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Das Kind, das deinen Namen traegt

Das Kind, das deinen Namen traegt

Titel: Das Kind, das deinen Namen traegt
Autoren: Michelle Reid
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Anflug von Verzweiflung.
    Er blieb stehen, drehte sich jedoch nicht um. "Ja?" fragte er mürrisch.
    Claudia sah ihm an, dass er genervt war, und seufzte im stillen. "Nichts", antwortete sie und versuchte unbekümmert zu wirken, obwohl sie das absolut nicht war. "Ich habe mich nur eben gefragt, ob eine Geliebte einen Abschiedskuss verdient."
    Diese Bemerkung schien ihm einen kleinen Stich versetzt zu haben, denn er drehte sich um und sah Claudia an: "Du meine Güte, Claudia! Nach einer heißen Liebesnacht habe ich erst vor ein paar Minuten dein Bett verlassen. Da kannst du dich unmöglich jetzt schon vernachlässigt fühlen!"
    Sie streckte sich wieder und tat, als würde sie hinter vorgehaltener Hand gähnen. Das blauschwarze lange Haar fiel ihr in weichen Wellen um die Schultern, und in diesem Augenblick sah sie aus wie eine verführerische Zigeunerin. Michael umschloss den Türgriff fester.
    "Nein, ich fühle mich nicht vernachlässigt", versicherte sie ihm ruhig, "nur ziemlich ungeliebt. Na, dann bis später."
    Michael warf ihr ein kurzes Lächeln zu, eins von diesen charmanten, das ihr jedesmal den Atem raubte. Dann ging er mit langen Schritten aus dem Zimmer und ließ sie allein.
    Michael dachte wohl, er hätte sie geliebt. In Wahrheit genoss er nur das sexuelle Vergnügen mit ihr. Claudia dagegen liebte ihn wirklich.
    Er war Einzelgänger und liebte seine Freiheit. Er war ungebunden und wollte es auch bleiben. Seine Treue galt einzig und allein der Firma. Und was die Liebe anbetraf, nein, den Sex, verbesserte sich Claudia in Gedanken, so strebte er darin dieselbe Perfektion an wie bei seiner Arbeit. Eines musste man ihm allerdings lassen: Gab er etwas, dann gab er es ganz, wenn auch hur vorübergehend.
    Gewöhnlich hielt Michael Beruf und Privatleben strikt voneinander getrennt. Aus irgendeinem Grund jedoch hatte er dieses Prinzip gebrochen, als er mit Claudia eine Affäre begann. Und das war ihm jetzt unangenehm. Das wusste sie, denn er war sehr darauf bedacht, ihr Verhältnis in der Firma geheimzuhalten. Nur Joe hatte er anvertraut, dass sie befreundet waren. Aber Joe war nicht nur Michaels Personalchef, sondern auch sein bester Freund und noch dazu sehr clever. Ihm machte man so leicht nichts vor.
    Michael war, anders als Joe, übervorsichtig. Claudia gegenüber, die seine Sekretärin und Geliebte zugleich war, verhielt er sich wie ein verheirateter Mann, der seine Seitensprünge verheimlichen wollte. Tagsüber war sie die kühle, tüchtige Sekretärin, die sich um seine Belange kümmerte. Doch sobald der Abend kam und die Bürotür sich hinter ihnen schloss, wurde sie zu seiner Geliebten, seiner Verführerin, die sein Begehren weckte. Drei-bis viermal die Woche trafen sie sich, aßen in einem gemütlichen Restaurant, gingen ab und zu in ein kleines, schummriges Tanzlokal und kehrten dann in Claudias Wohnung zurück, um sich leidenschaftlich zu lieben.
    Morgens, sobald er nur einen Fuß aus dem Bett gesetzt hatte, verwandelte sich Michael wieder in den Geschäftsmann. Noch nie hatte er Claudia angeboten, sie mit zur Arbeit zu nehmen, selbst dann nicht, wenn sein Auto vor ihrem Haus stand und sie zur gleichen Zeit ins Büro musste wie er. Doch ihr machte das nichts aus. Auch ihr war es lieber, wenn ihr Verhältnis zu Michael am Arbeitsplatz geheim blieb, denn sie hatte keine Lust, Anlass zum Klatsch zu geben.
    Jetzt, nachdem Michael gegangen war, schwang sie die Füße aus dem Bett und richtete sich langsam auf.
    Ihre Beziehung ging zu Ende. Fünf Monate voller Glück, aber auch Kummer - bald würde alles vorbei sein - und sie allein war schuld daran.
    Es war halb zwölf Uhr morgens. Claudia saß allein in einem Cafe und blickte in ihre leere Kaffeetasse.
    Sie war schwanger. Schon seit einiger Zeit hatte sie es vermutet, doch erst heute war sie beim Arzt gewesen, und der hatte ihren Verdacht bestätigt.
    Claudia hatte gehofft, Michael würde sie genügend lieben, um sie zu heiraten. Aber so war es nicht. Hatte er ihr nicht von Anfang an klargemacht, dass nur eine Affäre sie verband und in seinem Leben kein Platz für eine feste Bindung sei? Und war sie nicht mit all seinen Bedingungen einverstanden gewesen, als sie seine Geliebte wurde?
    Wie dumm von ihr!
    Es war einzig und allein ihre Schuld, dass sie nun schwanger war. Was die Verhütung betraf, hatte Michael sich ganz auf sie verlassen.
    Nun musste sie sich überlegen, was sie tun sollte. Wenn Michael die Wahrheit erfuhr, würde er sehr wütend werden. In
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