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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen
Autoren: Philip K. Dick
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zu schlagen, und damit gewann er die Präsidentschaftswahl.
    Also haben wir jetzt, schließlich und endlich, sagte sich Sal Heim, einen Negerpräsidenten der Vereinigten Staaten. Eine neue Epoche menschlicher Verständigung ist angebrochen.
    Wenigstens wollen wir das hoffen.
    »Was wir brauchen«, sagte Patricia nachdenklich, »ist eine Party, damit wir feiern können.«
    »Ich bin zu müde, um zu feiern«, sagte Sal. Es war eine harte Strecke vom Nominierungskonvent bis hierher gewesen; er erinnerte sich deutlich an jeden einzelnen Zoll davon. Der schlimmste Teil, das verstand sich von selbst, war die Nichtdurchführbarkeit des in Jims Chicagoer Rede verfrüht verkündeten Auswanderungsprogramms gewesen. Warum dies Jims Wahlchancen kein endgültiges Ende gesetzt hatte, wußte Sal Heim noch nicht einmal zu diesem späten Zeitpunkt. Vielleicht deshalb nicht, weil es Bill Schwarz geschafft hatte, sich so geschickt in die Situation hineinzumanövrieren; deshalb war viel, wenn nicht der Großteil der Verantwortung für das Scheitern auf ihn gefallen statt auf Jim.
    »Aber wir haben es uns verdient, ein bißchen freizunehmen, um uns zu entspannen«, hob Pat hervor. »Wir haben seit Monaten gearbeitet. Wenn wir so weitermachen …«
    »Ein Bier in einer kleinen Bar«, entschied Sal. »Und dann ins Bett. Auf den Kompromiß gehe ich ein.« Er genoß es momentan nicht besonders, in der Öffentlichkeit auszugehen. Unvermeidlich traf er auf irgendein Individuum, das Teil der Kolonisierungsbemühungen auf Anders-Erde gewesen war oder jedenfalls einen Schwager gehabt hatte, der vertrauensvoll hinübergegangen war. Solche Begegnungen waren immer ziemlich unangenehm gewesen. Er ertappte sich immer wieder dabei, wie er Fragen zu beantworten versuchte, die einfach nicht beantwortet werden konnten. Warum haben Sie uns da hineingezogen? war die Haupterkundigung gewesen. Auf eine Vielzahl von Arten gefragt, lief sie doch auf dasselbe hinaus. Und dennoch, trotzdem, hatten sie gewonnen.
    »Ich denke, wir sollten uns mit ein paar Leuten zusammensetzen«, widersprach Pat. »Bestimmt mit Jim – das versteht sich von selbst. Und dann mit Leon Turpin, wenn er mit uns kommen will, denn schließlich war es Mr. Turpin, der die Situation gerettet hat, indem er diese Leute wieder in unsere Welt zurückgeholt hat – oder jedenfalls haben das seine Leute getan. Auf jeden Fall wares jemand von der TE. Die TE hat uns gerettet, Sal. Anerkennen wir das endlich, und verteilen wir Lob, wo Lob angebracht ist.«
    »In Ordnung«, sagte Sal. »Ich bin mit allem einverstanden, solange nur dieser kleine Geschäftsmann aus Kansas City, der mit dem kaputten Porter aufgetaucht ist, nicht dabei ist – das ist alles, worauf ich bestehe.« Der Mann, der in erster Linie für den ganzen Ärger verantwortlich war. Im Moment konnte sich Sal nicht einmal an seinen Namen erinnern, offensichtlich eine Freudsche Hemmung.
    »Der, den ich verantwortlich mache«, sagte Pat »ist Lurton Sands.«
    »Dann lade auch ihn nicht ein«, sagte Sal. Aber dazu bestand ohnehin kaum Gelegenheit. Sands saß momentan wegen seiner Verbrechen an den schlafenden Flakkies sowie seines lächerlichen Anschlags auf Jims Leben im Gefängnis. Ebenso Cally Vale, weil sie den Porter-Mechaniker erschossen hatte. Die ganze Sache war überaus traurig gewesen, sowohl an sich als auch als deutlicher Vorbote der Schwierigkeiten, die in ihrem gemeinsamen Leben mit Lurton Sands aufgetaucht wären, Schwierigkeiten, die keineswegs vorbei waren.
    »Weißt du«, sagte Pat mürrisch, »es gibt da etwas, das mir – wenigstens im Moment – nicht so recht aus dem Sinn gehen will. Ich habe immerzu diese heimliche, nervöse Besorgnis, daß …« Sie lächelte ihn unbehaglich an; ihre Jasminlippen zuckten. »Ich hoffe, ich gebe sie nicht an dich weiter, aber …«
    »Aber tief in deinem Innersten«, beendete Sal den Satz für sie, »fürchtest du, daß ein paar von diesen Pekkies auf dieser Seite geblieben sind.«
    »Ja.« Sie nickte.
    Sal sagte: »Ich bekomme hin und wieder dieselben verdammten Ahnungen. Spät in der Nacht schiele ich immer wieder aus den Augenwinkeln umher, besonders auf der Straße, wenn ich beim flüchtigen Hinsehen jemanden um eine Ecke verschwinden sehe. Und das Komische ist, nach dem, was Jim mir erzählt hat, weiß ich, daß er ganz genauso empfindet. Vielleicht haben wir alle den Pekkies gegenüber einen Rest von Schuldgefühl … schließlich sind wir zuerst in ihre Welt eingedrungen. Es ist
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