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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit
Autoren: Lee Patrick
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abgenommen.
    Die Reaktion würde auf dieses Haus niedersausen wie ein Hammerschlag, keine Frage. Aber sie würde zu spät kommen. Und jene, die diese Reaktion veranlassten, würden niemals erraten, was er genau im Schilde führte. Nicht, ehe sie es mit eigenen Augen sahen.
    Er stöpselte die Leitung in eine Buchse an seinem PDA ein und schaltete ihn dann an. Als das Display aufleuchtete, lief das erforderliche Programm bereits. Pruitt hatte es selbst geschrieben, maßgeschneidert für diesen Zweck. Das Stundenglassymbol blinkte, und dann erschien ein Eingabefeld für ein Passwort. Er tippte den Code – einen sehr langen Code –, wartete noch zwei Sekunden ab, in denen das Stundenglas blinkte, und erblickte dann die Maske, die er erwartet hatte, mit einem Eingabefeld für GPS-Koordinaten. Er fügte die entsprechenden Daten ein, die er vorab en bloc kopiert hatte, und drückte die Entertaste.
    Eine Sekunde später ging ein heftiges Zittern durch das Haus. Fußboden und Schreibtisch summten, in Vibration versetzt durch eine schwere, nicht endende Erschütterung.
    Pruitt stellte sich vor die Wand, presste beide Hände und dann noch die Wange gegen den Beton. Er spürte, wie das Tier in seinem Bau zum Leben erwachte.
    Achtundfünfzig Jahre zuvor hatte sich in dem Raketenschacht eine Nike Ajax aus der Ära des Koreakriegs befunden. Dass man die Verteidigung der Hauptstadt gegen russische Bomber und Interkontinentalraketen einer so primitiven und begrenzten Waffe anvertraut hatte, mutete heute geradezu drollig an. Anfang der sechziger Jahre waren die Ajax-Flugabwehrraketen durch Raketen vom Typ Hercules ersetzt worden. Auf jeden Fall eine Verbesserung, obzwar diese Raketen der Aufgabe vermutlich noch immer nicht gewachsen waren. Erst Ende der Achtziger, in Pruitts Amtszeit, war dieses Programm – seiner bescheidenen Meinung nach – mit der Inbetriebnahme von Patriot-Flugabwehrraketen voll einsatzfähig gemacht worden. Eine Wahnsinnsrakete. Auf der anderen Seite der Wand aber befand sich jetzt etwas ganz anderes.
    Pruitt nahm die Erschütterung noch eine Sekunde lang mit Händen und Wange wahr, ehe er sich von der Wand abstieß und aufrichtete. Er kramte einen Zettel heraus und legte ihn neben dem PDA auf den Tisch.
    Auf dem Zettel stand ein einziger, kurzer Satz:
    Siehe Skalar.
    Die Empfänger, für die die Nachricht gedacht war, würden verstehen, was damit gemeint war. Pruitt selbst wusste es nicht. Und es war ihm auch einerlei.
    Er wandte sich ab und ging aus dem Raum, während der PDA eingestöpselt auf dem Tisch zurückblieb. Er kehrte durch den Flur in die Diele zurück; an der Schwelle der Tür hatte Adlers Blut zusammen mit dem seiner Kollegin inzwischen eine einzige große Lache gebildet, die auf den weißen Fliesen kirschrot leuchtete und in den Fugen dazwischen annähernd schwarz wirkte.
    Fünf Sekunden später befand er sich wieder draußen auf der steingepflasterten Veranda, in dem feuchten Abendwind, der nach Laub und Kürbissen und Rauch roch. Seinen Wagen ließ er in der Auffahrt zurück. Die Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr waren bereits unterwegs, er konnte schon das Flackern der Blaulichter sehen, noch vier Blocks entfernt, aber rasch näher kommend. In geduckter Haltung huschte er seitlich um das Haus herum und bewegte sich auf den Garten zu.
    Inzwischen konnte er die Rakete von hier draußen aus hören. Mit jeder Sekunde lauter. Er hörte das dumpfe Pochen, mit dem schwere Stabilisatoren ausschwenkten und gegen die Schachtwände schlugen, und als er um die hintere Hausecke bog, drang aus den kleinen Kellerfenstern auf der Hausrückseite, die mittlerweile geborsten waren, bereits weißer Dampf in die Nacht hinaus.
    Pruitt lief durch den leicht abschüssigen Garten bis zu den Kiefern an seinem hinteren Ende, zwischen denen er stehen blieb. Er wandte sich um und blickte zum Haus. Das wollte er sich nicht entgehen lassen.
    Das Haus wurde umrahmt vom Lichtschein der heranrasenden Einsatzfahrzeuge. Reifen machten quietschend in der Sackgasse halt, Autotüren wurden geöffnet, und Männerstimmen schrien durcheinander. Eine beeindruckend schnelle Reaktion. Beinahe schnell genug.
    Das Hausdach explodierte, der gesamte mittlere Teil. Splitterndes Holz und Bitumenziegel flogen in alle Richtungen wie Konfetti, und durch die Öffnung schoss fast zeitgleich eine spitze Form in die Höhe.
    Eine AMRM Sparrowhawk, eine hochentwickelte Multifunktions-Mittelstreckenrakete. Gemäß der flexiblen
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