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Das Hexenkloster

Das Hexenkloster

Titel: Das Hexenkloster
Autoren: Jason Dark
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gehenden Frau. Klar und deutlich hatte er es nicht verstanden, aber es stammte von menschlichen Stimmen.
    »Heh, warte!«, befahl er.
    Mamie Steel blieb stehen und drehte den Kopf zur Seite.
    Ike Turner schaute auf sie hinab. »Was ist das?«
    »Was?«
    »Das Geräusch!«
    Obwohl sie ihn nicht direkt anschaute, bemerkte er ihr Lächeln, was ihm gar nicht gefiel. »Es sind wohl meine Freundinnen.« Sie hob die Schultern. »Hier unten ist unser Reich, und hier finden wir unsere neue Bestimmung. Du kannst davon ausgehen, dass es die Welt der Hexen ist. Das völlig Neue, verstehst du?«
    »Nein, aber ich werde es kennen lernen.«
    Ike ärgerte sich, dass Marnie Steel anfing zu kichern. Es hörte sich zu siegessicher an, und er verfluchte innerlich die Bemerkung, die sie machte.
    »Du wirst nicht gewinnen«, behauptete sie. »Das verspreche ich dir. Wer sich in die Höhle des Löwen begibt, der kommt darin um. So war es schon immer, und so wird es immer sein.« Mit diesem Satz hatte sie genug gesagt, drehte sich wieder um, zeigte ihm ihren Rücken und ging weiter.
    Ike Turner musste das Gehörte erst verdauen, und das fiel ihm nicht leicht. Er hatte Angst davor, zum Verlierer zu werden, was nicht nur für ihn galt, sondern auch für seine Frau. Schließlich ging es ihm letztendlich um sie.
    Er wollte Marnie Steel nicht einfach loslaufen lassen und eilte ihr deshalb hinterher. Die Treppe hatte er schnell hinter sich gelassen, drehte sich nach links und schaute hinein in den breiten Gang, der teilweise durch das Licht der Kerzen erhellt wurde.
    Im ersten Moment überkam ihn der Eindruck, in einem falschen Film zu stehen. Er sah die Unruhe, die durch den flackernden Schein geschaffen wurde. Vier Frauengestalten hielten sich in seiner Umgebung auf. Sie trugen schwarze Kleider, die eng an ihren Körpern lagen und bis zu den Knöcheln reichten. Im Hintergrund registrierte er einen stabilen Holzpfahl, der in die Höhe ragte, und fühlte sich zu den Indianern versetzt. Jenseits des Pfahls verlor sich das wenige Licht in der Dunkelheit.
    Das also war ihre Welt. Hier fühlten sich die Frauen wohl, die sich selbst als Hexen bezeichneten, aber eine Person vermisste er, und das war seine Frau Kelly.
    Das Erscheinen von Ike und Marnie war bemerkt worden. Die vier Frauen standen jetzt so, dass sie ihn und seine Gefangene anschauen konnten. Ob sie etwas ahnten und ob ihre Gesichter zu einem spöttischen Lächeln verzogen waren, das konnte er nicht sagen. Jedenfalls hatte er das Gefühl, dass sie lächelten und sich über ihn lustig machten.
    Er packte das Gewehr noch fester an, als sollte es ihm einen besonderen Halt geben. »Okay«, flüsterte Ike. »Okay, ich habe alles gesehen. Ich weiß verdammt gut Bescheid. Es scheint keine Probleme zu geben.« Er fing an zu lachen. »Aber ich will wissen, wo sie steckt!« Er atmete tief durch, um danach die gleiche Frage in einem anderen Wortlaut zu stellen. »Wo ist sie?«, brüllte er. »Wo ist meine Frau, verflucht noch mal?«
    Seine Stimme war verdammt laut. Sie drang in das Gewölbe ein und verwandelte sich dort in ein Echo, das sich mehrmals wiederholte.
    Wenn Kelly in der Nähe war, hätte sie ihn einfach bei dieser Lautstärke hören müssen, aber Ike vernahm nur wieder die eigene Stimme. Von Kelly hörte er nichts.
    In diesen Augenblicken stellte er fest, dass er nicht zu den Gewinnern gehörte, obwohl er sich immer noch sicher war, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Er war der Verlierer, er konnte dagegen nichts tun. Er stand auf der Stelle und kam sich blöd vor.
    Die Gesichter der Frauen regten ihn auf. Sie waren menschlich, und das blieben sie auch, aber sie hatten sich auf eine bestimmte Art und Weise verzogen, die er nicht mochte. Dahinter steckte ein verborgenes Wissen, und Ike wollte sich nicht zum Narren halten lassen.
    Er überlegte, ob er die Frage noch mal stellen sollte und entschied sich dagegen. Nein, auf keinen Fall. Er würde nur Hohn und Spott ernten. Bei den Weibern hier mussten eben andere Saiten aufgezogen werden, und Ike war bereit, alles zu tun.
    »Okay«, flüsterte er, »okay, ihr wollt nicht antworten und mir sagen, wo Kelly steckt. Ich habe verstanden und werde deshalb zu anderen Mitteln greifen...«
    Was er vorhatte, gab er nicht Preis. Dafür handelte er und bewegte sich dabei blitzschnell. Er riss das Gewehr hoch und einen Moment später berührte die Mündung Marnie Steel’s Kopf. Direkt über dem rechten Ohr drückte er ihr die Mündung gegen den
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