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Das höllische Ich

Das höllische Ich

Titel: Das höllische Ich
Autoren: Jason Dark
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Starre des Kopfes verlor sich und ging in ein Nicken über.
    »Und?«, fragte ich.
    »Das sind sie«, flüsterte er kaum hörbar. »Ja, das sind sie. Sie haben uns entdeckt.«
    »Wer sind sie genau?«
    Ruben winkte ab. »Ich kann sie nur als die Engel des Teufels ansehen, als Boten der Hölle. Etwas anderes kommt mir dabei nicht in den Sinn. Sie warten auf meine Freunde, um in sie eindringen zu können. Sie wollen ihr Ich löschen, und das zweite in sie hineintreiben. Engel sind ihre Feinde, und hier haben wir uns zusammengefunden, um mit unseren Engeln – den Schutzengeln – Kontakt aufzunehmen. Diesen Wunsch wollen sie ausnutzen. Sie wollen stärker sein und die Menschen übernehmen. So und nicht anders lautet ihr Plan.«
    »Kannst du nichts dagegen tun?«
    »Was denn?«
    »Deine Freunde warnen«, schlug ich vor.
    »Nein, das werde ich nicht. Sie müssen herkommen. Nur hier können wir es austragen. Es muss einen Schluss finden. Der Kampf darf nicht immer so weitergehen. Ich bin geschickt worden, um meine Reue in die Praxis umzusetzen. Aber ich weiß nicht, ob ich gut genug bin. Eigentlich gehöre ich zu IHM, in seine Welt, wenn du verstehst?«
    »Du denkst dabei an den Teufel?«
    »Ja, an wen sonst. Nur er kann seinen irren Spaß haben, wenn es ihm und seinen Helfern gelingt, stärker als wir zu sein.«
    Ich brauchte mir keine Sorgen wegen der Schatten zu machen. Die behielt Suko gut im Blick. So unterhielt ich mich weiter mit Ruben Crane und wollte ihm so etwas wie einen Hoffnungsfunken geben, indem ich sagte: »Es ist alles richtig, aber der Teufel hat zwei Faktoren nicht in seine Rechnung mit einbezogen, nämlich Suko und mich.«
    Von der Seite her traf mich ein skeptischer Blick. »Glaubst du wirklich, so stark sein zu können? Denk daran, es ist der Teufel!«
    »Das weiß ich.« Mein Lächeln sah nicht mal bitter aus. »Aber ich besitze das hier.« Schon vor dem letzten Wort hatte ich in die Tasche gegriffen und holte nun mein Kreuz hervor, das ich wie eine Siegestrophäe in der Hand hielt.
    Rüben zuckte leicht zurück. Jetzt würde es sich zeigen, ob er sich auf dem Weg zur Läuterung befand oder nicht. Sein Blick flackerte für einen Moment, er schüttelte den Kopf, aber er entfernte sich nicht von mir. Ich sah zunächst nur, dass er schluckte. Dabei wischte er sich über die Stirn, aber das Kreuz jagte ihm keine Furcht ein, und genau das war für mich wichtig. So konnte ich ihn endgültig zu meinem Verbündeten zählen.
    »Es ist eine Macht«, flüsterte er. »Ich spüre es. Ich habe noch nie eine derartige Kraft gemerkt. Sie ist so völlig anders als normal. Was ist das?«
    »Die Macht der Engel, Rüben. Es ist wirklich die Macht der mächtigen Engel. Sogar der mächtigsten unter ihnen. Vier Erzengel haben das Kreuz geweiht – Michael, Gabriel, Raphael und Uriel. Sie sind letztendlich diejenigen, auf die ich zähle. Ihre Kraft ist in diesem Kreuz gebündelt, und sie wird frei werden, wenn ich es einsetze. Du siehst also, dass wir nicht so wehrlos sind, wie du vielleicht befürchtet hast.«
    Er staunte. Er hielt die Augen offen und konnte nur nicken. Dann räusperte er sich, drehte sich von mir weg und sagte mit leiser Stimme: »Ich glaube, dass wir jetzt Hoffnung schöpfen können, aber wir sollten nicht zu radikal sein.
    »Das bestimmt nicht. Aber du siehst, dass wir nicht so einfach aufgeben werden.«
    »Ja, es ist gut, dass wir uns getroffen haben.« Er sah mich aus seinen hellen Augen direkt an. »Kann man da von einem Zufall sprechen?«
    Ich hob die Schultern und grinste. »Man kann es auch Fügung nennen.«
    Rüben nickte sehr ernst. »Ja, so sehe ich das auch. Mein Schicksalskreis hat sich geschlossen. Ich hätte nie gedacht, dass ich bei meiner letzten Bewährungsprobe noch Helfer gewinnen würde. Nun weiß ich es, und ich bin sehr froh darüber.«
    Suko meldete sich, und seine Stimme klang nicht eben freudig. »Ich glaube, dass sich unsere Feinde vermehrt haben.« Er deutete gegen das Glasdach.
    Schon beim Gespräch mit Rüben waren mir die schwachen Zitterbewegungen aufgefallen, die über den Boden huschten. Es handelte sich praktisch um den Widerschein dessen, was sich über unseren Köpfen abspielte.
    Ich blickte ebenfalls hoch.
    Ja, da huschten die »Schwarzen Seelen« entlang. Sie waren Feinde und bekamen auch mein Kreuz zu spüren. Ich fühlte die Erwärmung an meiner Haut, aber sie ließ sich ertragen, und Lichtreflexe huschten auch nicht über das edle Metall hinweg.
    »Sie warten«,
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