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Das Hexenkloster

Das Hexenkloster

Titel: Das Hexenkloster
Autoren: Jason Dark
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Knochen.
    »Jetzt!«, flüsterte er so laut, dass alle ihn hören konnten, »stelle ich die Frage noch mal. Und ich will eine verdammte Antwort haben. Wo befindet sich meine Frau? Ich weiß, dass sie hier war, und ich will sie sehen, verdammt!«
    Schweigen, eisiges Schweigen beherrschte die Runde. Die Frauen standen auf ihren Plätzen wie einbetoniert. Sie starrten ihn aus verschiedenen Richtungen an, aber niemand sagte etwas. Die Lippen blieben einfach nur geschlossen.
    Sekunden trieben dahin, in denen Ike Turner ein innerliches Chaos durchlitt. Um sich davon zu befreien, wäre er am liebsten losgezogen und hätte die Frauen der Reihe nach niedergeschlagen, doch er musste sich zusammenreißen, was ihm verdammt schwer fiel.
    »Keine Antwort?«, flüsterte er. Seine Stimme bebte ebenso wie sein Körper.
    Immer noch entgegnete niemand etwas.
    »Dann muss sich wohl zu einem anderen Mittel greifen!« Seine Stimme war sehr ruhig geworden, und das hätte die Frauen eigentlich warnen müssen. Aber sie taten nichts und warteten; vielleicht auf ihre Anführerin, die sich auch nicht rührte.
    Die Waffe sank nach unten. Es ging schnell, und irgendwie schaffte es Ike, sein Denken auszuschalten. Er sah nur das Ziel vor Augen, das er unter allen Umständen erreichen wollte – die Rettung seiner Frau.
    Der Lauf sank nach unten. Er rutschte an der Hüfte entlang, die Mündung erreichte den Oberschenkel und...
    Ike drückte ab!
    Er zuckte selbst zurück, als er sich über das Donnern erschreckte. Er trat von Marnie Steel weg, riss die Augen weit auf und schien sich über seine eigene Tat zu wundern.
    Er hatte die Kugel in den rechten Oberschenkel der Frau gejagt, die es nicht mehr schaffte, stehen zu bleiben. Jemand schien gegen ihr Bein geschlagen zu haben. Plötzlich sackte sie nach rechts weg und prallte zu Boden.
    Sofort liefen zwei andere Frauen zu ihr. Sie bückten sich, sie kümmerten sich um Marnie, und sie hörten ihr Stöhnen, das zu dem vor Schmerz verzerrten Gesicht passte.
    Ike Turner riss sein Gewehr wieder hoch. Er hatte es durchgeladen und stand nun an einer anderen Stelle. Zwischen sich und den Frauen hatte er den idealen Zwischenraum gebracht. Er konnte jetzt die Waffe schwenken, sodass die Mündung einen Halbkreis beschrieb.
    Er stellte fest, dass es ihm besser ging. Er hatte durch den Schuss ein Zeichen gesetzt. Jetzt wussten die anderen Frauen, dass er nicht bluffte.
    Sie waren schockiert, weil sie ihm eine derartige Handlung nicht zugetraut hatten. Dass Marnie auf dem Boden lag und vor sich hinstöhnte, interessierte ihn nicht.
    Turner hatte die Oberhand behalten. Er nickte den Frauen zu, bevor er sie ansprach.
    »Also«, flüsterte er ihnen zu. »Ihr habt gesehen, was geschieht, wenn man mich belügen will. Deshalb...«
    »Sie hat dich nicht belogen«, erklärte eine der Frauen. Sie hatte graues Haar, das glatt wie Eis anlag.
    »Lass mich ausreden, verdammt! Ich will wissen, wo meine Frau ist. Sie ist hier gewesen, das weiß ich, und jetzt sagt mir jemand, wo ihr sie hingeschleppt habt.«
    Wieder antwortete die Grauhaarige und musste Marnie Steel’s Stöhnen übertönen. »Wir haben nichts getan.«
    Turner lachte, obwohl er es nicht wollte. Es war einfach ein Reflex. »Willst du mich verarschen?«, flüsterte er. »Ihr habt ihr nichts getan. Wer dann?«
    »Sie ist nicht mehr bei uns.«
    »Das sehe ich!«, schrie Tuner.
    Endlich erhielt er doch noch eine Antwort. Wieder war es die Frau mit den grauen Haaren. Ihre Stimme klang so ruhig, als wollte sie ihm etwas von seiner Wut nehmen. »Deine Frau befindet sich in der Hexenwelt!«
    Ike Turner sagte zunächst nichts. Er hatte die Antwort bekommen, doch jetzt hatte es ihm die Sprache verschlagen. Er stand da und konnte nichts sagen, weil ihn dieser eine Begriff zu sehr beschäftigte. »Hexenwelt?«
    »So ist es.«
    »Das kann nicht sein.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Ihr wollt mich verarschen.«
    »Nein, es ist die Hexenwelt!«
    Turner drehte den Kopf nach links, weil er die Antwort noch immer nicht glauben konnte.
    »Stimmt das?«, fragte er bei Marnie Steel nach.
    Die sagte zunächst nichts. Sie schaute ihn für längere Zeit an. Die rechte Hand hielt sie dabei auf ihre Wunde gepresst. Der Ausdruck des Schmerzes malte sich nicht mehr so stark auf ihren Zügen ab. Dafür zeigte sich jetzt eine gewisse Schadenfreude. »Ja, Ike, ja. Wenn meine Freundin das sagt, stimmt es. Deine Frau befindet sich in der Hexenwelt. Sie ist dorthin geholt worden. Jetzt ist sie
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