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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen
Autoren: Philip K. Dick
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etwas gegeben – oder haben wir irgend etwas daraus gelernt, fragte er sich.
    Sie hat uns gezeigt, stellte er fest, daß etwa der Unterschied zwischen mir selbst und dem Durchschnittsneger so verdammt gering ist – und zwar nach jedem wirklich bedeutsamen Kriterium –, daß er für keinerlei Absichten und Ziele existiert. Wenn dann so etwas wie ein Kontakt mit einer Rasse, die nicht dem Homo sapiens zuzurechnen ist, vorkommt, können wir das schließlich und endlich kapieren. Und damit meine ich nicht bloß mich selbst – mir war es gegeben, dies von Anfang an so zu sehen. Ich meine den (statistisch gesprochen) normalen, dicken, schäbigen Ochsen, der sich neben einem in einen Jet-Hopper plumpsen läßt, sich ein Vidblatt grabscht, das jemand liegenlassen hat, eine Überschrift liest, und dann damit loslegt, nach links und rechts seine erbärmlichen Ansichten hinauszuspucken. Also ist es schlußendlich und ganz nüchtern betrachtet vielleicht das, was die Wahl für Jim entschieden hat. Könnte das sein? Zugegeben, wir können nie sicher sein. Aber wir können eine kultivierte Mutmaßung machen und sagen: ja, vielleicht. Vielleicht war es das.
    In diesem Fall hat sich der ganze elende Spektakel gelohnt.
    »Die ganze Zeit, während der du in deinen selbstbewundernden Träumen versunken warst«, sagte Pat schalkhaft, »bin ich am Vidphon gewesen und habe versucht, die Leute für unsere Party zusammenzutrommeln. Mr. Turpin kann nicht kommen oder – was wahrscheinlicher ist – wagt nicht zu kommen, aber er schickt ein paar von seinen sorgfältig kultivierten, hochdotierten Angestellten – einen Verwaltungsassistenten namens Don Stanley zum Beispiel, von dem er behauptet, wir müßten ihn kennenlernen. Er hat nicht gesagt, warum.«
    »Ich weiß, warum«, sagte Sal. »Tito Cravelli hat ihn erwähnt, und bei unserem Ausflug nach Anders-Erde bin ich ihm auch einmal persönlich begegnet. Stanley war direkt für den defekten Porter verantwortlich und damit auch in gewissem Sinne dafür, das gesamte Projekt in Gang zu bringen. Ja, Stanley sollte auf jeden Fall auf dieser Party dabeisein. Und ich hoffe, du hast Tito angerufen. Unseren Mann von Welt.«
    »Ich rufe ihn jetzt an«, sagte Pat. »Fällt dir sonst noch jemand ein?«
    »Je mehr, desto besser«, sagte Sal, der endlich anfing, für diese Sache in Stimmung zu kommen.
     
    Spät am Abend arbeitete Darius Pethel allein in seinem geschlossenen Laden. Etwas klopfte an das Fenster, und er blickte erschrocken auf. Draußen, auf dem dunklen Bürgersteig, stand Stuart Hadley.
    Pethel ging zur Vordertür und schloß auf. Als er sie öffnete, sagte er: »Ich dachte, Sie seien ausgewandert.«
    »Hören Sie auf damit. Sie wissen, daß wir alle zurückgekommen sind.« Mit hängenden Schultern betrat Hadley den Laden. Der vertraute Ort, wo er so lange gearbeitet hatte.
    »Wie war es drüben?«
    »Furchtbar.«
    »Das habe ich gehört«, sagte Pethel. »Ich nehme an, Sie wollen Ihren Job wiederhaben. Mit allem Drum und Dran.«
    »Warum nicht? Ich bin so gut, wie ich immer war.« Unruhig streifte Hadley in den schattigen Ecken des Ladens herum. »Sie werden sich freuen zu hören, daß ich wieder bei meiner Frau bin. Sparky ist zum Goldenes-Tor-Satelliten zurückgekehrt; sie werden ihn wieder eröffnen. Trotz Jim Briskins Wahlsieg. Ich schätze, es wird einen entscheidenden Kampf geben.« Er setzte hinzu: »Offen gesagt – es könnte mich nicht weniger interessieren. Ich habe meine eigenen Probleme. Also? Was sagen Sie? Kann ich zurückkommen?« Er versuchte, es lässig klingen zu lassen.
    »Sehe keinen Grund, warum nicht«, sagte Pethel.
    »Danke.« Hadley wirkte erleichtert. Und zwar sehr.
    »Ein paar von euch Burschen sind getötet worden, habe ich gelesen. Schlimm.«
    »Das stimmt, Dar. Sie haben’s kapiert. Sie haben uns angegriffen, und die US-Militäreinheit, die uns begleitet hat, hat sie ganz klasse abgewehrt, bis der Eingang – oder sollte ich Ausgang sagen? – wieder geöffnet worden ist. Ich würde lieber nicht darüber reden, um Ihnen die Wahrheit zu sagen. So viele hochtrabende Hoffnungen sind in den Abfluß gespült worden, als das fehlgeschlagen ist, meine und die einer Menge anderer Leute. Jetzt liegt es ganz am neuen Präsidenten. Wir werden auf den richtigen Augenblick warten und sehen, was er sich ausdenkt, schätze ich. Das ist wohl alles, was wir tun können, ob es uns nun gefällt oder nicht.«
    »Sie können Briefe an Vidblätter schreiben.«
    Hadley
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