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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor
Autoren: dtv
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rief Mattila über das Rauschen des Wassers hinweg. »Bleib in Deckung!«
    Ohne sich um Mattilas Warnung zu kümmern, lief Timo seiner Frau entgegen. Die Dunkelheit und Stille waren unerträglich. Wer
     hatte auf die Amerikaner geschossen? Die Chinesen?
    Timo rannte schneller auf Soile zu. Plötzlich sah er, wie sich ein Mann aus dem Dunkeln auf sie stürzte und sie zu Boden riss.
     Im selben Moment fiel ein Schuss, und Timo war nicht sicher, aus welcher Richtung er kam. Er warf sich auf die Erde und zerkratzte
     sich das Gesicht mit den Disteln. Ohne zu zögern, kroch er weiter auf Soile und den Mann zu, der sie gepackt hatte.
    »Bleib, wo du bist, oder deine Frau wird leiden!«, rief der Mann ihm zu.
    Blinde Wut trieb Timo noch schneller vorwärts. Der Rufer war Amerikaner, also musste der Schütze Chinese gewesen sein.
    »Sie hat nichts mit der Sache zu tun, lass sie gehen«, sagte Timo zu dem Mann, von dem er im Mondlicht nur die Silhouette
     sah. Zwei weitere Schüsse aus dem Dunkel des Waldes brachten Timo dazu, sich tief auf die Erde zu drücken, aber er robbte
     so schnell wie möglich weiter. Es waren nur noch wenige Meter bis zu Soile und dem Amerikaner, der sie festhielt.
    »Bleib, wo du bist!«, schrie der Amerikaner noch aggressiver als zuvor.
    »Komm schon, du verdammter Irrer«, erwiderte Timo außer Atem, wobei er versuchte, die Waffe in der Hand des anderen zu sehen.
    »Pass auf, Timo!«, rief Soile auf Finnisch.
    |425| »Wohin zielt er?«
    »Gerade jetzt zum Himmel, er wechselt die Position   ...«
    Timo spannte seine Kräft auf das Äußerste an und warf sich mit einem enormen Sprung auf den Mann. Der Amerikaner drückte den
     Abzug seiner Pistole, aber die Kugel nahm den Weg ins Dunkel des Himmels. Timo drückte dem Mann das Knie in den Leib und versuchte
     die Hand mit der Waffe zu erwischen. Mit der freien Hand schlug ihm der Mann so heftig gegen den Hals, dass Timo taumelte.
     Doch mit letzter Kraft versetzte er dem Amerikaner einen Schlag ans Kinn und sah, wie der Hinterkopf gegen einen Stein prallte.
     
    Jørgensen versuchte zu erkennen, was in hundert Meter Entfernung auf dem Boden vor sich ging, aber das war unmöglich. Der
     Mann, der aus der Ruine gestürzt war, hatte sich auf die Erde geworfen und war weitergekrochen. Dann hatte er den vierten
     Amerikaner angegriffen, der sich die Frau geschnappt hatte.
    Alle drei lagen in einer Senke und waren darum schwer zu treffen. Blind wollte Jørgensen nicht feuern – diejenigen, die als
     Erste bei der Ruine eingetroffen waren, hatten vielleicht schon etwas gefunden. Da war es klüger, zu beobachten, wie sich
     die Situation entwickelte und selbst in Deckung zu bleiben, denn in der Fensteröffnung des Gebäudes war Bewegung zu erkennen.
     
    Timo spürte den Arm des Amerikaners erschlaffen.
    »Ist er tot?«, fragte Soile zitternd.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich bewusstlos   ...«, keuchte Timo und nahm die Pistole des Mannes an sich. »Wir müssen in Deckung gehen.«
    Mit der freien Hand griff er nach Soiles Arm und half ihr auf die Beine. Zugleich machte er sich darauf gefasst, das Feuer
     zu erwidern, falls erneut geschossen würde. Mit gefesselten Händen stolperte Soile voran.
    Timo stützte seine Frau am Arm und rechnete jeden Moment mit einem Schuss aus der Dunkelheit. Aber es tat sich nichts. |426| Als wollte man sie das Gebäude erreichen lassen, das Meter für Meter näher rückte. Oder genügte es dem Schützen, dass der
     Amerikaner am Boden lag?
    Soile atmete schwer. An der Mauer blieben sie stehen. Timo half ihr rasch durch die Fensteröffnung, jederzeit bereit, das
     Feuer zu erwidern. Drinnen führte er Soile vom Fenster weg und umarmte sie fest. Sie zitterte am ganzen Leib.
    Timo merkte, dass er Heli anschaute, auf deren ernstes Gesicht das Mondlicht fiel. Sie hielt den Papierstoß von Nishikawa
     im Arm wie ein Kind.
    Erst da drehte Soile sich um und erkannte Heli.
    »Was macht diese Frau hier?«, flüsterte sie Timo ins Ohr.
    »Nishikawa hat eine Methode entdeckt, Antimaterie zu speichern, wollte aber verhindern, dass seine Entdeckung für militärische
     Zwecke missbraucht wird«, sagte Timo.
    Soile löste sich von ihm und streckte die gefesselten Hände nach den Papieren aus. »Gib sie her. Was spielt der militärische
     Gebrauch für eine Rolle, wenn die Entdeckung für die Energiegewinnung   ...«
    Heli wich zurück, die Papiere fest im Arm. »Für die Energiegewinnung? Warum sollte man noch mehr davon
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