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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit
Autoren: Lee Patrick
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karg und rein zweckmäßig ausgestattet wie seit annähernd sechzig Jahren. Damit genügte es den Anforderungen der Air Force vollauf.
    Die Diele sah genauso aus wie in allen Häusern dieser Art, die Pruitt schon betreten hatte. Drei mal drei Meter, die Decke zwei Meter fünfzig hoch. Zwei Sicherheitskameras links und rechts in den Zimmerecken gegenüber der Haustür. Er stellte sich vor, wie die beiden diensthabenden Offiziere, welche die Kameraaufnahmen im Blick behielten, auf sein Eintreffen reagieren würden. Dann hörte er, wie eine Tür geöffnet wurde, hinter der Ecke, ein Stück den Flur hinunter.
    «Sir, mit einer Ablösung haben wir für heute Abend gar nicht gerechnet.» Eine Männerstimme, Adler. Pruitt selbst hatte ihn vor Jahren für diesen Posten ausgewählt. Seine Schritte näherten sich durch den Flur, begleitet von den Schritten einer weiteren, hörbar leichtgewichtigeren Person. Gleich darauf tauchte Adler in der Tür auf, dicht gefolgt von einer hübschen jungen Frau um die dreißig. Sie bekleidete den Rang eines Leutnants, wie Adler, doch Pruitt hatte sie weder für ihren Posten bestimmt noch jemals zuvor kennengelernt. Auf dem Namensschild an ihrer Uniform stand LAMB.
    «Sie bekommen auch keine», sagte Pruitt. «Ich bleibe nicht lang. Nehmen Sie mir die ab.»
    Pruitt streifte seine Jacke ab und hielt sie Adler entgegen. Als dieser vortrat, um sie in Empfang zu nehmen, zog Pruitt eine Walther P99 hinten aus seinem Hosenbund und schoss ihm damit in die Stirn. Lamb hatte gerade noch Zeit, zusammenzuzucken. Ihre Augenbrauen hoben sich, dann traf sie auch schon der zweite Schuss in die linke Braue, und sie sackte nahezu gleichzeitig mit Adler zu Boden.
    Pruitt stieg über die beiden Leichen hinweg. Der Flur zweigte nur nach rechts ab. Die Wohnfläche des Hauses war wesentlich kleiner, als es von draußen den Anschein hatte. Es gab lediglich die Diele, den Flur und den Kontrollraum am hinteren Ende, den Pruitt zehn Sekunden nach seinem zweiten Schuss betrat. Auf den Sitzflächen der Bürostühle befanden sich die Abdrücke der Personen, die gerade noch darauf gesessen hatten. Pruitt meinte erraten zu können, welcher Lambs Stuhl gewesen war; ihr Abdruck war wesentlich kleiner. Neben ihrem Arbeitsplatz stand eine Cola light auf einem Untersetzer. In der Stille konnte Pruitt noch das leise Sprudeln der Kohlensäure hören.
    Er schob beide Stühle beiseite und räumte die wenigen Blatt Papier, die auf dem Schreibtisch lagen, fort. Früher einmal, vor langer Zeit, hatte das technische Equipment einen großen Teil der Fläche des Raums, der zwei Meter achtzig mal drei Meter siebzig maß, beansprucht. Im Lauf der Jahre war es immer wieder durch modernere, zunehmend kleinere Geräte ersetzt worden. In seiner jetzigen Form war das Gerät kaum mehr größer als ein Laptop, jedoch aus Stahl gefertigt und ohne Scharnier, mit dem es hätte zusammengeklappt werden können. Es war fest mit der Schreibtischplatte aus Metall verschraubt, der Tisch wiederum war bombenfest mit dem Boden unterhalb der Keramikfliesen verschweißt. Dieser Computer kontrollierte das System, das den Rest des Hauses ausfüllte. Ein Raum, der nicht so ohne weiteres betreten werden konnte. Pruitt jedoch konnte ihn sich mühelos bildlich vorstellen. Er blickte auf die Betonwand links von sich und malte sich aus, dass er mitten durch sie hindurchsah. Jenseits dieser Wand befand sich der riesige Raum, der in allen Häusern dieser Art identisch war, mochte ihre Fassade nun aus Backstein, Vinylverkleidung oder Zedernschindeln bestehen.
    Jenseits der Wand befand sich der Raketenschacht.
    Pruitt nahm seinen PDA aus der Hosentasche und legte ihn neben den Computer auf den Tisch. Als Nächstes brachte er einen Spezialschraubenzieher zum Vorschein, dessen Kopf so komplex gestaltet war wie ein uraltes Piktogramm, und steckte ihn in den entsprechenden Schraubenschacht seitlich am Gehäuse des Computers. Nach fünf Umdrehungen hatte sich das kleine Schräubchen gelöst, binnen Sekunden hatte Pruitt die Hauptplatine freigelegt. Die Leitung, auf die er es abgesehen hatte, befand sich im vorderen Teil. Er stöpselte sie los und sah, wie sogleich drei LED-Lämpchen auf der Platine rot aufleuchteten. Im Geist sah und hörte er mindestens fünf Notfalltelefone vor sich, die soeben in und um Washington zu klingeln begannen. Bei einem davon, im National Military Command Center in den Tiefen des Pentagon, hatte mit Sicherheit bereits jemand den Hörer
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