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Das kritische Finanzlexikon

Das kritische Finanzlexikon

Titel: Das kritische Finanzlexikon
Autoren: Günter Wierichs
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private Zusatz-Pflegeversicherung.
    • Transferzahlungen: Jede Erhöhung des Kindergeldes wird von der Bundesregierung als sozialpolitische Wohltat gefeiert. Einkommenswirkung und Höhe des Kindergeldes sind dagegen höchst unterschiedlich. Bei der Einkommensteuer wird das gezahlte Kindergeld (für das erste und zweite Kind gibt es jeweils 184 Euro, für das dritte 190 Euro, ab dem vierten Kind 215 Euro) in der Weise verrechnet, dass jeweils der günstigere Betrag gilt (Günstigerprüfung). Beispiel: Bei einem Ehepaar mit einem Kind und einem zu versteuernden Jahreseinkommen in Höhe von 70 000 Euro ergibt sich durch die Ansetzung des Kinderfreibetrages von 7 008 Euro eine Steuerersparnis von etwa 2 300 Euro. An Kindergeld wurden 12 * 184 = 2 208 Euro gezahlt. Die Differenz von 92 Euro erhält das Ehepaar per Einkommensteuerrückerstattung vergütet. Liegt die Steuerersparnis (bei geringerem Einkommen) unter 2 208 Euro, gibt es keine Nachforderung. Bei hohem Einkommen ist die Steuerersparnis noch höher als im obigen Beispiel. Je wohlhabender eine Familie also ist, desto größer ist der über die Günstigerprüfung anfallende Einkommenseffekt. Ferner benötigen Wohlhabende im Gegensatz zu einkommensschwächeren Familien das Kindergeld nicht zur Bestreitung des Lebensunterhaltes – mit der Folge, dass diese »Familiensozialleistung« für sie ein willkommenes Zubrot darstellt. Die Geldmittel werden dann häufig und zwecks Erleichterung eines finanziell gepolsterten Berufsstarts für den Nachwuchs zinsbringend angelegt (womit der Finanzindustrie wieder mal ein nettes Zusatzgeschäft beschert wird). Familien hingegen, die knapp kalkulieren müssen, sind auf das Kindergeld zur Bestreitung des Familienunterhalts dringend angewiesen – konservative Politiker äußern hier schon mal die Befürchtung, dass die Mittel nahtlos in den Alkohol- und Tabakkonsum der Eltern fließen. Zu den Transferzahlungen gesellt sich ab 2013 auch die größte Errungenschaft für die Vertreter eines althergebrachten Rollenverständnisses, das sogenannte Betreuungsgeld. Eltern werden dafür belohnt, dass sie etwas – nämlich die Unterbringung ihres Kindes in eine Tagesstätte – nicht tun. Aus ideologischer Verblendung heraus werden Milliardensummen verpulvert (bis 2016 sind etwa 4 Milliarden Euro anzusetzen), die an anderer Stelle weitaus besser eingesetzt wären. Man hat halt das Bild von der glücklichen Familie vor Augen: Vati arbeitet, Mutti sorgt sich rührend um die Kinder. Das muss doch durch eine »Herdprämie« belohnt werden! Andererseits wird bei Transferzahlungen, die den sozial Benachteiligten zukommen, rigoros gespart – zum Beispiel beim Übergangsgeld vom Arbeitslosengeld I auf Arbeitslosengeld II (Hartz IV), beim Heizkostenzuschuss für Geringverdiener oder beim Elterngeld für Hartz-IV-Empfänger.
    Stellt man die Verteilungsrechnung des Volkseinkommens und die nüchterne Gleichung zur Ermittlung des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte kritisch auf den Prüfstand, so kommt im Endeffekt das heraus, was wir unter dem Stichwort → Ungleichheit bereits nachlesen konnten: eine extreme Schieflage bei der Aufteilung des (immer noch wachsenden) Kuchens namens Bruttoinlandsprodukt (→ BIP ).

Z
    Die Krone der Schöpfung
    Sie sind in Deutschland so beliebt wie in keinem anderen Land der Welt: Zertifikate . Warum eigentlich? Muss Rendite denn immer mithilfe von Wetten eingefahren werden? Erträge gibt es auch bei sicheren Anlageformen, obgleich Zinsen im Laufe der Geschichte immer wieder sehr umstritten waren. Daher lohnt sich ein Blick auf Zinseszinsen und Zinsverbot . Eines ist jedoch klar – wenn wir der riesigen Fülle wettbasierter Finanzinstrumente nicht Einhalt gebieten, kommt die nächste Finanzkrise ganz bestimmt. Die Chancen auf eine Kehrtwende stehen leider schlecht; es gibt zu viele mächtige Interessengruppen, die den Status quo beibehalten möchten. Man kann es auch so ausdrücken: Es sind zu viele Zyniker am Werk .

Zertifikate
    Die Y-Aktie notiert Anfang Mai bei 40 Euro. Das letzte Jahr ist für die Y-AG gut gelaufen und es wird eine Dividende in Höhe von 2 Euro je Aktie erwartet. Der Dividendenbeschluss wird auf der nächsten Hauptversammlung in etwa drei Wochen getroffen.
    Friedhelm W. ist fest von der Y-AG überzeugt. Er hat bereits 350 Aktien in seinem Depot. Er würde gerne sehr viel mehr Y-Aktien erwerben, dafür fehlt ihm jedoch zurzeit das Geld. Und einen Kredit für sein Spekulationsvorhaben
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