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Das Horror-Telefon

Das Horror-Telefon

Titel: Das Horror-Telefon
Autoren: Jason Dark
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werde dich bestimmt bald holen!
    Yvette schnappte nach Luft. Das konnte sie nicht akzeptieren. Sie wollte es auch nicht. Ein Toter war tot, der kehrte nicht zurück, um nach den noch lebenden Menschen zu greifen. Das war Wahnsinn, entbehrte jeder Basis.
    Oder nicht?
    Da sie ihre eigenen Schlußfolgerungen in Frage stellte, steigerte dies auch ihre Unsicherheit. Verflucht noch mal, früher war sie doch nicht so gewesen. Da hatte sie in ihren Berichten immer Lösungen gefunden.
    Ihre Kommentare waren von den Lesern gern gelesen worden. Sie hatte bei der Zeitung eine gewisse Reputation besessen. Man war immer gut auf sie zu sprechen gewesen und jetzt das hier.
    Yvette kam nicht mehr zurecht. Sie brauchte erst einmal einen Schluck, um sich zu beruhigen. Ein Cognac zur rechten Zeit konnte wie Medizin wirken, die sie schon lange nicht mehr zu sich genommen hatte, denn die Flasche auf einem fahrbaren Tablettisch hatte schon einen leichten Staubfilm bekommen.
    Da ihre Hände zu stark zitterten, schwappte noch mehr Flüssigkeit aus der Öffnung, als sie es eigentlich gewollt hatte. Mitten im Raum stehend trank sie den ersten Schluck. Dann ging sie einen Schritt vor, nahm den zweiten und bekam genau mit, wie der Alkohol in ihren Magen hineinrann und dort für Wärme sorgte.
    Yvette durchwanderte ihre eigene Wohnung. Sie betrat jedes Zimmer und durchsuchte es mit schnellen Blicken, als könnte sie irgendwo eine Spur ihres Verlobten entdecken. Dabei nippte sie hin und wieder am Glas, legte die Stirn in Falten und merkte gleichzeitig, daß die Furcht allmählich verschwand.
    Sie schuf anderen Dingen Platz, den klaren, nüchternen Überlegungen.
    Darüber freute sie sich und sah es als einen Vorteil an, daß sie zumindest schon so weit gekommen war.
    Klares Denken.
    Was konnte ihr noch passieren?
    In einer direkten Gefahr befand sie sich nicht. Das stand schon einmal fest. Wenn etwas auf sie lauerte, dann im Unsichtbaren und angeblich von ihrem toten Verlobten gesteuert.
    Unsinn, das gibt es nicht!
    Sie wollte es nicht glauben und stemmte sich erst jetzt gegen diesen Anruf. Er hatte zwar stattgefunden, doch sie wollte nicht mehr daran glauben, daß es tatsächlich Tom Wade gewesen war. Da hatte sich jemand einen Scherz erlaubt. Ein Toter konnte nicht mit einem Lebenden Kontakt aufnehmen, obwohl sie schon darüber gelesen und die Berichte allesamt als Unsinn abgetan hatte.
    Aber das machte man meist, solange man nicht selbst zu den Betroffenen zählte.
    Sie zählte jetzt dazu.
    Und sie überlegte, wie sich Tom verhalten hatte, als sie zusammen gewesen waren. Er war immer ein sehr nüchterner Mensch gewesen, der mit beiden Beinen auf der Erde gestanden hatte. Kein Mystiker, kein Esoteriker, keiner, der an Geister glaubte oder anderen spirituellen Humbug. Er hatte immer mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen gestanden, deshalb war es für sie so unwahrscheinlich, daß er es gewesen sein sollte, der sie aus dem Jenseits angerufen hatte.
    Da hatte sich jemand einen üblen Scherz erlaubt. Schon vor Tagen hatte er damit angefangen. Immer wieder waren die Anrufe erfolgt, ohne daß sich jemand gemeldet hätte, und jetzt schließlich war es zu einem Durchbruch gekommen.
    Tom Wade also…
    »Nein!« rief sie plötzlich. »Das war nicht Tom. Das kann er nicht gewesen sein!«
    Yvette sprang auf, sie goß sich einen zweiten Drink ein, riß die Tür zum Balkon auf und trat ins Freie. Die Luft tat ihr gut. Sie sorgte dafür, daß der Schimmer der Furcht vor ihren Augen vertrieben wurde. Sie konnte klarer denken und durchatmen. Alles, was sie sich einredete, taugte nichts. Es gab überhaupt keine Beweise, und diesen Anruf sah sie nicht als einen solchen an.
    Yvette sagte sich, daß sie etwas tun mußte, um ihre Furcht zu unterdrücken. Sie war jetzt an dem Punkt angelangt, wo es wichtig war, Stärke zu zeigen. Sie mußte sich selbst beweisen, daß sie es geschafft hatte, die Vorfälle zu verdauen.
    Da gab es eine Möglichkeit.
    Als Yvette daran dachte, fing sie an zu lächeln. Dabei redete sie sich selbst ein, wie gut sie war, und sie baute sich innerlich so auf, daß sie sogar ihre Angst vergaß.
    Das Glas leerte sie mit dem letzten Schluck. Sie war nicht betrunken, doch sie befand sich in einem lockeren Zustand, der trotz allem noch nicht ihr Denken so beeinflußt hatte, daß sie nicht wußte, was sie eigentlich tat. Im Gegenteil, sie konzentrierte sich voll und ganz auf die Sache, und sie würde die auch durchstehen, das stand
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