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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe
Autoren: Dagmar Clemens
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Abend mit Lena und Max verbringen?
    Die beiden waren verspätete Yuppies, die Golf spielten, Aktienpakete hatten und Karriere machen wollten. Lena sprach gerne vom Lifestyle und war immer nach der neuesten Mode gekleidet. Max war nicht sehr gesprächig, außer wenn es um Politik ging. Davon verstand er etwas.
    Claire mochte die zwei nicht und fand es ausgesprochen komisch, dass beider Vornamen schon seit Jahren auf der Beliebtheitsskala ganz oben standen. Sogar darin lagen sie genau im Trend.
    Viktor rückte ihr den Stuhl zurecht und setzte sich neben sie.
    Sie überlegte, ob sie Unwohlsein vorschützen sollte, um den Abend zu verkürzen. Lena setzte sich ihr gegenüber und lächelte wieder, als ob sie sich total freue, sie zu sehen. Nein, es war sinnlos, sie brachte es nicht fertig. Also ergab sie sich in die Situation und atmete einmal tief durch.
    Als der Sommelier ihnen die Getränkekarte reichte, sah sie hoch und fing den Blick auf, den Lena Viktor zuwarf. Sie runzelte die Stirn, was war da los? Viktor wirkte anders als sonst. Irgendwie, sie kam nicht darauf.
    »Ist dir das recht?«, fragte er sie nun.
    Sie hatte nicht zugehört, sagte aber: »Ja, sicher.«
    Sie kannte sich mit Wein sowieso nicht aus und trank alles, sofern es nicht zu trocken war. Während der drei Gänge schaffte Lena es, ununterbrochen zu reden und gleichzeitig alles aufzuessen. Max sagte nicht viel, nickte nur hin und wieder mit dem Kopf.

    Claire sah einmal unauffällig auf ihre Uhr, es war schon nach zehn. Da sie sich nicht am Gespräch beteiligte, langweilte sie sich und beobachtete die anderen Gäste. Die Frau im weißen Abendkleid würde wohl doch nicht mehr in die Oper kommen, denn sie hatte ihr Glas Wein umgestoßen und das Kleid damit ruiniert. Der Smoking redete leise auf sie ein. Er wirkte ein wenig ungehalten, während sie verlegen und mit rotem Kopf ihr Kleid mit einer Serviette betupfte.
    In der Nähe ihres Tisches stand abwartend einer der Kellner und blickte zu ihnen hin. Wie aufmerksam.
    Sie dachte an das Vorstellungsgespräch, das so gut gelaufen war. Vielleicht konnte sie dort sogar weiter aufsteigen. Der Personalleiter hatte auf ihre diesbezügliche Frage immerhin gesagt, es gebe verschiedene Möglichkeiten. Es wäre einfach zu schön. Sie schaute auf ihre farblos lackierten Fingernägel, auch ein Zugeständnis an Viktor. Sie mochte eigentlich keinen Nagellack, er aber fand unlackierte Nägel ungepflegt.
    Hoffentlich klappte es. Eine neue Stelle wäre jetzt genau das Richtige. Als sie wieder hochsah, bemerkte sie, dass Viktor dem Kellner zunickte. Dieser verschwand kurz und kam dann mit einem Tablett an ihren Tisch. Neben der Flasche Champagner und den vier Gläsern stand auch eine winzige Torte. In ihr steckten Wunderkerzen, die ihre Funken nach allen Seiten versprühten. Wie unglaublich kitschig. Und das im › Xantos ‹ .
    Blitzschnell überlegte sie, was der Anlass sein konnte. Ein Geburtstag? Nein, Viktor war im November geboren. Von Lena und Max wusste sie nicht, wann sie ihren Geburtstag hatten. Sie beugte sich zu Viktor und flüsterte: »Was wird denn heute gefeiert?«
    Er legte seinen Arm auf ihren und sagte feierlich: »Jetzt warte einmal.«
    Irritiert sah sie ihn an. Und dann fiel es ihr ein. Siegessicher. Er sah siegessicher aus. Den ganzen Abend schon. Und Lena nickte ihm nun verständnisvoll zu. Der Kellner entfernte sich und Viktor ergriff ihre linke Hand. Vor ihm auf dem Tisch lag plötzlich eine winzige quadratische Schachtel.
    »Claire«, begann er und sie wusste, was los war. Und Lena und Max wussten es ebenfalls. Sie hatten es zusammen eingefädelt.
    »Wir kennen uns jetzt seit über einem Jahr und ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Dieser Ring«, er ließ ihre Hand los und öffnete die Schachtel und sie blickte auf einen goldenen, schmalen Ring mit einem rötlichen Stein, »soll ein Symbol für meine Liebe sein.«
    Er wollte ihre Hand ergreifen, aber sie zog sie schnell weg. Wie konnte er nur mit Lena und Max gemeinsame Sache machen? Und dann denken, sie merke es nicht. Lena kam sich sicher ungeheuer klug vor. Sie hatte ihm bestimmt gesagt, dass sie seinen Antrag kaum zurückweisen könne, wenn sie und Max dabei waren.
    »Claire, ich will dich heiraten.«
    Ihr wurde schlagartig heiß und sie wusste zwei Dinge sofort. Sie hasste es, dass er etwas so Persönliches vor anderen inszenierte. Als brauche er Publikum. Wo blieb da sein Gefühl für Stil?
    Und zum anderen war sie einfach
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