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Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition)

Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition)

Titel: Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition)
Autoren: Béla Bolten
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Frau streckte ihren Kopf hinaus.
    «Mr. Engel, steigen Sie bitte ein.»
    Engel bedankte sich bei seinem Fahrer, nahm seine Tasche vom Rücksitz und schlenderte zu dem anderen Fahrzeug. Kaum hatte er sich gesetzt und die Beifahrertür geschlossen, fuhr der Wagen an.
    «Was ist denn das für eine Geheimniskrämerei?»
    «Guten Abend, Mr. Engel. Willkommen in Jerusalem.»
    Engel drehte seinen Kopf zur Fahrerin und blickte in ein attraktives, strahlendes Gesicht. Die Frau trug ihre schwarzen, schulterlangen Haare offen. Ihr Gesicht war deutlich konturiert mit hohen Wangenknochen und einem straffen Kinn. Auch wenn sie den Kopf nur für eine Sekunde zur Seite nahm, ehe sie sich wieder auf die Straße konzentrierte, erkannte Engel die glänzenden, tiefschwarzen Augen einer Frau südländischen Typs. Sie trug eine schlichte, beigefarbene Leinenbluse und Shorts, die an die kurzen Hosen von Rangern erinnerten, auf jeden Fall aber ihre wohlgeformten Beine bestens zur Geltung brachten.
    «Ich heiße Sarah und bringe Sie zu Mr. Henderson.»
    Nach kurzer Fahrt auf der breiten Straße bog Sarah in eine kleine Einbahnstraße ab und tauchte in ein Labyrinth von Gassen und Gässchen ein. Engel kannte sich in Jerusalem recht gut aus, seit seinem Studium war er regelmäßig zu Forschungsaufenthalten oder Privatbesuchen in Israel gewesen. Er wusste, dass sie sich von Norden der Altstadt näherten. Bald würde die Kuppel der Grabeskirche zu sehen sein. Sarah lenkte das Auto gelassen durch die engen Gassen, umkurvte parkende Autos, abgestellte Motorräder, an den Straßenrand gestellte Müllsäcke. Kurz bevor sie die Altstadt erreichten, stoppte sie das Auto.
    Sie nickte Engel zu und wies auf ein zweistöckiges, unscheinbares Haus, das im Untergeschoss eine Klempnerwerkstatt beherbergte.
    «Mr. Henderson erwartet Sie.»
    «Hier?»
    Das Haus passte ganz und gar nicht zum eher versnobten Briten.
    «Wissen Sie, Mr. Engel. Die wunderbarsten Dinge verbergen sich oft in einfachen Gefäßen.»
     
    ***
     
    «Wir werden das Problem auch diesmal lösen.»
    John ließ den Blick hilfesuchend an die Decke des Saales schweifen. Diese Italiener und ihr unerschütterliches Selbstbewusstsein. Sie glaubten wirklich, mit allem und jedem fertig zu werden, schließlich besaßen sie darin eine jahrtausendealte Erfahrung. Er atmete tief durch und wandte sich wieder den neun Männern zu, die sich an diesem Vormittag im Palazzo di Propaganda Fide um einen viel zu großen Tisch versammelt hatten. Der Ort war bewusst gewählt, denn obwohl der Sitz des Jesuitenkollegs in Trevi liegt, befindet er sich im exterritorialen Besitz des Heiligen Stuhls und wird von Schweizer Gardisten bewacht. Für die Öffentlichkeit unzugänglich und vom Vatikan weit genug entfernt, sodass nicht ständig eine Meute von Journalisten auf Nachrichten wartete, war er der ideale Platz für Geheimbesprechungen wie diese.
    Fünf der Anwesenden hatten den Rang eines Sekretärs einer der insgesamt neun Kongregationen des Vatikan inne, dazu kam Giuseppe Lamberti als Vertreter des päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft und ein John bisher unbekannter wissenschaftlicher Mitarbeiter der päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Die Kongregationen waren die wichtigsten Verwaltungsorgane der Kurie und entsprachen im weitesten Sinne den Ministerien weltlicher Staaten. Die Runde war also eine Art verkleinerte Kabinettssitzung unter der Leitung des Sekretärs der Kongregation für die Glaubenslehre, Erzbischof William Legado. Wie John, der um diese Zusammenkunft gebeten hatte, war er Amerikaner und erst seit einem Jahr im Vatikan, passte aber rein äußerlich perfekt in diese Umgebung. Mit seinem fülligen Körper und dem runden, pausbäckigen Gesicht könnte er, in eine Mönchskutte gesteckt, das Etikett eines belgischen Trappistenbieres zieren. Allerdings durfte man sich von diesem derben Äußeren nicht täuschen lassen, intellektuell war William den meisten anderen im Raum weit überlegen. Ihm fehlte nur die Erfahrung, um sich im Labyrinth der päpstlichen Kurie sicher zu bewegen. Nachdem er ein paarmal das Opfer kleinerer Intrigen geworden war, sah er sich vor und agierte äußerst vorsichtig. Entscheidungen traf er erst nach Rücksprache mit den wenigen Vertrauten, die er im weitverzweigten Verwaltungsapparat der Weltkirche hatte. Mit seinem kräftigen Bariton durchbrach er das Schweigen.
    «Nun, John, wie ich Ihrem Gesichtsausdruck entnehme, stimmen Sie der Ansicht des verehrten
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