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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen
Autoren: Philip K. Dick
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funkelte ihn in stummer Wut an. »Ein Witz. Sie persönlich haben’s gut, Dar – Sie sind etabliert. Aber was ist mit dem Rest von uns? Briskin läßt sich besser etwas einfallen, sonst wird es eine Menge schlimmer werden, bevor es besser wird.«
    »Wie gefällt Ihnen die Tatsache, daß wir einen Farbigen zum Präsidenten haben werden?«
    »Ich habe für ihn gestimmt, zusammen mit den anderen.« Hadley schlenderte zurück, zu der verschlossenen Vordertür des Ladens. »Kann ich morgen anfangen?«
    »Sicher. Kommen Sie um neun her.«
    »Was meinen Sie, Dar, ist das Leben lebenswert?« fragte Hadley plötzlich.
    »Wer weiß. Aber wenn Sie fragen müssen, dann stimmt mit Ihnen etwas nicht. Was ist los, sind Sie krank oder so was? Ich stelle niemanden ein, der ein komischer Kauz ist – oder geistig nicht ganz richtig tickt. Sie bringen das besser in Ordnung, bevor Sie morgen früh hier auftauchen.«
    »Die mitleidsvollen Arbeitgeber.« Hadley schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, daß ich gefragt habe. Ich hätte es besser wissen sollen.«
    »Sie haben offenbar nichts aus diesem Auswanderungs-Glanzstück mit dem Thisbe-Olt-Mädchen gelernt – Sie sind so schlimm wie immer. Was ist los, können Sie das Leben nicht so nehmen, wie es ist? Müssen Sie sich immer nach dem sehnen, was nicht ist? Eine verdammte Menge Leute würde Sie um Ihren Job beneiden. Sie haben unglaubliches, verdammtes Glück, daß Sie ihn zurückbekommen.«
    »Das weiß ich.«
    »Warum beruhigen Sie sich dann nicht? Was ist los?«
    »Wenn man einmal Hoffnungen gehabt hat«, erklärte Hadley nach einer Pause, »ist es immer schwer weiterzumachen, nachdem man sie aufgegeben hat. Es ist nicht so schwer, sie aufzugeben, der Teil ist leicht. Schließlich hat man manchmal keine andere Wahl. Aber hinterher …« Er knurrte und vollführte eine Geste. »… was nimmt dann ihre Stelle ein? Nichts. Und die Leere ist beängstigend. Sie ist so groß. Sie nimmt so ungefähr alles andere auf – manchmal ist sie größer als die ganze Welt. Sie wächst. Sie wird bodenlos. Wissen Sie, wovon ich rede?«
    »Nein«, sagte Pethel. Es interessierte ihn auch nicht besonders.
    »Sie haben Glück. Vielleicht wird es Sie nie treffen – oder jedenfalls nicht, bevor sie ein hohes Alter erreicht haben – hundertfünfzig oder so.« Hadley starrte ihn an. »Ich beneide Sie.«
    »Nehmen Sie eine Pille«, sagte Pethel.
    »Das würde ich gerne, wenn ich nur wüßte, was für eine. Aber ich glaube nicht, daß sie helfen würde. Ich fühle mich danach, einen langen Spaziergang zu machen. Vielleicht werde ich die ganze Nacht Spazierengehen. Das kümmert Sie nicht? Wollen Sie mitkommen? Verdammt, nein, das wollen Sie nicht. Das kann ich sehen.«
    Pethel sagte: »Ich habe noch zu arbeiten. Ich habe keine Zeit, herumzuschlendern und die Aussichten zu genießen. Ich sage Ihnen etwas, Hadley. Wenn sie morgen an Ihre Arbeit zurückkehren – hören Sie zu –, gebe ich Ihnen eine Gehaltserhöhung. Muntert Sie das auf?« Er sah ihn an, versuchte es zu sehen.
    »Ja«, sagte Hadley, allerdings ohne Überzeugung.
    »Ich dachte, das würde es.«
    »Vielleicht kehrt Briskin zur Befürwortung der Planetenbewässerung zurück.«
    »Interessiert Sie das? Dieses abgeschlaffte alte Sinnlosprogramm?«
    Hadley öffnete die Tür und trat wieder auf den dunklen Bürgersteig hinaus. »Alles würde mich interessieren. Um ehrlich zu sein: Im Moment würde ich alles akzeptieren.«
    Finster, in dem Bewußtsein, daß er in dieser Unterhaltung mit Hadley irgendwie versagt hatte, sagte Darius Pethel: »Sie würden einen prima Arbeitnehmervertreter abgeben.«
    »Ich kann nichts dafür«, hob Hadley hervor. »Aber vielleicht werde ich mich mit der Zeit ändern. Vielleicht ergibt sich auch sonst etwas. Gott, ich hoffe immer noch!« Er schien erstaunt, sogar ein wenig entrüstet über sich selbst.
    »Wissen Sie, was Sie zur Abwechslung versuchen könnten?« sagte Pethel. »Ein wenig früher hier auftauchen, ein paar Minuten vor neun. Es könnte Ihr Leben verändern. Sogar mehr als dieser schwachsinnige Fluchtversuch … sich mit diesem Mädchen auf diese unheimliche Welt davonzuschleichen, wo diese Halbaffen leben. Versuchen Sie es. Schauen Sie, ob ich nicht recht habe.«
    Hadley betrachtete ihn. »Sie meinen das wirklich ernst. Und damit hat sich die ganze Sache. Deshalb verstehen wir uns nicht. Vielleicht sollte ich Mitleid mit Ihnen haben, statt zu versuchen, Sie dazu zu bringen, Mitleid mit mir zu haben. Wissen
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