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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit
Autoren: Lee Patrick
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Augen und kostete den Moment so lange aus, wie er es eben noch verantworten konnte.

    Als die Aufzugtüren aufgingen, stand er vor dem Flur aus Beton. Der einzige Flur hier unten, dessen hinteres Ende sich zu der riesigen Kammer hin öffnete, in dem sich die Schutzkuppel mit der Pforte darin befand. Travis machte sich auf den Weg und kam dabei an der schweren Tür zu dem Bunker vorbei, in dem über achtunddreißig Jahre zuvor Ruben Ward in seinem Halbkoma gelegen und der Botschaft der Portalstimmen gelauscht hatte, die nur er hatte verstehen können.
    Er trat durch die Öffnung am hinteren Ende. Er starrte die gewaltige Kuppel an, die sich nur umrisshaft vor der Decke und den Wänden der nicht beleuchteten alten SGIS-Schusskammer abzeichnete, die für ihren intendierten Zweck genau ein einziges Mal benutzt worden war.
    Der kleine Eingangstunnel der Kuppel, ähnlich wie bei einem Iglu, befand sich zu seiner Rechten. Drei Meter davor stand ein Tisch. Travis ging hinüber, zog sein Handy aus der Hosentasche und legte es dort ab. Sein Blick fiel auf die Uhrzeit.
    15.06 Uhr.
    Er ging zum Eingang, öffnete die schwere Glastür und trat ein. Sogleich zog ihn die Pforte in ihren Bann.
    Als würde man in eine Tiefe schauen. Einen Hochofen.
    Das war damals sein erster Eindruck gewesen, annähernd sieben Jahre zuvor, ganz ähnlich den Empfindungen eines der ersten Menschen, der dieses Phänomen seinerzeit zu sehen bekam – und deswegen am Ende sterben musste.
    Travis ließ die Tür hinter sich zufallen und starrte reglos hinüber. Die Pforte schwebte, geduldig wie immer, in ihrer schalldichten Schutzkabine aus Panzerglas in der Mitte der Kuppel. Der Tunnel und seine flackernde Öffnung sahen ebenfalls aus wie immer. Blau und violett. Leise wogend. Eine flammenähnliche Substanz von der Farbe eines Blutergusses. Travis trat an die Tür der Glaskabine und öffnete sie.
    Die Portalstimmen sangen. Hoch und durchdringend, als könnten sie ihm die Trommelfelle durchbohren. Er beachtete den Schmerz nicht, trat über die Türschwelle und blieb dann stehen, knapp einen Meter vor der Öffnung. Nichts trennte ihn jetzt mehr davon, bis auf die niedrige, an ein extrastabiles Trampolin erinnernde Empfangsplattform, die sich knapp fünfzig Zentimeter oberhalb des Betonfußbodens unter der Pforte befand.
    Travis wartete.
    Die Stimmen sirrten und seufzten, in vielfältigen, mal steigenden, mal fallenden, scheinbar wahllos schwankenden Tonlagen. Sie steigerten sich gerade zu einem harmonischen Trillern, als sie ganz unvermittelt verstummten.
    Travis zuckte in der plötzlichen Stille zusammen, doch ehe er noch weiter darauf reagieren konnte, geschahen auch schon weitere Dinge. Der Luftdruck in dem Raum änderte sich. Er hörte, wie die Tür zwanzig Zentimeter hinter ihm sich nach außen hin leicht öffnete und dann sofort wieder mit einem saugenden Geräusch zuschnappte. Die Glaswände um ihn herum schienen sich elastisch nach innen zu wölben, sodass sich die Spiegelung der Pforte auf jeder Oberfläche seltsam verzerrte.
    Dann veränderte sich die Pforte selbst. Und zwar rasant. Die Ranken aus blauem und violettem Licht fielen in sich zusammen. Die wogende Bewegung in dem Tunnel wurde zusehends schwächer, seine innere Oberfläche glättete und straffte sich sozusagen. Nach etwa zehn Sekunden war die Umwandlung abgeschlossen. Jetzt war es, als würde Travis in das Innere einer Tunnelröhre aus glänzendem Metall blicken. Selbst die sonst flackernde Öffnung schien sich verfestigt zu haben.
    Er wartete.
    Nichts geschah.
    Er trat näher und stellte einen Fuß auf die Empfangsplattform. Er blickte direkt in den Tunnel. Jetzt merkte er, was sich noch verändert hatte.
    Er konnte das hintere Ende sehen.

    Es mochte an die dreihundert Meter entfernt sein, das war schwer abzuschätzen. Es öffnete sich zu einem anderen Ort hin, der ein wenig heller war als der Tunnel selbst.
    Er beugte sich vor, streckte die Hand aus und steckte sie durch die Öffnung der Pforte. Eine Viertelsekunde etwa hatte er das Gefühl, den üblichen Widerstand zu spüren, dann aber glitt seine Hand ungehindert hindurch.
    Ein weiterer Schritt – nun stand er mit beiden Füßen auf dem Trampolin. Er beugte sich weit vor, steckte Kopf und Schultern in die Öffnung und stemmte beide Hände auf den Boden des Tunnels direkt dahinter, der, wie er feststellte, so stabil war, wie er aussah. Was aber im Grunde unwichtig war, denn als er den Rest seines Oberkörpers in den Tunnel
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