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Das Hungerjahr - Roman

Das Hungerjahr - Roman

Titel: Das Hungerjahr - Roman
Autoren: Aki Ollikainen
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ist die Lage dort oben wirklich entsetzlich, hatte Lars zu sagen gewagt. Mit Sicherheit, jedenfalls in der Haushaltsführung, hatte der Senator erwidert. Und Lars hatte sich, von Verwünschungen begleitet, aus dem Raum entfernt und zunächst sich und seine unstete Gemütsart gehasst, dann alle Alftans dieser Welt, all die Beamten, die, wenn es eng wurde, Schwäche zeigten, sich dem ersten Luftzug beugten und einen großen Mann wie den Senator allein im Sturm stehen ließen. Schließlich hatte er die dummen Bauern im Landesinneren verflucht, die dicken faulen Gutsherren, die ihre Arbeiter hinauswarfen, damit mehr für sie selbst übrig blieb, obwohl es ihre Aufgabe wäre, die Armen zu ernähren, ob Gesinde oder Bettler.
    »Für diesen Herbst ist es vorbei«, sagt Raakel.
    Lars fährt zusammen und sieht seine Frau fragend an. Sie steht neben dem Hibiskus und streicht vorsichtig über dessen grüne Blätter.
    »Er hat seit über einer Woche keine Blüte mehr gehabt.«
    »Ach ja? Hat er früher nicht bis über die Feiertage geblüht?«
    Lars zwingt sich aufzustehen und geht zu seiner Frau. Jedes Mal, wenn der Hibiskus zu Überwintern beginnt und Raakel nichts mehr hat, dem sie ihre Wärme und Liebe opfern kann, wird sie von der gleichen Wehmut befallen. Womöglich fängt er nie wieder zu blühen an. Den ganzen Winter über die gleiche Angst, stets der gleiche Satz, jedes Jahr, wenn Lars von der Arbeit kommt und seine Frau beim Streicheln der Hibiskusblätter antrifft.
    »Im Frühling wieder.«
    »Vielleicht, vielleicht. In diesen Tagen scheint alles Schöne zu verkümmern.«
    Mit einer verschleierten Jungfrau im Arm reitet der Mann mit dem Turban durch die Wüste. Im Hintergrund geht die Sonne unter, ihre Strahlen vergolden den Palast.
    Cecilia kauert sich nackt über die Schüssel und wäscht sich zwischen den Beinen. Das Wasser rinnt über die dunklen Schamhaare, glättet die kleinen Locken, von deren Spitzen Tropfen ins Gefäß fallen. Sie richtet den Rücken gerade, legt die Hände auf die Knie und spreizt die Beine noch ein wenig mehr. Ihre Scham ist nach der Vereinigung noch geöffnet.
    »Es sieht dämlich aus, wie du das Kinn hängen lässt«, stellt Cecilia fest.
    Teo reicht ihr ein Leinentuch, mit dem sie sich abtrocknet.
    »Wie lautet dein Name? Dein richtiger Name?«
    »Ist dir Cecilia nicht gut genug? Ich heiße Elin, aber die Hausdame wollte, dass ich mich Cecilia nenne. Oder eigentlich Cecile.«
    »Und du stammst tatsächlich aus Dalarna in Schweden?«
    »Ja.«
    In einer Stunde kann sie ebenso gut Ulrika aus Polen sein, falls es verlangt wird. Sie schiebt die Schüssel unter den Tisch, hält dabei Teo den nackten Hintern hin und zwar höher als nötig gewesen wäre. Ihr Auftritt hat Erfolg. Teo versucht ihr den Rücken zuzuwenden, aber seine Füße sind am Boden wie festgenagelt, die Augen auf das nackte Gesäß geheftet, wo auf der hellen Haut noch blassrot die Abdrücke der Matratze zu erkennen sind. Sie weiß, dass ich gehen muss, denkt Teo. Etwas erschwert ihm das Atmen. Cecilia nimmt den Porzellantopf, der neben der Schüssel steht, und kauert sich nun über ihn. Teo findet die pinkelnde Frau erregend, aber er beschließt, dass sie dieses Spiel nicht gewinnen wird. Jedenfalls will er seine Niederlage nicht zeigen.
    »Du bist und bleibst ein Mädchen vom Land, da kannst du machen, was du willst.«
    »Wir befinden uns hier aber auch nicht gerade in Sankt Petersburg. Deine Heimatstadt ist ein Kaff auf einer erbärmlichen Felsinsel.«
    »Ich meine es nicht böse. Ich wollte nur sagen, dass du bleibst, was du bist.«
    »Was denn? Ein Mädchen vom Land? Warum sollte ich immer dieselbe bleiben wollen? Du willst das vielleicht, ich nicht.«
    Teo hilft ihr ins Korsett und sieht ihren Busen beim Schnüren aufgehen wie warmes Brot.
    Cecilia setzt sich an den Spiegeltisch, um ihr Haar wieder zum Dutt aufzustecken. Wegen des Windes schabt draußen ein kahler Ast am Fenster, die grauen Wolken am Himmel stauen sich. Schon landen die ersten Tropfen auf der Scheibe und rinnen herab.
    »In Wahrheit billigst du nicht, was ich tue. Darum willst du mir einreden, ich wäre nur ein unschuldiges Mädchen vom Land. Was glaubst du, warum ich hier bin? Wenn du mich liebst, liebst du eine Hure. Bist du dazu bereit?«
    Teo antwortet nicht. Er verfolgt, ob die zwei aus Regentropfen entstandenen Bäche einander erreichen, bevor sie am Fensterrahmen sterben.
    Cecilia küsst ihn leicht auf die Wange.
    »Du zahlst dafür, dass du mit
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