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Das höllische Ich

Das höllische Ich

Titel: Das höllische Ich
Autoren: Jason Dark
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antwortete Rüben.
    »Wie viele sind es?«
    »Alle, hoffe ich. Es müssten mehr als zehn sein, wenn sie dem Ruf folgen.«
    »Und du glaubst nicht«, sagte Suko, »dass einige von ihnen schon so stark beeinflusst sind wie Lou?«
    Rüben schloss für einen Moment die Augen. Er hielt sie auch geschlossen, als er sprach. »Ich hoffe es nicht. Ich setze darauf, dass Lou Ganzaro ein Testfall war. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »In dem Fall wird wohl heute der große Angriff der finsteren Mächte auf euch stattfinden.«
    Ruben Crane ließ seine Blicke über die verkohlten Bilder gleiten. »Es könnte darauf hinauslaufen«, sagte er mit leiser Stimme. »Das kann ihr großes Ziel sein.«
    »Gut, dann ziehen wir uns vorerst zurück.«
    Suko hatte genau in meinem Sinne gesprochen. Als heimliche Beobachter waren wir besser gerüstet und konnten eingreifen, sobald wir es für richtig hielten und es nötig war.
    Wir gingen an den verbrannten Bildern vorbei und durch die Tür nach draußen.
    Der Himmel hatte seine Farbe verändert. Es war zu sehen, dass sich der Tag neigte. Unseren Gesichtern war anzumerken, dass wir uns beide nicht wohl in unserer Haut fühlten. Aber was sollten wir machen? Wir konnten die Feinde nicht locken. Wir kannten sie nicht mal, aber wir schworen uns, sie nicht zum Ziel kommen zu lassen...
    ***
    Zunächst war es wichtig, dass wir einen guten Platz fanden, an dem wir selbst in Deckung blieben, wobei wir allerdings von diesem Ort aus eine gute Sicht besaßen.
    Den Weg zurück nahmen wir nicht. Wir gingen nicht mal in die entsprechende Richtung, denn das Grundstück bot auch auf dieser Seite einen guten Schutz.
    Suko war den Weg bis zur Straße gegangen. Ich wartete auf ihn. Als er wenig später zurückkam, lächelte er und meinte: »Es ist nicht weit bis zur normalen Welt.«
    »Was meinst du?«
    »Die Straße, die Häuser dort. Das hier ist wirklich eine kleine Insel, und wer den Weg finden will, der muss schon verdammt gut Bescheid wissen. Streckenweise ist er ziemlich zugewachsen.«
    »Hast du sonst noch etwas gesehen?«, fragte ich.
    »Nichts Verdächtiges, John. Hier kommt niemand auf den Gedanken, es mal mit dem Teufel zu tun zu bekommen. Wenn du weiter durchgehst, hast du Normalität pur.«
    »Ja, das denke ich jetzt auch.«
    Lou Ganzaro hatte wirklich den perfekten Wohnort gehabt. Das Haus stand auf dem entsprechenden Grundstück. Nur wenige Schritte musste er laufen, um an das Ziel seiner Wünsche zu gelangen. Aber da hatte ihm die andere Seite einen Strich durch die Rechnung gemacht.
    Ich hielt nach einem guten Versteck Ausschau. Wenn die Mitglieder der Union erschienen, wollte ich sie beobachten können.
    Wir schufen uns eine Lücke im Gebüsch, indem wir einige Zweige zur Seite schoben. Unter einem Dach aus Blättern blieben wir stehen. Der nahe Baumstamm war zu riechen, und die Luft war sehr feucht geworden.
    Für uns begann das Warten.
    Es war etwas, das ich hasste. Suko erging es nicht anders, nur hatte er sich besser in der Gewalt. In einer solchen Zeit konnte er sich in sich selbst zurückziehen.
    Wenn wir nach rechts schauten, sahen wir das Refugium inmitten der wilden Natur. Es handelte sich um einen kleinen Ort des Rückzugs für die Menschen, die auf der Suche nach einem neuen Weg waren. Sie hatten vor, durch die Engel und auch mit ihnen zu einer verschworenen Gemeinschaft zu werden. Sicher eine gute Sache, aber wo Licht ist, da findet man auch Schatten – das war immer so.
    Die Hölle wollte nicht, dass sich Menschen zu nahe an Engel heranwagten. Und wenn doch, dann setzte sie ihre Macht ein, um Grenzen zu setzen.
    Vom Haus her hörten wir nichts. Die Stille blieb bestehen. Sie kam mir schon unnatürlich vor. Es mochte auch daran liegen, dass das Tageslicht immer mehr schwand. Eine geisterhafte Farbe, mausgrau und schattig breitete sich aus. Die Stunde zwischen Tag und Traum begann in dieser dichten Umgebung recht früh, und wir hörten die fremden Geräusche in der Stille fast doppelt so laut.
    Rüben hatte sich nicht mehr bemerkbar gemacht. Er war für mich eine ungewöhnliche Gestalt. Wie musste es in ihm aussehen, wie musste er geschockt worden zu sein, dass er sein schlimmes Leben als Verbrecher ausgleichen wollte? Wie würde es bei ihm enden? Und wer hatte ihn zurückgeschickt? Sicherlich nicht der Teufel. Es musste ein Engel gewesen sein, und aus Dankbarkeit hatte Crane diese Gruppe gegründet, die aus Gleichgesinnten bestand. Aus normalen Menschen, die sich etwas erhofft hatten
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