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Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit
Autoren: Ruth Langan
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eines Mannes vergoss. Ein Mann, den es offenbar nicht kümmerte, welches Leid er in ihrem Herzen ausgelöst hatte, als er zur Tür hinausgegangen war.
    Sie ließ den Tränen freien Lauf und machte keine Anstalten, sich zusammenzureißen. Hier oben gab es niemanden, der ihre Demütigung sah, und daher hatte sie keinen Grund, sich weiterhin tapfer zu geben.
    Schließlich überließ sie sich ganz ihrem Kummer und vergrub das Gesicht in den Händen, während ihr Körper von heftigen Schluchzern erfasst wurde.
    "Tu das nicht. Ich kann den Anblick nicht ertragen." Die tiefe, angenehme Stimme ließ Darcy herumwirbeln.
    "Gryf." Ungläubig wischte sie ihre Tränen fort, da sie glaubte, einem Trugbild zu erliegen. "Was machst du …? Ich dachte, du seist …" Sie deutete auf das Schiff, das unten im Hafen vor Anker lag. "Newt sagte, er habe dich an Bord gehen sehen."
    "Ich war auch an Bord. Und ich dachte, ich könnte es durchhalten, aber die Vorstellung, nach Indien zu segeln, während du hier …" Er schüttelte den Kopf und war immer noch ergriffen, Darcy weinend angetroffen zu haben. Ein stechender Schmerz machte sich in seinem Herzen bemerkbar. "Du bist immer so tapfer gewesen. Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen."
    "Das hast du auch nicht." Hastig versuchte sie, die Tränen zu trocknen. "Ich weine gar nicht."
    "Ja. Das sehe ich." Er spürte, wie ungern sie ihre Schwäche eingestand, und bemühte sich, sie nicht weiter zu behelligen.
    Dann räusperte er sich. "Nicht, dass sich etwas geändert hätte, Darcy. Ich denke immer noch, dass ich deine Liebe nicht verdiene. Und ich habe kein Recht, dich zu bitten, dein Leben mit mir zu verbringen, wenn ich keine Vorstellung davon habe, wie meine Zukunft aussehen wird."
    "Weiß irgendjemand, was die Zukunft uns bringt, Gryf?"
    Ihre Frage stimmte ihn nachdenklich. Wie erwartet, kam sie genau auf das Wesentliche zu sprechen und hielt sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf. "Natürlich nicht", erwiderte er. "Doch zumindest kennen die meisten Menschen ihre Vergangenheit." Vorsichtig suchte er nach den richtigen Worten. "Ich liebe dich, Darcy. Mehr, als du ermessen kannst. Ich wäre der glücklichste Mensch der Welt, wenn du bereit wärest, meine Frau zu werden."
    Als er sah, dass sie etwas erwidern wollte, hob er warnend die Hand. "Doch wenn du dazu bereit bist, dann musst du der harten Tatsache ins Auge sehen, dass ich eines Tages womöglich mein Gedächtnis wiedererlange. Und dann könnte es Dinge in meiner Vergangenheit geben, die wir lieber gar nicht wissen möchten. Vielleicht habe ich irgendwo Frau und Familie."
    Sie verdrängte die Angst, die in ihr aufstieg. An so etwas wollte sie jetzt nicht denken. Dazu hätte sie noch genügend Zeit in den langen Winternächten, wenn draußen der Wind heulte und einem in der Dunkelheit ganz beklommen zu Mute war. In diesem Augenblick indes würde sie sich an das klammern, was er ihr anbot. Denn es war das Einzige, wonach sie sich wirklich sehnte.
    "Ich bin bereit, das Risiko einzugehen, Gryf. Doch du musst es auch sein."
    Er schüttelte den Kopf. "Darcy, für mich gibt es kein Risiko. Ich liebe dich. Von ganzem Herzen. Aber ich möchte dir in der Zukunft weiteren Kummer ersparen."
    Sie schaute ihn an, und die Tränen trockneten auf ihren Wangen. "Ich liebe dich so sehr, Gryf. Ich möchte, dass wir zusammen sind, so lange, wie es uns vergönnt ist. Und wenn der Tag kommt, an dem wir auseinander gehen müssen, habe ich zumindest diese Erinnerungen. Und so wird es auch für dich sein."
    "O Darcy, meine Liebe." Er breitete die Arme aus, und sie schmiegte sich an ihn.
    Genau in diesem Augenblick vernahmen sie Laute des Frohlockens, und als sie sich verwundert umdrehten, sahen sie ihre ganze Familie und den kleinen Whit auf dem Treppenaufgang stehen. Sie schienen sich keineswegs zu schämen, jedes Wort der Liebenden mit angehört zu haben, sondern strahlten voller Erleichterung über das ganze Gesicht. Sogar Geoffrey Lambert, der noch kurz zuvor bereit gewesen war, Gryf zum Duell zu fordern, um die Ehre seiner Enkelin wiederherzustellen, lächelte nun und machte ein zufriedenes Gesicht.
    Als die Freudenrufe kein Ende zu nehmen schienen, flüsterte Darcy Gryf etwas zu, und er nickte bereitwillig.
    Dann hob er eine Hand, um sich Gehör zu verschaffen, und wandte sich an Whit. Augenblicklich verstummte die Schar. "Du hast gehört, dass ich Darcy gebeten habe, meine Frau zu werden. Jetzt möchten wir dich fragen, ob du unser Sohn werden
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