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Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Titel: Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
Autoren: Lesley Marie Milton
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möglicherweise gerade elendig verreckte, nahmen alle gerne in Kauf. War doch ein schönes Geschenk vom Christkind, das Suhrhoff-Haus abzufackeln.
    ***
    Jeder Jahresbeginn ist verknüpft mit neuen Wünschen, Hoffnungen auf eine bessere Zukunft, eine tiefe Liebe, Glück, Gesundheit und viel Geld. So stand es zumindest in der Zeitung geschrieben, die Elaine fahrig durchgeblättert hatte und nun zusammenknüllte. Da stand doch nur Mist drin. Mats gab ihr den Blödsinn zu lesen, seitdem er wieder bei ihr im Haus lebte. „Wir müssen zumindest einige Minuten am Tag an etwas anderes denken“, meinte er. Dabei tat er selbst nicht, was er Elaine riet. Sie liefen herum wie Falschgeld; keiner wusste, was er mit sich und seiner Zeit anstellen sollte. Mats ging häufig zum Friedhof, kam aber jedes Mal nach einer Stunde völlig verheult zurück. Elaine wusste nicht, was sie auf dem Friedhof tun sollte. Channis Beerdigung war wie ein Film an ihr vorbeigezogen, sie hatte nicht einmal weinen können. Überhaupt, wo blieben die verdammten Tränen? Jeder normale Mensch weinte sich die Augen aus dem Kopf, wenn sein Kind starb. Elaine hatte sogar noch ein Enkelkind verloren. Allein der Gedanke war dermaßen absurd, dass sie einfach zu keinem Ergebnis kam, wie sie sich zu fühlen hatte.
    Weder sie noch Mats konnten andere Menschen um sich herum ertragen. Sie verschanzten sich in ihrem Haus, aßen wenig, sprachen nur das Nötigste miteinander. Wenn Hanna vor der Tür stand, ließ Elaine sie ohne eine Reaktion im Schneematsch stehen. Die Veilchengasse war zu einer trüben, hoffnungslosen und ausgestorbenen Gasse verkommen. Jeglicher Rest an Hoffnung und Wünschen, wie es die ahnungslosen Zeitungsfritzen formulierten, war Elaine abhandengekommen. Ihr war es egal, ob Mats bei ihr sein wollte. Ihr war es egal, was die Zukunft brachte. Sie hatte auf ganzer Linie versagt und würde einfach nur dasitzen, bis ihr jemand zeigte, was zu tun war.
    Zuerst hatte Mats sich mit fieberhaftem Aktionismus an der Aufklärung des mysteriösen Falls beteiligt. Er telefonierte stundenlang mit der Polizei, versuchte an Ingmar Suhrhoff heranzukommen und verfolgte alle Spuren seiner Tochter, die sie im Internet hinterlassen hatte. Doch es stellte sich schnell heraus, dass weder er noch seine Ex ihre Tochter wirklich gekannt hatten. Channi hatte offensichtlich mit jedem Mann geschlafen, der ihr nützlich sein konnte. Sie war bei den Kolleginnen unbeliebt gewesen. Nach einer Woche der Recherche brach Mats über den Informationen zusammen – er wollte nicht mehr wissen. Was Chantalle ausgerechnet im Haus der Suhrhoffs zu suchen hatte, von wem sie schwanger war – das alles waren Fragen, die sich Mats nicht mehr stellen wollte. Allein die Vorstellung, dass sie selbst vor Ingmar Suhrhoff nicht Halt gemacht haben könnte, bereitete ihm Brechreiz.
    Nein, seine Channi sollte in Frieden ruhen. Vielleicht war sie sogar in einem Leben nach dem Tod zur Besinnung gekommen. Kümmerte sich liebevoll um das kleine Wesen in ihrem Bauch. Man wusste es nicht. Damit tröstete sich Mats Mahler. Doch Elaine brauchte er mit solchen Gedankengängen nicht zu kommen. Er wusste eigentlich selbst nicht, warum er zu ihr zurückgegangen war, doch alleine, so glaubte er, hielten es beide auch nicht aus. Außerdem befürchtete er, dass Elaine sich etwas antat.
    „Mir tut Elaine so leid“, sagte Hanna abends im Bett zu ihrem Mann. „Irgendwie fühle ich mich total mies, wenn ich mich jetzt um niemanden kümmere. Meinst du wirklich, wir können morgen fliegen?“
    „Ja, meine ich“, sagte Sören. „Wir müssen hier alle mal raus, du, ich, aber besonders Kimmy. Sie ist noch so jung und muss ihren Lebensmut wiederfinden. Gran Canaria wird uns ein bisschen Abwechslung bringen und gut tun, ganz sicher.“
    „Ich verstehe einfach nicht, was bei Lisa los war! Was war das für ein Typ im Wohnzimmer? Wieso erfährt man denn nichts von der Polizei? Lisa muss das doch wissen, wieso sagt sie mir nichts? Das macht mich total verrückt, ich muss immer dran denken! Und dann … Elaines Tochter. Trotz dieser ganzen Sache hat sie das nun auch nicht verdient. Ach, Sören, ich weiß nicht, was ich denken soll!“
    Seit langem legte Hanna sich in Sörens Arm. Sie war davon selbst genauso überrascht wie er, doch es fühlte sich beruhigend an. So lagen sie da und hingen ihren Gedanken nach. Was für ein schreckliches Jahr lag hinter ihnen!
    „Es kann nur besser werden, Hanna. Viel schlechter geht es
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