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Das Knochenhaus

Das Knochenhaus

Titel: Das Knochenhaus
Autoren: Stephen Lawhead
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ein Trankopfer aus süßem Wein wird sich in dieser Hinsicht als wirksam erweisen.« Er deutete auf ein niedriges Sofa, das mit roten Kissen bedeckt war, und erklärte: »Wenn du es dir hier bitte bequem machen willst ... Ich werde in Kürze zurückkehren.«
    »Du bist zu freundlich, Pacha«, erwiderte Arthur. »Ich bin glücklich, wenn ich mich um mich selbst kümmern kann.«
    Der Hauswirtschafter des Königs verbeugte sich und entfernte sich rückwärts schreitend. Kaum war er verschwunden, konnte man hören, wie er in die Hände klatschte und nach den Küchendienern rief, damit sie dem Gast unverzüglich aufwarteten. Arthur setzte sich auf das Sofa und streckte seine langen Beine vor sich aus. Er hatte nicht das Gefühl, er würde sich entspannen – in Wirklichkeit war das Gegenteil der Fall. Zweifellos würde er Turms dazu überreden können, mit ihm einen Spaziergang durch die Weinberge und Olivenhaine zu machen. Nach Wochen an Bord eines Schiffes wünschte er sich vor allem etwas Bewegung.
    Die Schiffsreise von England hierher war nicht einfach gewesen. Beinahe von Beginn an hatte sich das Wetter gegen sie gestellt; und die Bedingungen an Bord waren, gelinde gesagt, primitiv gewesen. Er hatte sicherlich nicht seine bevorzugte Art des Reisens gewählt, doch die andere Form – die mithilfe von Leys – kam im Augenblick nicht infrage. Die Gefahren waren einfach zu groß. Tatsächlich war er so weit gegangen, wie er es wagen konnte, nur um hierher zu gelangen.
    »Arturos! Steh auf, und lass mich dich ansehen!«
    Arthur schaute auf und sah Turms im Eingang stehen: eine große, imposante Erscheinung. Doch er wirkte beinahe ausgemergelt unter seinem Zeremonialgewand, und auf seinem einst glatten Gesicht zeigten sich Altersfalten. Sein Haar, das an den Schläfen ergraute, hing gerade bis zu seinen Schultern herab; und den Haaransatz auf seiner Stirn hatte man in der Art der Priesterkaste rasiert.
    Zunächst ging Turms zur Seite, setzte seinen Zeremonienhut ab und entledigte sich seiner goldenen Schärpe. Dann wandte er sich seinem Freund zu, um ihn angemessen zu empfangen.
    Arthur erhob sich, und im nächsten Moment fand er sich in einer festen, freundschaftlichen Umarmung wieder.
    »Bei deinem Anblick schwingt sich mein Herz in die Höhe«, sagte der König und küsste ihn auf die Wange.
    »Und meines ebenso«, erwiderte Arthur freudig. »Meine Seele hat fürwahr nicht aufgehört zu singen, seitdem ich an diesem Morgen meinen Fuß auf tyrrhenischen Boden gesetzt habe.« Er redete nun mit größerer Leichtigkeit und vermehrtem Zutrauen, da seine früheren, seit vielen Jahren nicht mehr angewandten sprachlichen Fertigkeiten rasch zurückkehrten – wie Vögel, die nach langer Wanderung heimflogen. »Wie viel Zeit ist verstrichen, seit ich hier war?«, überlegte er laut. »Fünf Jahre? Oder gar sechs?«
    »Ich fürchte, es waren mehr als zwanzig«, antwortete Turms und schüttelte leicht den Kopf. »Zu lange, mein Freund.«
    »Ach je«, seufzte Arthur. »Ich hatte gehofft, viel früher zurückzukehren. Doch gewisse Geschehnisse haben mich überrascht, und es war mir nicht möglich, zu dir zu kommen.«
    »Dennoch bist du jetzt hier.« Der König wandte sich unvermittelt ab und rief: »Pacha! Bring Wein und Zuckerwerk! Wir müssen unseren Gast angemessen empfangen.«
    Er drehte sich wieder um, nahm Arthur beim Arm und führte ihn zum Sofa. »Dein Kommen wurde mir zur Kenntnis gebracht«, berichtete Turms und nahm neben seinem Gast Platz. »Genau an diesem Morgen erhielt ich ein Omen, das mir deine Ankunft vorhersagte. Natürlich wusste ich nicht, dass es sich um dich handelte – nur, dass ich einen ausländischen Besucher empfangen würde, bevor der Tag zu Ende geht.« Er lächelte. »Und hier bist du nun.«
    »Tatsächlich, nun bin ich hier«, sagte Arthur. »Und ich könnte nicht glücklicher sein.«
    »Ich werde für dich ein Haus herrichten lassen – diesmal ein neues ...«
    »Das alte wird mehr als zufriedenstellend sein«, beeilte sich Arthur zu erklären. »Wenn es denn verfügbar sein sollte ...«
    »Nein, nein. Davon will ich nichts hören. Dieses Haus ist doch viel zu weit entfernt. Ich möchte dich in der Nähe haben, sodass die Entfernung unseren Unterricht nicht behindern wird.«
    »Dein Edelmut, o König, ist so groß wie deine Weisheit«, sagte Arthur und beugte zustimmend seinen Kopf. »Aber möglicherweise änderst du deine Haltung, wenn ich dir erzähle, dass ich diesmal nicht alleine gekommen
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