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Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Titel: Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
Autoren: Lesley Marie Milton
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fuhr mit dem Rad zur Grundschule und Julia ging zu Fuß zum Gymnasium. Lisa atmete tief durch, schaute in den Spiegel und strich sich durch die großen Locken. Eine Träne kullerte ihre Wange herunter, doch sie hatte keine Zeit für traurige Gedanken. Sie wollte ein neues Rezept ausprobieren und die Betten frisch beziehen. Ingmar mochte es, wenn abends alles picobello aussah und sie wollte ihn nicht enttäuschen. Bevor sie sich an die Arbeit machte, schaute sie durch den Wachposten hinüber zu den neuen Nachbarn. Don Fetti war schon weg, denn das Auto stand nicht mehr im Carport. Der Wagen seiner Frau Hanna stand immer in der Garage. Wozu die solch einen teuren Schlitten benötigte, fragten sich Ingmar und Lisa immer wieder. Meistens fuhr sie doch eh mit dem Fahrrad – vermutlich, um den Rest ihrer Figur zu erhalten. Pah! Da musste sie aber noch viel radeln, damit ihr Schwabbelhintern nicht noch voluminöser würde!
    Warum strahlte diese blöde Kuh immer wie ein Honigkuchenpferd, obwohl sie aussah wie Frau Antje mit ihrer Käserolle? Hannas Haare hatten weder Schnitt noch Struktur, sondern hingen fisselig und langweilig herunter. Sie trug gut und gerne Kleidergröße 40 und ihr Kleiderschrank schien nur die Farben blau und weiß zu kennen. „Mit Marinelook kann man nichts verkehrt machen“, hatte die Don-Fetti-Frau laut prustend beim Brunch bei den Schmidts verkündet. Die anderen Weiber stimmten kichernd in dieses Statement ein und bemerkten nicht, dass Lisa nur höflich lächelte. Es war jedem klar, dass einzig Lisa wirklich stylisch und gut gekleidet rumlief. Alle anderen hatten sich im Laufe ihrer Ehe längst aufgegeben und gingen in der Masse unter. Kein Wunder, dass ihre Männer sie betrogen.
    Ingmar würde nie fremdgehen, obwohl er wirklich gut aussah. Ein bisschen wie der Typ aus „Der letzte Bulle“, fand Lisa. Männlich und nicht solch eine Memme wie Don Fetti von drüben. Aber sie war eifersüchtig auf das viele Geld der Nachbarn. Warum musste sich ihr Mann so abrackern und von früh bis spät Autos verkaufen, während der eingebildete Sören Zielke sich an seinen Schreibtisch setzte und Kredite verteilte, wie er lustig war? Er sah auch nicht schlecht aus, das musste sie zugeben, obwohl sie Ingmar immer beipflichtete, dass Don Fetti Augenkrebs verursachte. Aber trotzdem war er nicht ihr Typ, viel zu glatt und gelackt. Bestimmt hatten Zielkes das Geld geerbt; anders konnte es nicht angehen, dass sie dieses teure Haus bezahlen konnten. Außerdem hatten sie ja nur ein Kind. Es war genauso mopsig wie seine Mutter. Lisa und Ingmar verboten es ihren Kindern mit Kimberley Zielke zu spielen. Aber sie mussten immer freundlich grüßen, das war wichtig, damit man einen guten Eindruck hinterließ. Kimberley war genauso alt wie Vivien. So alt, wie Vivien jetzt wäre.
    Nein, Lisa wollte jetzt nicht an Vivien denken. „Weg ist weg“, sagte Ingmar immer und damit hatte er auch recht. Lisa machte sich an ihre Aufgaben und war froh, dass sie nicht rausmusste in die Arbeitswelt. Hier war genug zu tun und ihr Mann konnte für seine Familie sorgen. Hastig wischte sie die neuen Tränen weg, ging in Sebastians Zimmer und zog das Laken ab.
    Zehn Uhr. Hanna war froh, endlich zur Arbeit radeln zu können. Sie genoss jede Gelegenheit, um sich vor der lästigen Hausarbeit zu drücken. Zugegeben, ihre Arbeit war nicht wirklich der Hit und füllte sie nicht aus, aber fürs Erste wollte sie zufrieden sein. Es gab Schlimmeres als im kleinen Stadtmuseum mit Schülern eine Museums-AG durchzuführen. Die Sache an sich bereitete ihr Spaß, aber die Bezahlung war eher peinlich. Musste ja keiner wissen, sagte Sören, wenn er sie beruhigen wollte. Sören beruhigte Hanna ständig. „Mir ist es doch egal, ob du 65 oder 75 Kilo wiegst, Schatzi. Iss einfach etwas weniger Schokolade, dann gibt sich das von allein.“ „Mach dir keine Gedanken, wenn es später wird heute Abend, ich hab noch ein Kundenessen.“ Und: „Das Haus ist genau richtig für uns, vertrau mir einfach.“ Sie hatte gezweifelt, als sie das riesige Haus vor einigen Monaten gekauft hatten. Ob es in dieser Straße nicht zu langweilig werden würde? Überall waren die Gardinen zugezogen und die Nachbarn guckten so komisch, als sie die Hausbesichtigung vorgenommen hatten.
    „Die gucken nur so komisch, weil sie neidisch sind, Schatzi. Das vergeht, wenn sie uns kennenlernen. Immerhin ist es das tollste Haus in der Veilchengasse und die Leute fragen sich, was sie bald für
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