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Das kritische Finanzlexikon

Das kritische Finanzlexikon

Titel: Das kritische Finanzlexikon
Autoren: Günter Wierichs
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Wachstum des privat verfügbaren Finanzvermögens (bei gleichzeitiger öffentlicher Verarmung aufgrund sinkender Staatseinnahmen und steigender Staatsverschuldung) und damit für eine Verstärkung der Rendite- und Spekulationsfixierung des Bankensektors und seiner anspruchsvollen Klientel. Man kann es auch so ausdrücken: Staat und Finanzbranche arbeiten bei der Umverteilung von unten nach oben Hand in Hand – und dies mit großem Erfolg.
    Das kritische Finanzlexikon verdeutlicht diese Zusammenhänge. Die plastischen und realitätsnahen Beschreibungen des Lexikons sind darüber hinaus eine Hilfestellung für das Verständnis der in herkömmlichen Nachschlagewerken meist langweilig und abstrakt daherkommenden Begrifflichkeiten und Phänomene aus der Finanzwelt. Und zu guter Letzt bietet das Studium der Mechanismen, Gepflogenheiten und Rituale des Bankensektors eine Gelegenheit zum Nachdenken über unser Dogma des quantitativen Wachstums als Basis wirtschaftlichen Handelns, denn nichts verdeutlicht die Fragwürdigkeit dieses Dogmas so nachhaltig wie die ungebremste Wirkung der Kapitalvermehrung durch Zinsen und Zinseszinsen.

Monetäre Krisen seit 1997
1997 Asienkrise
    Mitte der 1990er Jahre gilt Asien als das Wachstumszentrum der Welt. Immer mehr Immobilien und Wertpapiere werden auf Kreditbasis erworben. Das Kreditvolumen wächst erheblich stärker als die Realwirtschaft; unangemessene Preissteigerungen auf den Immobilien- und Aktienmärkten sind die Folge. Als das Ausmaß des »Wachstums auf Pump« deutlich wird, rutscht die gesamte Region in eine schwere Rezession.
2000 Dotcom-Krise
    Internationaler Run auf Unternehmen der New Economy. Jede Klitsche, die etwas »mit Computern« oder »mit Internet« macht, wird hochgejubelt. Die Blase platzt, und diesmal verlieren auch viele Kleinanleger ihr Geld, denen man zuvor den Reiz des Aktienbesitzes schmackhaft gemacht hat. Das Krisenrezept: Zinssenkungen und vermehrte Geldschöpfung durch die Zentralbanken: Billiges Geld soll die Wirtschaft schnell wieder ankurbeln. Diese Strategie wird nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 noch intensiver verfolgt.
2007 Finanzkrise I (Subprimekrise)
    Einbruch des US-Häusermarktes. Zuvor waren die jenseits vernünftiger Bankregeln vergebenen Immobilienfinanzierungen an unbedarfte Häuserkäufer höchst geschickt verbrieft und blauäugigen Investoren als erstklassige Finanzware angeboten worden. Viele Banken geraten ins Trudeln, Kreditinstitute vertrauen einander nicht mehr. Später geht die Investmentbank Lehman Brothers Inc. in die Insolvenz. Die bis dahin noch als »Bankenkrise« wahrgenommene Katastrophe wird zur allgemeinen Wirtschafts- und Finanzkrise, die auf den realwirtschaftlichen Bereich überspringt.

2010 Euro- und sogenannte Staatsschuldenkrise
    Folge der Finanzkrise 2007. Nicht nur die US-Regierung hatte mit Milliardensummen den Bankensektor gestützt, um eine Geldpanik in der Bevölkerung zu vermeiden. Auch europäische Länder mussten hohe Summen zur Rettung des Bankensektors und zur Finanzierung von Konjunkturprogrammen aufbringen. Dennoch erlahmt die wirtschaftliche Dynamik – vor allem in den südeuropäischen Ländern. Das Vertrauen der Finanzwelt in diese Länder und damit auch in die Stabilität des Euro schwindet rapide. Man glaubt, dass diese Länder (und damit auch die Eurowährungszone als Gesamtheit) in der nächsten Zeit kaum noch in der Lage sein werden, für ein angemessenes Wirtschaftswachstum zu sorgen. Die Zinsen für Staatsanleihen im Euroraum driften auseinander, bestehende Anleihen zuvor vermeintlich erstklassiger Schuldner stürzen ab. Griechenland ist das erste Opfer; ein europäischer Rettungsschirm muss her.
2011/2012 Finanzkrise II und Fortsetzung der sogenannten Euro- und Staatsschuldenkrise
    Das Misstrauen hält erneut Einzug in die Chefetagen der Banken. Kreditinstitute parken ihre flüssigen Mittel lieber gering verzinslich bei der Europäischen Zentralbank, statt sie an befreundete Banken zu verleihen. Man weiß ja nie, wie viele giftige Papiere der Handelspartner in seinem Bestand hat. Die Europäische Zentralbank versorgt unterdessen das gesamte Bankensystem nach dem Gießkannenprinzip mit Liquidität zum Vorzugspreis. Weitere vermeintlich wachstumsschwache Euroländer wie Spanien und Italien geraten ins Visier der Finanzmarktakteure.
    Ende offen …

A
    Eine abartige Entwicklung und ihre Folgen
    So komisch es klingen mag: Es gibt zu viel Geld. Denn bei unserem
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