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Das Jahr der Kriesen

Das Jahr der Kriesen

Titel: Das Jahr der Kriesen
Autoren: Philip K. Dick
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sank sie wieder in ihren Sessel hinunter. »Wir sind noch für eine weitere kleine Weile sicher.«
    »Sie haben uns wirklich erschreckt«, sagte Jim Briskin zu dem Pekkie. Er merkte, daß er noch immer zitterte. »Ich erinnere mich nicht daran, daß ich etwas damit zu tun hatte, ihm zu erlauben hierzubleiben«, sagte er zu Tito Cravelli.
    »Er dankt Ihnen im voraus«, sagte Cravelli. »Sie werden so entscheiden, nachdem Sie Präsident geworden sind, oder vielmehr – das hofft er.«
    Phil Danville sagte: »Nehmen wir ihn mit auf die Party. Das müßte Sal Heim gefallen. Zu wissen, daß noch einer von ihnen hier ist, daß wir sie nicht ganz losgeworden sind und es wahrscheinlich auch nie werden.«
    »Es ist ein großes Glück, daß unsere beiden Völker...« begann der Pekkie, aber Tito unterbrach ihn.
    »Sparen Sie sich das. Der Wahlkampf ist vorbei.«
    »Wir ruhen uns aus«, fügte Danville hinzu. »Haben wir uns auch redlich verdient.«
    Der Pekkie blinzelte überrascht, sagte dann aber eilig: »Als augenblicklich einziger Vertreter meiner Rasse auf dieser Seite des...«
    »Es tut mir leid«, sagte Jim, »aber Tito hat recht; wir können nicht mehr zuhören. Wir müssen weggehen. Sie dürfen uns gerne begleiten, aber halten Sie keine Reden. Verstehen Sie? Es ist vorbei. Wir haben jetzt andere Dinge im Kopf.« Die Zeit, von der du redest, scheint eine Million Jahre zurückzuliegen, sagte er zu sich selbst. Es scheint nicht mehr glaubhaft, daß deine und unsere Rasse in modernen, historischen Zeiten Kontakt miteinander gehabt haben. Die Erinnerung daran beginnt zu verblassen. Und deine Anwesenheit hier unter uns hat die Qualität einer verblüffenden und unerklärten Anomalität. Sie ist mehr verwirrend als alles andere.
    »Gehen wir«, sagte Phil Danville, holte seinen und Dorothys Mantel aus dem Flurschrank und ging zur Tür.
    »Ich würde es mir noch einmal überlegen, bevor ich da hinausgehen würde«, sagte der Pekkie zu Jim Briskin. »Ein Mann lauert Ihnen auf.«
    Die Geheimdienstleute – wieder wachsam – schlenderten voraus.
    »Wer ist es?« fragte Jim den Pekkie.
    »Ich konnte seinen Namen nicht in Erfahrung bekommen«, sagte der Pekkie.
    Jim war im Begriff, die Korridortür zu öffnen, aber einer der Geheimdienstleute hinderte ihn daran. »Lassen Sie uns erst nachsehen.« Im Gänsemarsch, die Augen starr geradeaus gerichtet, marschierten sie aus dem Zimmer.
    »Sie sind noch immer hinter Ihnen her«, sagte Tito zu Jim.
    »Das bezweifle ich sehr«, erwiderte Jim.
    Einen Augenblick später kehrten die Geheimdienstleute gemächlich zurück. »Es ist in Ordnung, Mr. Briskin. Sie können mit ihm reden.«
    Jim öffnete die Flurtür, schaute hinaus. Es war kein Gratulant, und wie die Geheimdienstleute festgestellt hatten, war es auch kein Attentäter.
    Der Mann, der auf ihn wartete, war Bruno Mini.
    Mini kam auf Jim zu und lächelte ein angestrengtes, weißzahniges Lächeln. Ein kleiner Mann, der eine modische, aber ziemlich geschmacklose Jacke aus ionischer Purpurschlangenhaut mit beleuchtetem Kummerbund und Krummspitzenslippern aus brasilianischer Schweinsschwarte trug – damit sah Mini genauso aus wie jener Händler für Trockenobst en gros, der er auch war. »Wir haben eine gewaltige Menge wichtiger Angelegenheiten durchzusprechen«, sagte Mini ernsthaft. Der goldene Zahnstocher, der zwischen seinen Backenzähnen herausragte, wackelte krampfhaft vor tatkräftiger Aktivität. »Jetzt und an dieser Stelle kann ich Ihnen enthüllen, daß der erste Planet, für den ich geplant habe – und dies wird ohne Zweifel eine vollkommene Überraschung für Sie sein – der Uranus ist. Sie werden natürlich fragen, warum.«
    »Nein«, sagte Jim Briskin. »Ich werde nicht fragen, warum.« Er fühlte sich niedergeschlagen. Früher oder später hatte ihn Mini erwischen müssen. In der Tat war er sichtlich erleichtert, daß es endlich passiert war... und das überraschte ihn.
    »Wohin können wir gehen, damit wir in angemessener Länge – und natürlich streng unter vier Augen – reden können, um diesem Thema gerecht zu werden?« fragte Mini. Er fügte hinzu: »Ich habe mich bereits der Mühe unterzogen, die Medien darüber zu informieren, daß wir uns heute abend treffen. Es ist meine Überzeugung, auf Jahre der Erfahrung begründet, daß eine würdige, aber ständige öffentliche Darbietung unseres Programms viel dazu beitragen wird, es den – wie soll ich es formulieren? – weniger gebildeten Massen nahezubringen.«
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