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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
Autoren: Claus Hipp
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Verfügung stehen.
    In Verbindung mit dem mineralischen Gerüst des Bodens aus Sand, Ton und Kleinstgestein entsteht so die für einen gesunden, fruchtbaren Humus essenzielle Krümelstruktur. In einem Bodenkrümel verbinden sich winzige, zerklüftete und daher extrem oberflächenreiche Tonteilchen mit den ebenso zerfaserten Resten organischer Substanzen zu einer Art Schwamm mit einer Fülle winziger Hohlräume. Die innere Oberfläche gesunder Böden kann deshalb bis zu 20 Quadratkilometer auf einen Quadratmeter Boden betragen. In den Hohlräumen der Krümel befindet sich zudem Luft, ohne die Kleinstlebewesen, Bakterien, Pilze, nicht überleben können, ferner wird dort Wasser gespeichert, das in Dürreperioden als Reserve dient. Im Wasser wiederum werden auch gelöste Salze, die sogenannten „Schwarm-Ionen“, festgehalten, die von den Pflanzen je nach Bedarf entnommen werden können. Eine der wesentlichen Voraussetzungen des organischbiologischen Landbaus liegt daher in der Erzielung einer umfangreichen, möglichst tief reichenden Krümelstruktur. Dazu muss man für die Bakterien im Boden ständig optimale Lebensbedingungen schaffen. Am Ende des Abbauprozesses steht dieselbe Urform des Lebendigen, die am Anfang da war. Hier verbindet sich das übriggebliebene schwammige Plasma mit den zerklüfteten Tonkristallen zu den Dauerkrümeln.
    Wir sehen, dass es sich hier um einen fein abgestimmten, hochsensiblen und funktionalen Kreislauf handelt. Die Natur leistet sich nicht die Verschwendung der höchstorganisierten lebenden Substanz bis zu ihrer restlosen Vernichtung durch die Mineralisation. Sie lässt es gar nicht so weit kommen, sondern baut die derart erhaltenen Lebensträger wieder zu neuem Plasma um. In der Plasmagare, dem Dauerhumus, dieser bakteriellen Aufarbeitungszone, liegt gleichsam der Brennpunkt des Kreislaufs des Lebens, die Nahtstelle zwischen Tod und Leben. Das Grundgesetz organisch-biologischer Bodenbearbeitung lautet deshalb, die verschiedenen Bodenschichten so wenig wie möglich zu vermischen. Und die Grundidee der Humustheorie geht davon aus, dass wir dem Ackerboden nichts entnehmen, dass wir nichts von dem zerstören sollten, was er zum Gedeihen braucht. Dass wir ihm aber ebenso wenig Dinge zusetzen müssen, die er nicht von Natur aus schon enthält. So erklärte Dr. Müller mit einfachen Worten, die jeder Bauer verstehen konnte, den biologischen Landbau.

    Das Fundament des Mutterbodens ist weit dünner als jenes der Türme von Ideen, von denen das Zitat Anton Bruckners spricht, das diesem einleitenden Kapitel zur Überschrift dient. Aber es ist ein umso empfindlicheres Fundament. Es ruht seinerseits auf dem Fundament der Idee, dass in der Natur das meiste den Gesetzen des Kreislaufs gehorcht, während wir in der Kultur, der Zivilisation, in Technik und Kunst ja vielleicht doch so etwas wie Fortschritt kennen – gewiss nicht immer linear, oft von Brüchen, Krisen und auch Rückschlägen gekennzeichnet. Aber getrieben von den Ideen der Unzufriedenen, die die Welt ein wenig besser machen wollen, als sie sie vorgefunden haben.
    Von Karl Marx stammt die berühmt-berüchtigte Formel, die Philosophen hätten die Welt bislang nur verschieden interpretiert, es komme aber darauf an, sie zu verändern. Der Philosoph Odo Marquard hat darauf später spöttisch gekontert, dass einige Zunftgenossen die Welt nicht nur verschieden interpretiert, sondern auch höchst rabiat verändert hätten – es kommeaber darauf an, sie zu verschonen. Ich glaube, beide Denker haben ein bisschen recht. Die göttliche Schöpfung der Natur – wozu auch wir selbst als Lebewesen gehören – sollten wir in der Tat so gut wie es uns möglich ist verschonen und für kommende Generationen bewahren. Was wir selbst geschaffen haben, dürfen wir dagegen nicht nur verschieden interpretieren, wir dürfen es auch verändern. Mutig, aber möglichst mit Augenmaß.

Nutze den Augenblick – aber den richtigen
    Warum Ideen Zeit brauchen
    24 Stunden am Tag. Nicht mehr, nicht weniger. Auch wenn es vielen häufig anders vorkommt: Jeder Mensch hat gleich viel Zeit. Natürlich nicht gleich viel Lebenszeit. Die ist, wie so vieles auf Erden, weder gleichmäßig noch immer gerecht verteilt. Sie wird von unserer Konstitution und vom Schicksal bemessen. Letzteres in Form von Krankheit, Unfällen, Naturkatastrophen oder menschlichem Versagen. In weiten Teilen der Welt auch leider immer noch von ungerechten wirtschaftlichen und politischen
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