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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
Autoren: Claus Hipp
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ohne Subventionen meist nicht mehr leben. Und die Früchte bäuerlicher Arbeit können die Weltbevölkerung auf Dauer nicht mehr ernähren, wenn es nicht zu einer Kehrtwende kommt. „Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen“, heißt es in Genesis 1,29. Der Mensch soll die Erde nutzen und nicht ausnutzen.
    Dazu müssen wir allerdings auch sagen: Die Verbraucher des Nordens stehen am Ende dieser fehlgesteuerten Nahrungskette. Über Jahrzehnte wurde ihnen eingeimpft, dass Lebensmittel nicht nur überreich vorhanden, sondern vor allem auch billig zu haben seien. Noch Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts gab ein Durchschnittshaushalt ein gutes Drittel seines verfügbaren Einkommens für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke aus. Heute sind es gerade noch zehn Prozent. Auch die Preisrelationen bei Lebensmitteln haben teils absurde Züge angenommen, wenn etwa Schweinefleisch billiger ist als frisch geerntete Kartoffeln oder Käse, wenn vom anderen Ende der Welt importierte exotische Früchte weniger kosten als heimische Äpfel. Weshalb eine Umkehr letztlich auch nur beim Verbraucher beginnen kann. Wenn wir qualitativ hochwertige Lebensmittel wollen, dann sollten wir bereit sein, den Preis dafür zu bezahlen, und die Arbeit der Bauern damit entsprechend wertschätzen.
    Nur dann lässt sich in der Landwirtschaft auch wieder flächendeckend eine vernünftige Bodenbewirtschaftung durchsetzen. Ein gesunder Boden verliert seine Leistungsfähigkeit nicht, ganz im Gegenteil, er kann sie sogar steigern. Das wiederumführt zu einer besseren Energiebilanz. Eine ökologische Landwirtschaft erzeugt einen Energieüberschuss, während die konventionelle Landwirtschaft mehr Energie in die Erzeugung von landwirtschaftlichen Gütern steckt, als wir am Ende aus unseren Lebensmitteln herausholen.
    Für mich gilt deshalb der Grundsatz des Begründers des Bio-Gedankens, Albrecht Thaer (1752-1828): „Gesunder Boden – gesunde Pflanze – gesundes Tier und gesunder Mensch!“ Vor der Zeit, in der mit der modernen Stickstoffchemie eine der Grundlagen unserer industriellen Landwirtschaft gelegt wurde, vertrat Thaer schon in weiser Voraussicht die Meinung, dass die Nahrung der Pflanzen aus den im Boden befindlichen organischen Stoffen bestehen müsse. Damit begründete er die Humustheorie, die lange Zeit viel Gegnerschaft erfuhr und teils heute noch erfährt.
    Dr. Müller stellte die Frage: Was macht einen lebendigen und gesunden Boden aus?
    Angesichts des Durchmessers unserer Erde (ungefähr 12 000 Kilometer) und der Dicke der äußeren Erdkruste (maximal 35 Kilometer) nimmt sich die Dicke der fruchtbaren Rindenschicht mit ihren 10 bis 30 Zentimetern verschwindend dünn aus. Und doch ist ohne diesen Boden jedes Leben auf der Erde undenkbar. Auch diese hauchdünne „Muttererde“ ist noch in mehrere Schichten gegliedert. Und dieser Boden wächst grundsätzlich von oben nach unten.
    Wenn wir organische Substanzen, also etwa Gras, Blätter oder Mist liegenlassen, tritt zunächst ein Fäulnisprozess ein, in dessen Verlauf Giftstoffe entstehen, die jegliche fruchtbaren organischen Prozesse hemmen. Bei ausreichender Luftzufuhr ist dieser Fäulnisprozess normalerweise in rund zwei Wochen, im Sommer gar in wenigen Tagen beendet. Daran schließt sich ein Verrottungsprozess ohne Giftentwicklung an. Hierbei werden die organischen Substanzen nicht nur durch Bakterien, Algen und Pilze, sondern vor allem durch Kleinsttiere wie Würmer, Asseln, Käfer, Tausendfüßler usw. abgebaut. In der oberen Bodenschicht geht es sozusagen drunter und drüber. Einer frisstden anderen und das, was der andere übriglässt, bis nichts mehr da ist, was dieser Mikrofauna als Nahrung dienen könnte. Man nennt diesen Prozess „Zellgare“. Er ist ein Durchgangsstadium zur Humusbildung.
    In dieser Schicht des ständigen Durchwühlens und tierischer Völkerwanderungen können weder die Wurzelbakterien noch die Haarwurzeln der Pflanzen richtig gedeihen. Die Pflanzenwurzeln finden hier noch nicht die Nahrung, die sie benötigen. Diese entsteht vielmehr erst in der darunter liegenden Schicht, der sogenannten „Plasmagare“. Hier wird die verbliebene organische Substanz der „Zellgare“ vorwiegend von Bakterien abgebaut, und zwar zu mikroskopischen Kleinsubstanzen, die als unmittelbar aufnehmbare Nahrung den Haarwurzeln der Pflanze zur
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