Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das kritische Finanzlexikon

Das kritische Finanzlexikon

Titel: Das kritische Finanzlexikon
Autoren: Günter Wierichs
Vom Netzwerk:
anzubieten.
    Dabei gibt es nahezu unendlich viele Möglichkeiten. Beschränken wir uns nur mal auf Aktien als Indexbestandteile. Alleine in Deutschland existieren über 1 200 börsennotierte Aktiengesellschaften. Hier hat man den bekanntesten von ihnen, den Deutschen Aktienindex (→ DAX ) durch Auswahl der 30 größten dieser 1 200 Gesellschaften konstruiert. Es ist aber auch ohne große Mühen möglich, weitere, mehr oder wenig beliebige Zusammensetzungen vorzunehmen und so zum Beispiel einen Branchenindex aus den 30 größten Stahlunternehmen, einen Regionalindex aus den 40 größten bayrischen Unternehmen zu bilden. Und so weiter. Die Zahl der Kombinationsmöglichkeiten ist unfassbar hoch. Würde man lediglich zehn Aktiengesellschaften zugrunde legen, aus denen man unterschiedliche Indizes bastelt, die jeweils drei Gesellschaften enthalten, erhielte man 120 Kombinationsmöglichkeiten – und damit 120 potenzielle Indizes. Die Indexzahl erhöht sich auf 220, wenn man das Gleiche nicht mit zehn, sondern mit zwölf Aktiengesellschaften machen würde. 10
    Da es so einfach ist, Indizes zu konstruieren, und da so immens viele Kombinationsmöglichkeiten bestehen, gibt es Börsenindizes wie Sand am Meer. X-trackers , die Internetplattform der Deutschen Bank für börsengehandelte → Fondsanlagen (sogenannte exchange traded funds , abgekürzt: ETF), die sich auf Börsenindizes beziehen, gibt einen Einblick in die bunte Spekulationswelt für indexorientierte Anleger. Diese Anleger partizipieren über entsprechende Indizes an der Entwicklung von Aktien-, Rohstoff- oder Geldmärkten. X-trackers bietet eine riesige Fonds-Palette; über alle Assetklassen hinweg findet man mehr als 150 Anlagemöglichkeiten. Die meisten beziehen sich auf gängige Aktienindizes wie den DAX oder den (die 50 größten europäischen Unternehmen umfassenden) EuroStoxx. Es gibt allerdings auch einige Rohstoff-/Nahrungsmittelindizes wie beispielsweise den Commodity Booster Light Energy Benchmark Index, der 24 Waren aus den Warengruppen Energie, Edelmetalle, Basismetalle, Agrarrohstoffe und Lebendvieh (!) enthält.
    Wem die ETF-Vielfalt nicht reicht, der kann auf einer – ebenfalls von der Deutschen Bank betriebenen – Internetplattform namens x-markets nach weiteren Spekulationsmöglichkeiten fahnden. Hier wird »das gesamte Spektrum moderner Anlagemöglichkeiten« (Eigenwerbung) angeboten. Eine schlagwortartige Auflistung der Anlageinstrumente führt uns quer durch dieses Lexikon: Optionsscheine (vgl. → call und → put ), strukturierte Anleihen (→ Jeder kann gewinnen ), → WAVEs und → Zertifikate . Täglich (!) gibt es mehrere Hundert Neuemissionen. Insgesamt sind im Durchschnitt über 80 000 Produkte im Volumen von knapp 40 Milliarden Euro handelbar.
    Wohlgemerkt – es geht hier um das Spekulationsangebot einer einzigen (allerdings sehr großen) Bank. Auch an dieser Stelle wird deutlich, dass die sogenannten Finanzinnovationen mit substanzorientiertem Investment, also mit realwirtschaftlichen Implikationen, die auf den Arbeitsmarkt, auf die Gütermärkte etc. Auswirkungen haben, nichts mehr zu tun haben.

Y (Volkseinkommen)
    Die meisten Haushalte erwirtschaften Einkünfte aus verschiedenen Einkommensquellen. Wer als Arbeitnehmer ein Sparkonto oder ein Wertpapierdepot sein Eigen nennt, hat Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit und Einkünfte aus Kapitalvermögen. Kommen noch Einnahmen aus einer vermieteten Einliegerwohnung hinzu, realisiert der Haushalt zusätzlich Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung. Steuerrechtlich sind alle Einkünfte zu erfassen. 11
    In der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, bei der es um die Erfassung der Einkommenssituation für ein ganzes Land geht, werden die Einkommensquellen etwas grober zusammengefasst. Man unterteilt dort die Größen
    • Arbeitnehmerentgelt und
    • Unternehmens- und Vermögenseinkommen.
    In der Summe bilden beide das Volkseinkommen, kurz: Y. (Es gibt mehrere Erklärungen, wie es zu dieser Abkürzung kam. Eine besagt, dass John Maynard Keynes in der ersten Auflage seiner Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes das Volkseinkommen auf der Y-Achse seines Modells aufgeführt hat; einer anderen Lesart zufolge steht das Y für yield = Gewinn oder Ausbeute.)
    Für das Jahr 2012 wurde in Deutschland ein Volkseinkommen in Höhe von 2035 Milliarden Euro ermittelt (Österreich 249 Milliarden Euro, Schweiz 495 Milliarden Franken). Auf Unternehmens- und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher