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Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition)

Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition)

Titel: Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition)
Autoren: Béla Bolten
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Zusammenhang befanden. Er wollte den Ordner schon schließen, als er ein unbeschriftetes Verzeichnis sah. Vermutlich hatte Sanika einen neuen Ordner angelegt, ihn dann doch nicht gebraucht und vergessen, ihn zu löschen. Einer Eingebung folgend, öffnete Engel den Ordner. Zu seiner Überraschung war er nicht leer, sondern enthielt ein einziges Bilddokument. Als die Zeichnung den Bildschirm füllte, erkannte er sofort, um was es sich handelte. Am unteren Rand der Skizze gab es eine handschriftliche Notiz - zu klein, um sie lesen zu können. Er vergrößerte die Ansicht und scrollte zum Ende des Dokuments. Als er das eilig hingekritzelte Datum entzifferte, verfiel er in eine Schockstarre und merkte nicht, dass Sarah hinter ihn getreten war.
    «Du weißt, was das bedeutet?», fragte sie mit tonloser Stimme.
    Engel nickte.
    «Wir werden sterben. Alle.»

Eine Woche zuvor - sechzehn Tage vor der Auferstehung
     
     
    Wolfram Engel brachte seinen Oberkörper auf dem Beifahrersitz in eine bequemere Position und lehnte den Kopf an die Seitenscheibe. Seit zwanzig Minuten fuhren sie auf dem Highway von Tel Aviv nach Jerusalem. Der Fahrer machte einen umsichtigen und vorsichtigen Eindruck, und Engel entspannte sich. Woher kam diese plötzliche Müdigkeit? Normalerweise unterhielt er sich gerne mit Taxifahrern und Chauffeuren, wenn er in einem fremden Land angekommen war. Leichter konnte man sich Informationen über die aktuelle Lage nicht verschaffen. Heute war ihm nicht nach einem Gespräch zumute. Auch der Chauffeur schaute stur geradeaus, und Engel schloss die Augen. Wahrscheinlich fehlte ihm einfach Schlaf. Angela hatte darauf bestanden, dass er sie gestern Abend auf die Geburtstagsparty ihrer besten Freundin begleitete. Sein Argument, er müsse sich auf die plötzliche Israelreise vorbereiten, hatte sie wie immer nicht akzeptiert.
    «Du fliegst erst morgen Nachmittag, da bleibt Zeit genug zum Ausschlafen. Und überhaupt: Warum lässt du dich auch auf so eine kurzfristige Reise ein? Als ob das nicht zwei Tage Zeit gehabt hätte. Du musst doch nicht sofort springen, wenn dieser komische Engländer anruft!»
    Im Prinzip hatte Angela recht, meistens erwiesen sich die sensationellen Entdeckungen, mit denen Henderson ihn nach Rom, Tel Aviv oder Kairo lockte, als alltägliche Funde. Deshalb hatte er gestern auch kurz überlegt, die Nachricht auf seiner Mailbox für einen oder zwei Tage zu ignorieren. Schon allein der Tonfall passte ihm nicht:
    «Harold Henderson hier. Ich habe etwas Sensationelles. Sofort zurückrufen.»
    Andererseits zahlte er ihm ein üppiges Honorar, auf das er angewiesen war, seitdem er Angelas wahnwitziger Idee nachgegeben hatte. Sie hatte sich vor vier Jahren Hals über Kopf in die wunderschön an einem in die Außenalster mündenden Kanal gelegene Villa verliebt. Das dreistöckige, schneeweiße Gebäude mit seinen fast eintausend Quadratmetern war natürlich viel zu groß für sie beide und ihre damals neun Jahre alte Tochter Hannah. Derart rationale Argumente zählten für Angela nicht. Als sie das Haus besichtigten, tanzte sie durch die Räume. Sie drehte sich, wirbelte ihren Rock auf und rief:
    «An keinem anderen Platz der Welt möchte ich wohnen.»
    Engels Einwände, die Miete fresse mehr als zwei Drittel seines Gehalts auf, konterte sie umgehend.
    «Wir wohnen im unteren Stockwerk, und oben eröffne ich eine Pension. Ganz nobel, verstehst du, nur für feine Leute.»
    Wolfram hatte noch nicht ganz aufgegeben.
    «Seit wann verstehst du etwas vom Hotelgeschäft?»
    «Ach komm, so schwer ist das nicht, das kann doch jeder.»
    Es dauerte zwar ein paar Tage, aber schlussendlich bekam Angela ihn herum ‒ wie immer. Von der Sekunde an, in der er nachgegeben hatte, plagten sie Geldsorgen, denn natürlich war der Pension «Engelshaus» nicht der wirtschaftliche Erfolg beschieden, der nötig gewesen wäre.
    Engel schreckte hoch, als der Fahrer ihn am Arm berührte
    «Sir ...! Sir, wir sind da.»
    Er war doch tatsächlich eingenickt. Inzwischen war es dunkel geworden, und das Auto parkte am Straßenrand. Er schaute aus dem Fenster und sah gesichtslose viergeschossige Häuser.
    «Und wo sind wir?»
    Engel blickte den Fahrer fragend an, der nur mit den Schultern zuckte.
    «Ich soll hier warten.»
    Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, näherte sich von vorne ein Fahrzeug, das die Lichter mehrmals hintereinander auf- und abblendete. Der Wagen drehte auf der Straße und hielt an. Die Tür öffnete sich, und eine
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