aus der Hosentasche zog und Travis reichte. «Öffnen Sie die erst, wenn Sie bereit sind. Innen auf der Karte steht eine längere Buchstabenfolge, die Ihr Gegenstück hier an Bord bereits gedacht hat. Wenn Sie an Ihr Ende des Tunnels zurückgekehrt sind, wird die Pforte wieder genau die Form annehmen, die sie in all den Jahren gehabt hat. Ein Plasmatunnel, durch den Entitäten zu Ihnen hinübergelangen. Daran ändert sich nichts, bis Sie den Tunnel ein für alle Mal aufschließen.»
    «Und um das zu tun, denke ich einfach das, was auf der Karte hier steht.» Travi sagte das mehr zur Vergewisserung denn als Frage.
    Garner nickte. «Am besten funktioniert es, wenn Sie es laut vorlesen – damit Ihr Gedankenstrom möglichst nicht auf Abwege gerät. Sonst ist weiter nichts dabei. Sie können es von jedem beliebigen Ort auf der Erde aus tun, zu jedem beliebigen Zeitpunkt nach Ihrer Rückkehr. Sie lesen diese Buchstabenfolge vor, damit öffnet sich der Tunnel, und wir können von hier aus hindurchgelangen. Ganz einfach und unkompliziert.»
    Travis betrachtete die Karte. Sie war nicht sonderlich groß, barg aber eine ungeheure Macht. So ähnlich wie ein hochgeheimer Zahlencode zum Abschuss von Atomwaffen. Er steckte sie ein und wandte sich dann Garner zu.
    Garner blickte wieder durch das Fenster hinab in die Tiefe. Behielt den Rand im Auge, wo infolge der Rotation des Raumschiffs kontinuierlich neue Sterne ins Blickfeld kamen. Als würde er auf etwas Bestimmtes warten.
    Schließlich deutete er nach draußen. «Dort.»
    Travis folgte seinem ausgestreckten Arm sowie Zeigefinger mit den Augen und entdeckte einen mittelhellen gelben Stern, der gerade im Fenster aufgetaucht war. Auf den ersten Blick wirkte er nicht weiter bemerkenswert. Bloß noch ein Stern inmitten einer Fülle anderer Himmelskörper.
    «Handelt es sich um das, was ich vermute?», fragte Travis.
    Garner nickte. Als er sprach, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. «Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht hierher in diesen Raum komme und hinüberschaue. Ich starre auf diesen kleinen Fleck und frage mich dabei, ob wohl noch etwas von dem
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