Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett
Autoren: Jerome Charyn
Vom Netzwerk:
fragte Isaac. »Ich bin Dick Tracy.«
    Jennifer lachte und machte den Regenhut auf. »Er lügt. Nenn ihn Isaac. Er ist der Police Commissioner.«
    Alexander zupfte sich an der Nase. »Hast du eine Kanone?«
    »Heute nicht«, antwortete Isaac. »Commissioner müssen keine Waffe tragen.«
    Das machte ihn in den Augen des Jungen uninteressant. Alexander verschwand in sein Zimmer und spielte und seine Mutter stand mit Isaac dem Reinen im Wohnzimmer. Der Bademantel rutschte bis zu ihrem Bauch herunter. Isaac lutschte mit einer irren Konzentration an einer Brustwarze. Seine Hose lag plötzlich auf dem Boden. Er verlor alle Hemmungen wegen des kleinen Jungen nebenan. Er klammerte sich an Jennifer und kam.
    »Wo hast du dir denn die Schulter verletzt?«
    »Das ist ein Geschenk aus Irland«, sagte Isaac. »Ich musste einen Mann umbringen. Er war ein Dieb und ein Hurensohn.«
    »Gehst du öfter auf solche Geschäftsreisen? Na, wird schon in Ordnung sein, nehme ich an. Wir können ja schließlich nicht zwei Commissioner im Knast sitzen haben. Die Stadt würde zusammenbrechen. Und wen bringst du als Nächsten um?«
    »Weiß noch nicht.« Er küsste sie auf den Mund und es war wie beim ersten Mal, als sie sich am Fahrstuhl geküsst hatten und seine Zunge in ihrem Hals verschwand. Ein Mädchen konnte kaum Luft kriegen.
    »Und was wird aus unserem Kind?«
    »Nichts. Ich werde es kriegen und es bleibt bei mir und Mel.«
    »Kann ich nicht ein winzig kleines bisschen Vater sein, egal, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?«
    »Nein.«
    Isaac verließ sie mit einem mürrischen Gesicht, das sich durch Wände hätte fressen können. Jenny packte ihn an der gesunden Schulter. »Die Wochenenden sind tabu«, sagte sie. »Aber du kannst montags kommen … und am Tag danach.«
    Isaac kroch in den Fahrstuhl, montags hatte sich ihm ins Hirn gebrannt. Jennifer schloss die Tür. Sie raffte ihren Bademantel zusammen und zog ihn fest um sich, bis sie sich ihrem Jungen zeigen konnte. Sie schlenderte an Spiegeln vorbei und bemerkte die kleinen Schwellungen unter ihren Augen. Eine Dame von dreiunddreißig Jahren. Sie hatte einen Mann, der nach fünfzigjährigen Bürgermeisterinnen gierte. Würde er zu ihr ins Gracie Mansion ziehen, wenn Rebecca erst mal Sam rausgeschmissen und ihre Teppiche ausgerollt hatte? Sie könnten ihre Politik auf einem Perser machen. Jenny ging ins Spielzimmer zu Alex. Er war fast fünf, ihr kleiner Mann. Er hatte eine Spielzeugeisenbahn, die sich durchs Zimmer schlängelte, als handele es sich dabei um unerforschtes Land. Schienen schlängelten ineinander. Tunnel wuchsen aus dem Boden. Alex präsidierte über jede Weiche. Er konnte Brücken einstürzen und Lokomotiven explodieren lassen, dass sie ihre Eingeweide ausstießen, konnte einen Dienstwaggon mit seinen Flaggen und Signalen quälen. Man brauchte keine Mutter, wenn man eine Eisenbahn hatte.
    Sie beugte sich über ihn und Isaacs Samen floss aus ihr. Sie wuschelte ihm die Haare. »Möchtest du einen Keks, kleiner Mann?« Alex war viel zu beschäftigt mit all seinen verschiedenen Gleisen, um an Essen zu denken.
     
    Isaac stand umgeben von seiner eigenen Polizei auf den Stufen zu St. Patricks. Fünfzig Captains waren in Uniform erschienen, um dem großen McNeill das letzte Geleit zu geben. Die Shamrock Society trug schwarze Taschentücher und Armbinden. Die Iren enttäuschten ihre Toten nie. Isaac konnte ein mörderisches Kauen hinter sich hören, ein Mampfen aus vielen Kehlen. Die Sons of Dingle standen in ihren Wollkäppis da. Sie waren mit Timothy Snell und der Retired Sergeants Association erschienen. Old Tim mahlte so laut wie alle anderen Dingle Bay Boys. Seine Augen waren blutunterlaufen.
    »Timmy«, sagte Isaac, »bist du mit der Leiche hergeflogen? Traurig, dass er sich selbst ersäuft hat.«
    »Mörder«, zischte Timmy leise. »Der beste Chef, den wir je hatten. Er wollte dir nie was … Isaac, du solltest besser nicht allzu lange im Freien bleiben. Sonst stolperst du womöglich noch und fällst auf die Schnauze. Du hättest Spaß daran, die Treppe von St. Patrick’s runterzufallen.«
    »Schnauze, du Wichser. Wir sind hier nicht in einer Burg in Screeb. Hier habe ich das Sagen. Die Iren hocken unter mir. Weißt du, Tim, ich hab da einen Traum. Er handelt vom kleinen Dermott. Er hängt immer noch im Park, genau so, wie du ihn zurückgelassen hast. Er sagt: ›Isaac, tu mir einen Gefallen. Wenn du Tim Snell erwischst, dann binde ihn an der Delancey Street
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher